p1c_397.001 Diesen Vers kann der Rhythmus, seinem Gesetze nach, p1c_397.002 nicht als eine Reihe betrachten, weil kein proportionirliches p1c_397.003 Steigen statt findet. Denn der Trochäus steht zwischen p1c_397.004 zwey Päonen. Nothwendig wird also eine Cäsur zu machen p1c_397.005 seyn nach dem Trochäus, und Klopstock hat sie auch in der p1c_397.006 Ode beobachtet, hat eben deswegen die letzte Sylbe im Trochäen p1c_397.007 als anceps angenommen, wenn er gleich das Zeichen p1c_397.008 der Cäsur nicht gesetzt hat. Einige Kunstrichter haben sich p1c_397.009 an das Metrum der Ode: Siona, gestoßen: "Töne mir p1c_397.010 Harfe des Palmenhayns, der Lieder Gespielin die David p1c_397.011 sang. Es erhebt steigender sich Sions Lied, wie des p1c_397.012 Quells, welcher des Hufs Stampfen entscholl." Allerdings p1c_397.013 giebt die Zusammenstellung des Anapästen und Choriamben: p1c_397.014 es erhebnt steigender sich u. s. w. dem Verse durch p1c_397.015 den doppelten Jctus zu viel Kraft und trennt die Zeittheile p1c_397.016 zu gewaltsam. Das vorhergehende Metrum hat uns an p1c_397.017 einen ruhigern daktylischen Gang gewöhnt, der Sprung zu p1c_397.018 den Choriamben und der dazwischen geworfne Anapäst ist zu p1c_397.019 gewaltsam und wider die proportionirliche Evolution des p1c_397.020 Rhythmus. - Nun kann zwar ein lyrischer Kontrastp1c_397.021 der Füße zuweilen Wirkung thun. Auch die alten Grammatiker p1c_397.022 haben metra kat' antipatheian mikta. Jndessen p1c_397.023 zeigt Hermann, daß die Antipathie nach richtiger Eintheilung p1c_397.024 verschwindet. Uebrigens kann man oft ungerecht werden, p1c_397.025 wenn man sich dieses Gesetz des Rhythmus zu einseitig
p1c_397.001 Diesen Vers kann der Rhythmus, seinem Gesetze nach, p1c_397.002 nicht als eine Reihe betrachten, weil kein proportionirliches p1c_397.003 Steigen statt findet. Denn der Trochäus steht zwischen p1c_397.004 zwey Päonen. Nothwendig wird also eine Cäsur zu machen p1c_397.005 seyn nach dem Trochäus, und Klopstock hat sie auch in der p1c_397.006 Ode beobachtet, hat eben deswegen die letzte Sylbe im Trochäen p1c_397.007 als anceps angenommen, wenn er gleich das Zeichen p1c_397.008 der Cäsur nicht gesetzt hat. Einige Kunstrichter haben sich p1c_397.009 an das Metrum der Ode: Siona, gestoßen: „Töné mir p1c_397.010 Harfe des Palmenhayns, der Líeder Gespielin die David p1c_397.011 sang. Es erhébt steígender sich Sions Lied, wie des p1c_397.012 Quells, welcher des Hufs Stampfen entscholl.“ Allerdings p1c_397.013 giebt die Zusammenstellung des Anapästen und Choriamben: p1c_397.014 ĕs er̆heb̄t stēigen̆der̆ sīch u. s. w. dem Verse durch p1c_397.015 den doppelten Jctus zu viel Kraft und trennt die Zeittheile p1c_397.016 zu gewaltsam. Das vorhergehende Metrum hat uns an p1c_397.017 einen ruhigern daktylischen Gang gewöhnt, der Sprung zu p1c_397.018 den Choriamben und der dazwischen geworfne Anapäst ist zu p1c_397.019 gewaltsam und wider die proportionirliche Evolution des p1c_397.020 Rhythmus. ─ Nun kann zwar ein lyrischer Kontrastp1c_397.021 der Füße zuweilen Wirkung thun. Auch die alten Grammatiker p1c_397.022 haben metra κατ' ἀντιπαθειαν μικτα. Jndessen p1c_397.023 zeigt Hermann, daß die Antipathie nach richtiger Eintheilung p1c_397.024 verschwindet. Uebrigens kann man oft ungerecht werden, p1c_397.025 wenn man sich dieses Gesetz des Rhythmus zu einseitig
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Diesen Vers kann der Rhythmus, seinem Gesetze nach, p1c_397.002
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Steigen statt findet. Denn der Trochäus steht zwischen p1c_397.004
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den Choriamben und der dazwischen geworfne Anapäst ist zu p1c_397.019
gewaltsam und wider die proportionirliche Evolution des p1c_397.020
Rhythmus. ─ Nun kann zwar ein lyrischer Kontrast p1c_397.021
der Füße zuweilen Wirkung thun. Auch die alten Grammatiker p1c_397.022
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/455>, abgerufen am 23.11.2024.
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