p1c_471.001 Untergattungen und Modificationen des Schönen p1c_471.002 herrschend seyn. Es wird also eben auch komische, satyrische, p1c_471.003 idyllische Gedichte u. s. w. lyrischer Art geben.
p1c_471.004 Anmerk. 2. Wir wählen den Ausdruck: darstellendep1c_471.005 Dichtkunst. Aristoteles und selbst Plato p1c_471.006 reden von einer nachahmenden Poesie. Allein die Gegenstände p1c_471.007 der wirklichen Welt sollen nicht blos nachgeahmt,p1c_471.008 sondern unter einem idealen Schein dargestelltp1c_471.009 werden, den sie für die Sinne allein nicht haben. Die Jllusionp1c_471.010 soll dadurch entstehen, daß etwas Wirkliches als p1c_471.011 ideal erscheint, nicht dadurch, daß etwas Jdeales dem p1c_471.012 Wirklichen gleicht. Dieser Begriff von Jllusion sollte p1c_471.013 immer mehr, selbst bey den dramatischen Darstellungen, zum p1c_471.014 Grunde gelegt werden, wiewohl das Publikum noch sehr an p1c_471.015 dem alten falschen Begriff von Jllusion hängt.
p1c_471.016 §. 6.
p1c_471.017 Die darstellende Poesie soll, um das Gefühl p1c_471.018 der Schönheit zu erwecken, bestimmte individuelle Objekte p1c_471.019 idealisiren, unter dem Schein der Jdeen aufführen. p1c_471.020 Das Wesen der darstellenden Poesie besteht p1c_471.021 also nicht blos in einem poetischen Styl, sondern in p1c_471.022 poetischen, d. h. idealisirten Objekten oder objektivisirten p1c_471.023 Jdeen (Jdealen). Nun sucht das Jdeale,p1c_471.024 wie wir oben bemerkt haben, unter vier objektiven Ansichten p1c_471.025 zu erscheinen. Als absolute Caussalität oder
p1c_471.001 Untergattungen und Modificationen des Schönen p1c_471.002 herrschend seyn. Es wird also eben auch komische, satyrische, p1c_471.003 idyllische Gedichte u. s. w. lyrischer Art geben.
p1c_471.004 Anmerk. 2. Wir wählen den Ausdruck: darstellendep1c_471.005 Dichtkunst. Aristoteles und selbst Plato p1c_471.006 reden von einer nachahmenden Poesie. Allein die Gegenstände p1c_471.007 der wirklichen Welt sollen nicht blos nachgeahmt,p1c_471.008 sondern unter einem idealen Schein dargestelltp1c_471.009 werden, den sie für die Sinne allein nicht haben. Die Jllusionp1c_471.010 soll dadurch entstehen, daß etwas Wirkliches als p1c_471.011 ideal erscheint, nicht dadurch, daß etwas Jdeales dem p1c_471.012 Wirklichen gleicht. Dieser Begriff von Jllusion sollte p1c_471.013 immer mehr, selbst bey den dramatischen Darstellungen, zum p1c_471.014 Grunde gelegt werden, wiewohl das Publikum noch sehr an p1c_471.015 dem alten falschen Begriff von Jllusion hängt.
p1c_471.016 §. 6.
