p1c_417.001 wie ihn denn auch Uz mit Erfolg gebraucht hat: "Jch will p1c_417.002 von Weine berauscht die Lust der Erde besingen - Jhr p1c_417.003 Schönen eure gefährliche Lust" - Freylich ists nicht zu p1c_417.004 läugnen, daß die Anfangslänge bey einem Verse von der p1c_417.005 Ausdehnung des Hexameters dem deutschen Dichter schwer p1c_417.006 wird. Klopstock hat in seinen Fragmenten S. 28. von altdeutschen p1c_417.007 Dichtern Stellen angeführt, aus denen sich ein p1c_417.008 daktylischer Gang unserer Sprache ergiebt, aus denen sich p1c_417.009 ganze Hexameter heraus scandiren lassen. Gleichwohl muß p1c_417.010 oft der Auftakt zu Hülfe genommen werden. Es ist nicht zu p1c_417.011 läugnen, daß, da unsre Substantiva Artikel, unsere Verba p1c_417.012 Pronomina und Augmenta haben, und wir nur Hauptsylben p1c_417.013 accentuiren, der Jambus uns am nächsten liegt. - Voß p1c_417.014 macht die volltönendesten Hexameter, aber oft auf Unkosten p1c_417.015 der deutschen Syntax. Klopstocks Hexameter haben am p1c_417.016 meisten leidenschaftliche Bewegung, aber der gleiche griechische p1c_417.017 Takt ist doch nicht immer darinnen. Sie sind oft mehr p1c_417.018 lyrisch, als episch. Besonders müssen sich die deutschen p1c_417.019 Dichter in Acht nehmen, daß ihr Vers sich nicht doppelt p1c_417.020 scandiren lasse, daß sie sich's wegen des eingeführten Trochäen p1c_417.021 nicht zu leicht machen, daß sie dabey (s. oben) die p1c_417.022 Gesetze des Rhythmus nicht verletzen, welcher eher hier beleidigt p1c_417.023 werden kann, als bey den Spondäen, und daß sie p1c_417.024 die Füße nicht zu viel in die Cäsur fallen lassen. Jndessen p1c_417.025 ist der Hexameter bey uns schon ziemlich einheimisch geworden, p1c_417.026 und er wird uns immer besser gelingen, als jeder andern p1c_417.027 neuern Nazion, aus den oben schon aus einander gesetzten
p1c_417.001 wie ihn denn auch Uz mit Erfolg gebraucht hat: „J̆ch will p1c_417.002 von Weine berauscht die Lust der Erde besingen ─ J̆hr p1c_417.003 Schönen eure gefährliche Lust“ ─ Freylich ists nicht zu p1c_417.004 läugnen, daß die Anfangslänge bey einem Verse von der p1c_417.005 Ausdehnung des Hexameters dem deutschen Dichter schwer p1c_417.006 wird. Klopstock hat in seinen Fragmenten S. 28. von altdeutschen p1c_417.007 Dichtern Stellen angeführt, aus denen sich ein p1c_417.008 daktylischer Gang unserer Sprache ergiebt, aus denen sich p1c_417.009 ganze Hexameter heraus scandiren lassen. Gleichwohl muß p1c_417.010 oft der Auftakt zu Hülfe genommen werden. Es ist nicht zu p1c_417.011 läugnen, daß, da unsre Substantiva Artikel, unsere Verba p1c_417.012 Pronomina und Augmenta haben, und wir nur Hauptsylben p1c_417.013 accentuiren, der Jambus uns am nächsten liegt. ─ Voß p1c_417.014 macht die volltönendesten Hexameter, aber oft auf Unkosten p1c_417.015 der deutschen Syntax. Klopstocks Hexameter haben am p1c_417.016 meisten leidenschaftliche Bewegung, aber der gleiche griechische p1c_417.017 Takt ist doch nicht immer darinnen. Sie sind oft mehr p1c_417.018 lyrisch, als episch. Besonders müssen sich die deutschen p1c_417.019 Dichter in Acht nehmen, daß ihr Vers sich nicht doppelt p1c_417.020 scandiren lasse, daß sie sich's wegen des eingeführten Trochäen p1c_417.021 nicht zu leicht machen, daß sie dabey (s. oben) die p1c_417.022 Gesetze des Rhythmus nicht verletzen, welcher eher hier beleidigt p1c_417.023 werden kann, als bey den Spondäen, und daß sie p1c_417.024 die Füße nicht zu viel in die Cäsur fallen lassen. Jndessen p1c_417.025 ist der Hexameter bey uns schon ziemlich einheimisch geworden, p1c_417.026 und er wird uns immer besser gelingen, als jeder andern p1c_417.027 neuern Nazion, aus den oben schon aus einander gesetzten
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/475>, abgerufen am 23.11.2024.
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