p1c_431.001 bestimmten Gang des Jctus gewöhnte. Die Eintheilung p1c_431.002 der einzelnen Verse in den strophischen Gedichten ist oft p1c_431.003 äußerst willkührlich. Daher giebt es außer den erklärten p1c_431.004 Versarten noch viele sogenannte Antispastische, Kretische, p1c_431.005 Bachrische Verse u. s. w. die sich aber vielleicht alle auf wenige p1c_431.006 Hauptgesetze bringen lassen. Ueber die Abtheilung der p1c_431.007 strophischen Verse s. Hermanns Handbuch S. 231. Man p1c_431.008 muß besonders suchen für jeden Vers in der Strophe ein p1c_431.009 metrisches Gesetz, einen regelmäßig wiederkehrenden Jctus p1c_431.010 ausfindig zu machen. Sehr oft zeigt die Empfindung an, wie p1c_431.011 die Verse einzutheilen sind. So ist z. B. die Kürze der Verse p1c_431.012 in dem äußerst tragischen Chor Oedip. Tyrann. vs. 1186. p1c_431.013 klassisch und durch den Rhythmus bestimmt. - Klopstock p1c_431.014 hat freye Strophen, deren einzelne metrische Füße ganz nach p1c_431.015 den Gesetzen des Rhythmus zu beurtheilen sind. - Uebrigens p1c_431.016 ist noch bey den Strophen mancher deutscher Dichter p1c_431.017 eine Nachlässigkeit zu rügen, daß sie oft am Ende des strophischen p1c_431.018 Verses einen Artikel setzen, der zum ersten Worte p1c_431.019 des folgenden Verses gehört. Selbst ein sogenanntes Beywort p1c_431.020 nimmt sich nicht aus. Dies ist auch für die Cäsur zu p1c_431.021 bemerken, in die kein Artikel fallen kann. So war in einer p1c_431.022 alten Ausgabe von Klopstock der Pentameter zu tadeln: p1c_431.023 "Und ich brächte noch die Jahre voll Traurigkeit zu."
p1c_431.024 §. 14.
p1c_431.025 Die Darstellung aller musikalischen Eigenschaften p1c_431.026 der poetischen Sprache beym Hersagen der Gedichte
p1c_431.001 bestimmten Gang des Jctus gewöhnte. Die Eintheilung p1c_431.002 der einzelnen Verse in den strophischen Gedichten ist oft p1c_431.003 äußerst willkührlich. Daher giebt es außer den erklärten p1c_431.004 Versarten noch viele sogenannte Antispastische, Kretische, p1c_431.005 Bachrische Verse u. s. w. die sich aber vielleicht alle auf wenige p1c_431.006 Hauptgesetze bringen lassen. Ueber die Abtheilung der p1c_431.007 strophischen Verse s. Hermanns Handbuch S. 231. Man p1c_431.008 muß besonders suchen für jeden Vers in der Strophe ein p1c_431.009 metrisches Gesetz, einen regelmäßig wiederkehrenden Jctus p1c_431.010 ausfindig zu machen. Sehr oft zeigt die Empfindung an, wie p1c_431.011 die Verse einzutheilen sind. So ist z. B. die Kürze der Verse p1c_431.012 in dem äußerst tragischen Chor Oedip. Tyrann. vs. 1186. p1c_431.013 klassisch und durch den Rhythmus bestimmt. ─ Klopstock p1c_431.014 hat freye Strophen, deren einzelne metrische Füße ganz nach p1c_431.015 den Gesetzen des Rhythmus zu beurtheilen sind. ─ Uebrigens p1c_431.016 ist noch bey den Strophen mancher deutscher Dichter p1c_431.017 eine Nachlässigkeit zu rügen, daß sie oft am Ende des strophischen p1c_431.018 Verses einen Artikel setzen, der zum ersten Worte p1c_431.019 des folgenden Verses gehört. Selbst ein sogenanntes Beywort p1c_431.020 nimmt sich nicht aus. Dies ist auch für die Cäsur zu p1c_431.021 bemerken, in die kein Artikel fallen kann. So war in einer p1c_431.022 alten Ausgabe von Klopstock der Pentameter zu tadeln: p1c_431.023 „Und ich brächte noch die Jahre voll Traurigkeit zu.“
p1c_431.024 §. 14.
