p1c_370.001 heroischen Gedichten brauchen, weil sich ihr heroisches Gedicht, p1c_370.002 wie selbst Tasso irgendwo behauptet, der Romanze,p1c_370.003 und in so fern dem Liede nähert. Hier kehren allemal drey p1c_370.004 weibliche Reime in eilfsylbigen Versen abwechselnd wieder, p1c_370.005 und am Ende steht ein ebenfalls weibliches Distichon (chiavep1c_370.006 - weil hier der Sinn sich schließt). Auf dem Reime p1c_370.007 der zweyten, vierten und sechsten Zeile liegt der Natur des p1c_370.008 Rhythmus nach allemal mehr Accent, als auf dem ersten, p1c_370.009 weil der Jctus eine Art Beschleunigung mit sich führt; und p1c_370.010 weil man nach zwey Zeilen gewöhnlich eher des Sinns wegen p1c_370.011 anhalten kann, als in der ersten. Daher fordert der p1c_370.012 zweyte, vierte und sechste Reim, die Klangähnlichkeit, und p1c_370.013 der Wohllaut desselben von Seiten des Dichters vorzügliche p1c_370.014 Aufmerksamkeit. Bey den Spaniern giebts Octaven sogar p1c_370.015 mit daktylischen Reimen (s. oben): perlicaro, semi- p1c_370.016 astrologo, picaro, prologo, capitulo, titulop1c_370.017 u. s. w. Diese Art Reime heißen bey ihnen schlüpfrige p1c_370.018 Verse, Esdrujulos, bey den Jtalienern versi sdruccioli. p1c_370.019 Da wir im Deutschen an die Abwechslung des männlichen p1c_370.020 und weiblichen Reims gewöhnt sind, so würden wir in längern p1c_370.021 heroischen Gedichten viele Schönheit verliehren, wenn p1c_370.022 man die regelmäßige Octava mit lauter weiblichen Ausgängen p1c_370.023 einführen wollte. Für ein episches Gedicht würde sie p1c_370.024 zu lyrisch, für den Geist zu anspannend seyn, und der p1c_370.025 leichte erzählende Ton müßte darunter leiden. Auch können p1c_370.026 wir in größern Erzählungen den Alexandriner nicht ganz p1c_370.027 entbehren. Die Uebersetzer des Tasso, z. B. Diederich von p1c_370.028 dem Werder, nahmen sechsfüßige Jamben und männliche
p1c_370.001 heroischen Gedichten brauchen, weil sich ihr heroisches Gedicht, p1c_370.002 wie selbst Tasso irgendwo behauptet, der Romanze,p1c_370.003 und in so fern dem Liede nähert. Hier kehren allemal drey p1c_370.004 weibliche Reime in eilfsylbigen Versen abwechselnd wieder, p1c_370.005 und am Ende steht ein ebenfalls weibliches Distichon (chiavep1c_370.006 ─ weil hier der Sinn sich schließt). Auf dem Reime p1c_370.007 der zweyten, vierten und sechsten Zeile liegt der Natur des p1c_370.008 Rhythmus nach allemal mehr Accent, als auf dem ersten, p1c_370.009 weil der Jctus eine Art Beschleunigung mit sich führt; und p1c_370.010 weil man nach zwey Zeilen gewöhnlich eher des Sinns wegen p1c_370.011 anhalten kann, als in der ersten. Daher fordert der p1c_370.012 zweyte, vierte und sechste Reim, die Klangähnlichkeit, und p1c_370.013 der Wohllaut desselben von Seiten des Dichters vorzügliche p1c_370.014 Aufmerksamkeit. Bey den Spaniern giebts Octaven sogar p1c_370.015 mit daktylischen Reimen (s. oben): perlicaro, semi- p1c_370.016 astrologo, picaro, prologo, capitulo, titulop1c_370.017 u. s. w. Diese Art Reime heißen bey ihnen schlüpfrige p1c_370.018 Verse, Esdrujulos, bey den Jtalienern versi sdruccioli. p1c_370.019 Da wir im Deutschen an die Abwechslung des männlichen p1c_370.020 und weiblichen Reims gewöhnt sind, so würden wir in längern p1c_370.021 heroischen Gedichten viele Schönheit verliehren, wenn p1c_370.022 man die regelmäßige Octava mit lauter weiblichen Ausgängen p1c_370.023 einführen wollte. Für ein episches Gedicht würde sie p1c_370.024 zu lyrisch, für den Geist zu anspannend seyn, und der p1c_370.025 leichte erzählende Ton müßte darunter leiden. Auch können p1c_370.026 wir in größern Erzählungen den Alexandriner nicht ganz p1c_370.027 entbehren. Die Uebersetzer des Tasso, z. B. Diederich von p1c_370.028 dem Werder, nahmen sechsfüßige Jamben und männliche
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/428>, abgerufen am 23.11.2024.
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