p1c_408.001 aufgenommen, um den Gang ernster zu machen, doch p1c_408.002 so, daß de sede secunda quarta sexta, wie Horaz sagt, p1c_408.003 der Jambus nicht vertrieben werden darf. Denn der Vers p1c_408.004 zerfällt in mehrere rhythmische Reihen, wie wir schon oben p1c_408.005 gesehen haben, und in jeder muß das trochäische Gesetz hörbar p1c_408.006 seyn. Daß das Trauerspiel den Jamben gewählt hat, p1c_408.007 widerspricht der obigen Bemerkung nicht, daß sich die Jamben p1c_408.008 der Sprache des Lebens mehr nähern. Nur in der Ode p1c_408.009 spricht die lyrische Muse so zu sagen selbst, in dem Trauerspiel p1c_408.010 sprechen zwar Helden und Menschen in ernstern Verhältnissen, p1c_408.011 aber doch Menschen in Verhältnissen des Lebens. p1c_408.012 Durch die Aufnahme des Spondäen oder zuweilen gar des p1c_408.013 Dactylus erhebt sich der Jambus noch mehr. Zuweilen p1c_408.014 lassen die alten Tragiker auch ganze trochäische Verse ohne p1c_408.015 den jambischen Auftakt mit den Senariis abwechseln, und p1c_408.016 dann bekommt der Trochäe den Charakter einer größern p1c_408.017 Schnelligkeit und Leidenschaft, als der durch den Spondäen p1c_408.018 aufgehaltene Jambe. Z. B. Jn den Persern des Aeschylus p1c_408.019 vs. 157. Der Chor bedient sich der höhern Sylbenmaaße, p1c_408.020 weil er lyrischer spricht, als die Personen im Drama, p1c_408.021 und sprechen letztere mit ihm, oder in Augenblicken der größern p1c_408.022 Leidenschaft, so fallen sie auch zuweilen in freyere Sylbenmaaße. p1c_408.023 - Shakespeare läßt seine Personen zuweilen p1c_408.024 in Prosa, in wichtigern Augenblicken in Jamben sprechen, p1c_408.025 und auch wohl mit einer gereimten Sentenz abgehn. Unter p1c_408.026 seinen sehr nachlässigen Jamben finden sich zuweilen Senarii. p1c_408.027 Gewöhnlich hat er aber den zehnsylbigen jambischen p1c_408.028 Vers, den er mit dem eilfsylbigen abwechseln läßt, und
p1c_408.001 aufgenommen, um den Gang ernster zu machen, doch p1c_408.002 so, daß de sede secunda quarta sexta, wie Horaz sagt, p1c_408.003 der Jambus nicht vertrieben werden darf. Denn der Vers p1c_408.004 zerfällt in mehrere rhythmische Reihen, wie wir schon oben p1c_408.005 gesehen haben, und in jeder muß das trochäische Gesetz hörbar p1c_408.006 seyn. Daß das Trauerspiel den Jamben gewählt hat, p1c_408.007 widerspricht der obigen Bemerkung nicht, daß sich die Jamben p1c_408.008 der Sprache des Lebens mehr nähern. Nur in der Ode p1c_408.009 spricht die lyrische Muse so zu sagen selbst, in dem Trauerspiel p1c_408.010 sprechen zwar Helden und Menschen in ernstern Verhältnissen, p1c_408.011 aber doch Menschen in Verhältnissen des Lebens. p1c_408.012 Durch die Aufnahme des Spondäen oder zuweilen gar des p1c_408.013 Dactylus erhebt sich der Jambus noch mehr. Zuweilen p1c_408.014 lassen die alten Tragiker auch ganze trochäische Verse ohne p1c_408.015 den jambischen Auftakt mit den Senariis abwechseln, und p1c_408.016 dann bekommt der Trochäe den Charakter einer größern p1c_408.017 Schnelligkeit und Leidenschaft, als der durch den Spondäen p1c_408.018 aufgehaltene Jambe. Z. B. Jn den Persern des Aeschylus p1c_408.019 vs. 157. Der Chor bedient sich der höhern Sylbenmaaße, p1c_408.020 weil er lyrischer spricht, als die Personen im Drama, p1c_408.021 und sprechen letztere mit ihm, oder in Augenblicken der größern p1c_408.022 Leidenschaft, so fallen sie auch zuweilen in freyere Sylbenmaaße. p1c_408.023 ─ Shakespeare läßt seine Personen zuweilen p1c_408.024 in Prosa, in wichtigern Augenblicken in Jamben sprechen, p1c_408.025 und auch wohl mit einer gereimten Sentenz abgehn. Unter p1c_408.026 seinen sehr nachlässigen Jamben finden sich zuweilen Senarii. p1c_408.027 Gewöhnlich hat er aber den zehnsylbigen jambischen p1c_408.028 Vers, den er mit dem eilfsylbigen abwechseln läßt, und
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/466>, abgerufen am 23.11.2024.
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