p1c_V.001 auch ausserhalb dem Gehirn müssiger Denker verzweifeln, p1c_V.002 weil uns ein vollkommenes System, ein Compendium p1c_V.003 derselben abgeht, welches vielleicht am Ende das letzte, p1c_V.004 das wenigste ist?
p1c_V.005 Wodurch beweist die Mathematik, die Philosophie p1c_V.006 der Größen, ihre wissenschaftliche Existenz? Etwa durch die p1c_V.007 Geometrie des Euklides, die auf Postulate, und zur Hälfte p1c_V.008 gar auf ein unsichres Axiom gegründet ist? Kein tiefdenkender p1c_V.009 Mathematiker hat noch daran gedacht, daß das Ansehn p1c_V.010 seiner Wissenschaft auf einem vollständigen System der idealen p1c_V.011 Prinzipien beruhe. Was man für höhere Formeln zu p1c_V.012 einem besondern Problem gerade braucht, erfindet man. p1c_V.013 So bildet sich nach und nach ein leidlich zusammenhängender p1c_V.014 Canon von rein idealen Sätzen.
p1c_V.015 Aber dadurch beweist die Mathematik ihr Daseyn, p1c_V.016 daß ihre idealen Grundsätze glückliche Hypothesen zur Erklärung p1c_V.017 der Erscheinungswelt abgeben, daß der Mathematiker p1c_V.018 eine Evidenz hat, durch Construction in Raum und Zeit, p1c_V.019 die nur wenig Mitarbeiter am Gebäude der Wissenschaft etwas p1c_V.020 ungereimtes unternehmen läßt. Kurz, während die andern p1c_V.021 Philosophen geduldig zusehn müssen, wie jeder Vorübergehende p1c_V.022 die Wetterfahne ihrer anarchischen Wissenschaft p1c_V.023 bald so, bald anders dreht, genießt die Mathematische
p1c_V.001 auch ausserhalb dem Gehirn müssiger Denker verzweifeln, p1c_V.002 weil uns ein vollkommenes System, ein Compendium p1c_V.003 derselben abgeht, welches vielleicht am Ende das letzte, p1c_V.004 das wenigste ist?
p1c_V.005 Wodurch beweist die Mathematik, die Philosophie p1c_V.006 der Größen, ihre wissenschaftliche Existenz? Etwa durch die p1c_V.007 Geometrie des Euklides, die auf Postulate, und zur Hälfte p1c_V.008 gar auf ein unsichres Axiom gegründet ist? Kein tiefdenkender p1c_V.009 Mathematiker hat noch daran gedacht, daß das Ansehn p1c_V.010 seiner Wissenschaft auf einem vollständigen System der idealen p1c_V.011 Prinzipien beruhe. Was man für höhere Formeln zu p1c_V.012 einem besondern Problem gerade braucht, erfindet man. p1c_V.013 So bildet sich nach und nach ein leidlich zusammenhängender p1c_V.014 Canon von rein idealen Sätzen.
p1c_V.015 Aber dadurch beweist die Mathematik ihr Daseyn, p1c_V.016 daß ihre idealen Grundsätze glückliche Hypothesen zur Erklärung p1c_V.017 der Erscheinungswelt abgeben, daß der Mathematiker p1c_V.018 eine Evidenz hat, durch Construction in Raum und Zeit, p1c_V.019 die nur wenig Mitarbeiter am Gebäude der Wissenschaft etwas p1c_V.020 ungereimtes unternehmen läßt. Kurz, während die andern p1c_V.021 Philosophen geduldig zusehn müssen, wie jeder Vorübergehende p1c_V.022 die Wetterfahne ihrer anarchischen Wissenschaft p1c_V.023 bald so, bald anders dreht, genießt die Mathematische
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[RV/0009]
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. RV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/9>, abgerufen am 21.11.2024.
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