p1c_016.001 heftigsten, und erregt, ob sie gleich selbst weniger schöpferisch p1c_016.002 ist, in dem Zuhörer das Bewußtseyn der Schöpfungskraft p1c_016.003 am meisten. Denn sie stellt ihm in der Tonreihe, die p1c_016.004 sich rythmisch entwickelt, das Schema seiner eignen in der p1c_016.005 Zeit sich auflösenden Seele dar, die nun zu einem freyen p1c_016.006 Gedankenspiele aufgefordert wird. Die übrigen Künste, in p1c_016.007 sofern sie den Gedanken im Bewußtseyn lichter entstehen p1c_016.008 lassen, bedingen mehr die Vorstellkraft ihres Publikums, p1c_016.009 und wirken also weniger auf den ganzen Menschen, wenn p1c_016.010 gleich mehr und nothwendiger auf den Geist. Uebrigens p1c_016.011 sind die zusammengesetztesten Künste, z. B. wenn sie p1c_016.012 sich unter der Aufsicht der Poesie zu einem Schauspiele vereinigen, p1c_016.013 natürlich die wirksamsten, so wie ein Gemälde p1c_016.014 wirksamer ist, als die Zeichnung. Der höhere Mensch p1c_016.015 empfindet aber mehr bey der Zeichnung, und man hört eine p1c_016.016 Sonate von Clementi lieber auf dem Clavier, als auf dem p1c_016.017 Fortepiano.
p1c_016.018 Anmerk. 3. Man könnte einwenden, durch obige p1c_016.019 Definition sey die Beredsamkeit nicht hinlänglich ausgeschlossen. p1c_016.020 Allein die Beredsamkeit ist gar keine freye p1c_016.021 Kunst, so wenig als die Baukunst. Jeder, der seine p1c_016.022 Gedanken durch die Sprache mittheilt, muß sich natürlicherweise p1c_016.023 deutlich, logisch und grammatisch richtig und den p1c_016.024 Gegenständen angemessen ausdrücken, wenn er belehren will. p1c_016.025 Dies kann man die Wohlredenheit nennen, von der p1c_016.026 uns Xenophon das beste Muster giebt. Sie sagt nicht mehr, p1c_016.027 als zur Sache gehört, damit man die Sache einsehen lerne.
p1c_016.001 heftigsten, und erregt, ob sie gleich selbst weniger schöpferisch p1c_016.002 ist, in dem Zuhörer das Bewußtseyn der Schöpfungskraft p1c_016.003 am meisten. Denn sie stellt ihm in der Tonreihe, die p1c_016.004 sich rythmisch entwickelt, das Schema seiner eignen in der p1c_016.005 Zeit sich auflösenden Seele dar, die nun zu einem freyen p1c_016.006 Gedankenspiele aufgefordert wird. Die übrigen Künste, in p1c_016.007 sofern sie den Gedanken im Bewußtseyn lichter entstehen p1c_016.008 lassen, bedingen mehr die Vorstellkraft ihres Publikums, p1c_016.009 und wirken also weniger auf den ganzen Menschen, wenn p1c_016.010 gleich mehr und nothwendiger auf den Geist. Uebrigens p1c_016.011 sind die zusammengesetztesten Künste, z. B. wenn sie p1c_016.012 sich unter der Aufsicht der Poesie zu einem Schauspiele vereinigen, p1c_016.013 natürlich die wirksamsten, so wie ein Gemälde p1c_016.014 wirksamer ist, als die Zeichnung. Der höhere Mensch p1c_016.015 empfindet aber mehr bey der Zeichnung, und man hört eine p1c_016.016 Sonate von Clementi lieber auf dem Clavier, als auf dem p1c_016.017 Fortepiano.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/74>, abgerufen am 26.11.2024.
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