p1c_471.017 Die darstellende Poesie soll, um das Gefühl p1c_471.018 der Schönheit zu erwecken, bestimmte individuelle Objekte p1c_471.019 idealisiren, unter dem Schein der Jdeen aufführen. p1c_471.020 Das Wesen der darstellenden Poesie besteht p1c_471.021 also nicht blos in einem poetischen Styl, sondern in p1c_471.022 poetischen, d. h. idealisirten Objekten oder objektivisirten p1c_471.023 Jdeen (Jdealen). Nun sucht das Jdeale,p1c_471.024 wie wir oben bemerkt haben, unter vier objektiven Ansichten p1c_471.025 zu erscheinen. Als absolute Caussalität oder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0529"n="471"/><lbn="p1c_471.001"/>
Untergattungen und Modificationen des Schönen <lbn="p1c_471.002"/>
herrschend seyn. Es wird also eben auch komische, satyrische, <lbn="p1c_471.003"/>
idyllische Gedichte u. s. w. lyrischer Art geben.</p><p><lbn="p1c_471.004"/><hirendition="#g">Anmerk.</hi> 2. Wir wählen den Ausdruck: <hirendition="#g">darstellende</hi><lbn="p1c_471.005"/>
Dichtkunst. <hirendition="#g">Aristoteles</hi> und selbst Plato <lbn="p1c_471.006"/>
reden von einer <hirendition="#g">nachahmenden</hi> Poesie. Allein die Gegenstände <lbn="p1c_471.007"/>
der wirklichen Welt sollen nicht blos <hirendition="#g">nachgeahmt,</hi><lbn="p1c_471.008"/>
sondern unter einem <hirendition="#g">idealen</hi> Schein <hirendition="#g">dargestellt</hi><lbn="p1c_471.009"/>
werden, den sie für die Sinne allein nicht haben. Die <hirendition="#g">Jllusion</hi><lbn="p1c_471.010"/>
soll dadurch entstehen, daß etwas <hirendition="#g">Wirkliches</hi> als <lbn="p1c_471.011"/><hirendition="#g">ideal</hi> erscheint, nicht dadurch, daß etwas <hirendition="#g">Jdeales</hi> dem <lbn="p1c_471.012"/><hirendition="#g">Wirklichen</hi> gleicht. Dieser Begriff von <hirendition="#g">Jllusion</hi> sollte <lbn="p1c_471.013"/>
immer mehr, selbst bey den dramatischen Darstellungen, zum <lbn="p1c_471.014"/>
Grunde gelegt werden, wiewohl das Publikum noch sehr an <lbn="p1c_471.015"/>
dem alten falschen Begriff von Jllusion hängt.</p></div><divn="2"><head><hirendition="#c"><lbn="p1c_471.016"/>
§. 6. </hi></head><p><lbn="p1c_471.017"/>
Die <hirendition="#g">darstellende</hi> Poesie soll, um das Gefühl <lbn="p1c_471.018"/>
der Schönheit zu erwecken, bestimmte individuelle Objekte <lbn="p1c_471.019"/><hirendition="#g">idealisiren,</hi> unter dem Schein der Jdeen aufführen. <lbn="p1c_471.020"/>
Das Wesen der darstellenden Poesie besteht <lbn="p1c_471.021"/>
also nicht blos in einem poetischen Styl, sondern in <lbn="p1c_471.022"/>
poetischen, d. h. idealisirten Objekten oder objektivisirten <lbn="p1c_471.023"/>
Jdeen (Jdealen). Nun sucht das <hirendition="#g">Jdeale,</hi><lbn="p1c_471.024"/>
wie wir oben bemerkt haben, unter vier objektiven Ansichten <lbn="p1c_471.025"/>
zu erscheinen. Als <hirendition="#g">absolute</hi> Caussalität oder
</p></div></div></body></text></TEI>
[471/0529]
p1c_471.001
Untergattungen und Modificationen des Schönen p1c_471.002
herrschend seyn. Es wird also eben auch komische, satyrische, p1c_471.003
idyllische Gedichte u. s. w. lyrischer Art geben.
p1c_471.004
Anmerk. 2. Wir wählen den Ausdruck: darstellende p1c_471.005
Dichtkunst. Aristoteles und selbst Plato p1c_471.006
reden von einer nachahmenden Poesie. Allein die Gegenstände p1c_471.007
der wirklichen Welt sollen nicht blos nachgeahmt, p1c_471.008
sondern unter einem idealen Schein dargestellt p1c_471.009
werden, den sie für die Sinne allein nicht haben. Die Jllusion p1c_471.010
soll dadurch entstehen, daß etwas Wirkliches als p1c_471.011
ideal erscheint, nicht dadurch, daß etwas Jdeales dem p1c_471.012
Wirklichen gleicht. Dieser Begriff von Jllusion sollte p1c_471.013
immer mehr, selbst bey den dramatischen Darstellungen, zum p1c_471.014
Grunde gelegt werden, wiewohl das Publikum noch sehr an p1c_471.015
dem alten falschen Begriff von Jllusion hängt.
p1c_471.016
§. 6. p1c_471.017
Die darstellende Poesie soll, um das Gefühl p1c_471.018
der Schönheit zu erwecken, bestimmte individuelle Objekte p1c_471.019
idealisiren, unter dem Schein der Jdeen aufführen. p1c_471.020
Das Wesen der darstellenden Poesie besteht p1c_471.021
also nicht blos in einem poetischen Styl, sondern in p1c_471.022
poetischen, d. h. idealisirten Objekten oder objektivisirten p1c_471.023
Jdeen (Jdealen). Nun sucht das Jdeale, p1c_471.024
wie wir oben bemerkt haben, unter vier objektiven Ansichten p1c_471.025
zu erscheinen. Als absolute Caussalität oder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/529>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.