p1c_431.025 Die Darstellung aller musikalischen Eigenschaften p1c_431.026 der poetischen Sprache beym Hersagen der Gedichte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0489"n="431"/><lbn="p1c_431.001"/>
bestimmten Gang des Jctus gewöhnte. Die Eintheilung <lbn="p1c_431.002"/>
der einzelnen Verse in den strophischen Gedichten ist oft <lbn="p1c_431.003"/>
äußerst willkührlich. Daher giebt es außer den erklärten <lbn="p1c_431.004"/>
Versarten noch viele sogenannte Antispastische, Kretische, <lbn="p1c_431.005"/>
Bachrische Verse u. s. w. die sich aber vielleicht alle auf wenige <lbn="p1c_431.006"/>
Hauptgesetze bringen lassen. Ueber die Abtheilung der <lbn="p1c_431.007"/>
strophischen Verse s. Hermanns Handbuch S. 231. Man <lbn="p1c_431.008"/>
muß besonders suchen für jeden Vers in der Strophe ein <lbn="p1c_431.009"/>
metrisches Gesetz, einen regelmäßig wiederkehrenden Jctus <lbn="p1c_431.010"/>
ausfindig zu machen. Sehr oft zeigt die Empfindung an, wie <lbn="p1c_431.011"/>
die Verse einzutheilen sind. So ist z. B. die Kürze der Verse <lbn="p1c_431.012"/>
in dem äußerst tragischen Chor <hirendition="#aq">Oedip. Tyrann. vs</hi>. 1186. <lbn="p1c_431.013"/>
klassisch und durch den Rhythmus bestimmt. ─ Klopstock <lbn="p1c_431.014"/>
hat freye Strophen, deren einzelne metrische Füße ganz nach <lbn="p1c_431.015"/>
den Gesetzen des Rhythmus zu beurtheilen sind. ─ Uebrigens <lbn="p1c_431.016"/>
ist noch bey den Strophen mancher deutscher Dichter <lbn="p1c_431.017"/>
eine Nachlässigkeit zu rügen, daß sie oft am Ende des strophischen <lbn="p1c_431.018"/>
Verses einen Artikel setzen, der zum ersten Worte <lbn="p1c_431.019"/>
des folgenden Verses gehört. Selbst ein sogenanntes Beywort <lbn="p1c_431.020"/>
nimmt sich nicht aus. Dies ist auch für die Cäsur zu <lbn="p1c_431.021"/>
bemerken, in die kein Artikel fallen kann. So war in einer <lbn="p1c_431.022"/>
alten Ausgabe von Klopstock der Pentameter zu tadeln: <lbn="p1c_431.023"/>„Und ich brächte noch <hirendition="#g">die</hi> Jahre voll Traurigkeit zu.“</p></div><divn="2"><head><hirendition="#c"><lbn="p1c_431.024"/>
§. 14. </hi></head><p><lbn="p1c_431.025"/>
Die Darstellung aller musikalischen Eigenschaften <lbn="p1c_431.026"/>
der poetischen Sprache beym Hersagen der Gedichte
</p></div></div></body></text></TEI>
[431/0489]
p1c_431.001
bestimmten Gang des Jctus gewöhnte. Die Eintheilung p1c_431.002
der einzelnen Verse in den strophischen Gedichten ist oft p1c_431.003
äußerst willkührlich. Daher giebt es außer den erklärten p1c_431.004
Versarten noch viele sogenannte Antispastische, Kretische, p1c_431.005
Bachrische Verse u. s. w. die sich aber vielleicht alle auf wenige p1c_431.006
Hauptgesetze bringen lassen. Ueber die Abtheilung der p1c_431.007
strophischen Verse s. Hermanns Handbuch S. 231. Man p1c_431.008
muß besonders suchen für jeden Vers in der Strophe ein p1c_431.009
metrisches Gesetz, einen regelmäßig wiederkehrenden Jctus p1c_431.010
ausfindig zu machen. Sehr oft zeigt die Empfindung an, wie p1c_431.011
die Verse einzutheilen sind. So ist z. B. die Kürze der Verse p1c_431.012
in dem äußerst tragischen Chor Oedip. Tyrann. vs. 1186. p1c_431.013
klassisch und durch den Rhythmus bestimmt. ─ Klopstock p1c_431.014
hat freye Strophen, deren einzelne metrische Füße ganz nach p1c_431.015
den Gesetzen des Rhythmus zu beurtheilen sind. ─ Uebrigens p1c_431.016
ist noch bey den Strophen mancher deutscher Dichter p1c_431.017
eine Nachlässigkeit zu rügen, daß sie oft am Ende des strophischen p1c_431.018
Verses einen Artikel setzen, der zum ersten Worte p1c_431.019
des folgenden Verses gehört. Selbst ein sogenanntes Beywort p1c_431.020
nimmt sich nicht aus. Dies ist auch für die Cäsur zu p1c_431.021
bemerken, in die kein Artikel fallen kann. So war in einer p1c_431.022
alten Ausgabe von Klopstock der Pentameter zu tadeln: p1c_431.023
„Und ich brächte noch die Jahre voll Traurigkeit zu.“
p1c_431.024
§. 14. p1c_431.025
Die Darstellung aller musikalischen Eigenschaften p1c_431.026
der poetischen Sprache beym Hersagen der Gedichte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/489>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.