p1c_367.001 der Henriade nach eben dieser Orthographie. Ah s'ecria p1c_367.002 Bourbon, quand pourront les Francois, voir d'un p1c_367.003 regne aussi beau fleurir les justes Loix. Jndessen p1c_367.004 läßt sich diese Gewohnheit, in zweifelhaften Fällen nach der p1c_367.005 Orthographie zu reimen, mit dem Gedanken entschuldigen, p1c_367.006 daß die Aussprache etwas Wandelbares ist, während die p1c_367.007 litera scripta manet. Bey den Engländern zumal ist die p1c_367.008 Aussprache so willkührlich, zuweilen durch die äußern Verhältnisse, p1c_367.009 die verschiedenen Stände und Umstände bestimmt, p1c_367.010 daß die Orthographie doch einen sicherern Maaßstab für den p1c_367.011 Reim giebt. 9) Da der Reim eine rhythmische Reihe abschneidet p1c_367.012 und das Ohr darauf verweilt, so kann er nicht auf p1c_367.013 einem Nebenworte stehen, das keinen hinlänglichen Sinn p1c_367.014 giebt. Bey längern Versen steht also der Reim nicht gut p1c_367.015 auf Adjectiven, zu denen die Substantiven erst im folgenden p1c_367.016 Vers folgen, auf kleinen Verbindungspartikeln, "der p1c_367.017 Verstoß, in den, der alte Vater fiel, war allzuleicht begangen, p1c_367.018 allein, wie beyde sich recht in die Augen sehn" p1c_367.019 u. s. w. Wieland. Dies läßt sich vertheidigen, weil p1c_367.020 der Accent auf dem den liegt. Allein wenn man in eben p1c_367.021 dem Dichter findet: "Und an dem Gürtel hängt ein langer p1c_367.022 Rosenkranz, bey diesem Ansehn wars an solchem Orte p1c_367.023 ganz natürlich ihn sogleich für was er war zu halten" - p1c_367.024 oder: "Den hohen Pelion zusammt den Wurzeln aus - p1c_367.025 der Erde rissen, um ihm dem Ossa aufzuthürmen, - nun p1c_367.026 wurd ein Mann von sieben Fuß daraus" so ist das wider p1c_367.027 die Rege des Reims. Am allerwenigsten kann eine ganz p1c_367.028 kurze Sylbe reimen, die gar keinen Accent hat. Es ist
p1c_367.001 der Henriade nach eben dieser Orthographie. Ah s'ecria p1c_367.002 Bourbon, quand pourront les François, voir d'un p1c_367.003 regne aussi beau fleurir les justes Loix. Jndessen p1c_367.004 läßt sich diese Gewohnheit, in zweifelhaften Fällen nach der p1c_367.005 Orthographie zu reimen, mit dem Gedanken entschuldigen, p1c_367.006 daß die Aussprache etwas Wandelbares ist, während die p1c_367.007 litera scripta manet. Bey den Engländern zumal ist die p1c_367.008 Aussprache so willkührlich, zuweilen durch die äußern Verhältnisse, p1c_367.009 die verschiedenen Stände und Umstände bestimmt, p1c_367.010 daß die Orthographie doch einen sicherern Maaßstab für den p1c_367.011 Reim giebt. 9) Da der Reim eine rhythmische Reihe abschneidet p1c_367.012 und das Ohr darauf verweilt, so kann er nicht auf p1c_367.013 einem Nebenworte stehen, das keinen hinlänglichen Sinn p1c_367.014 giebt. Bey längern Versen steht also der Reim nicht gut p1c_367.015 auf Adjectiven, zu denen die Substantiven erst im folgenden p1c_367.016 Vers folgen, auf kleinen Verbindungspartikeln, „der p1c_367.017 Verstoß, in den, der alte Vater fiel, war allzuleicht begangen, p1c_367.018 allein, wie beyde sich recht in die Augen sehn“ p1c_367.019 u. s. w. Wieland. Dies läßt sich vertheidigen, weil p1c_367.020 der Accent auf dem den liegt. Allein wenn man in eben p1c_367.021 dem Dichter findet: „Und an dem Gürtel hängt ein langer p1c_367.022 Rosenkranz, bey diesem Ansehn wars an solchem Orte p1c_367.023 ganz natürlich ihn sogleich für was er war zu halten“ ─ p1c_367.024 oder: „Den hohen Pelion zusammt den Wurzeln aus ─ p1c_367.025 der Erde rissen, um ihm dem Ossa aufzuthürmen, ─ nun p1c_367.026 wurd ein Mann von sieben Fuß daraus“ so ist das wider p1c_367.027 die Rege des Reims. Am allerwenigsten kann eine ganz p1c_367.028 kurze Sylbe reimen, die gar keinen Accent hat. Es ist
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der Henriade nach eben dieser Orthographie. Ah s'ecria p1c_367.002
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u. s. w. Wieland. Dies läßt sich vertheidigen, weil p1c_367.020
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/425>, abgerufen am 23.11.2024.
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