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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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setzen, je nachdem es ihnen gefällt) folgen oft nichts als p1c_364.002
weibliche Reime auf einander: Wer an Zeite guete - p1c_364.003
weundet sein gemuete - dem folget selde und Eere p1c_364.004
- das giebt gewisse lere
u. s. w. Iwain zu Anfang. p1c_364.005
- Die Meistersänger brachten wieder mehr die p1c_364.006
männlichen Reime auf. Die neuern deutschen Reime wurden p1c_364.007
nach dem Französischen gebildet, und lassen männliche p1c_364.008
und weibliche Ausgänge abwechseln. Seltener findet man p1c_364.009
aber im Deutschen, daß verschiedene weibliche Reime abwechseln, p1c_364.010
wie bey den Jtalienern, z. B. donna, terra, p1c_364.011
colonna, guerra
. Freylich hält der weibliche Reim den p1c_364.012
freyen Rhythmus mehr auf, wenn er oft wiederholt wird, p1c_364.013
als der männliche. Jn längern Gedichten, wo ein freyerer p1c_364.014
Rhythmus herrschen soll, z. B. in erzählenden, wird jene p1c_364.015
Abwechslung blos weiblicher Ausgänge nicht gefallen, so p1c_364.016
wenig wie regelmäßige ottave rime nach Art der Jtaliener. p1c_364.017
Also wird das bey uns nur in kurzen lyrischen Stücken angehen, p1c_364.018
die sich durch ein bestimmtes Metrum dem Gesange p1c_364.019
mehr nähern. Längere Verse mit abwechselnden weiblichen p1c_364.020
Reimen werden ohne Dazwischenstellung anderer männlicher p1c_364.021
immer mißfallen. - 7) Da der Reim durch seinen Jctus p1c_364.022
oder Accent das Ohr auf einem gewissen Klange ruhen läßt, p1c_364.023
so muß dieser Klang an sich angenehm seyn. Reime, wie p1c_364.024
wurzelt, purzelt, finden nur im Komischen statt und p1c_364.025
gehören in eine schwer gereimte Ode. Ein Reim wird also p1c_364.026
auch schöner lauten wie der andre, wenn seine Wiederholung p1c_364.027
auf ein (im Sinne der zweyten Anmerkung) musikalischeres p1c_364.028
Wort trifft. Es versteht sich, daß der Gedanke hier viel

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setzen, je nachdem es ihnen gefällt) folgen oft nichts als p1c_364.002
weibliche Reime auf einander: Wer an Zeite guete ─ p1c_364.003
weundet sein gemuete ─ dem folget selde und Eere p1c_364.004
─ das giebt gewisse lere
u. s. w. Iwain zu Anfang. p1c_364.005
─ Die Meistersänger brachten wieder mehr die p1c_364.006
männlichen Reime auf. Die neuern deutschen Reime wurden p1c_364.007
nach dem Französischen gebildet, und lassen männliche p1c_364.008
und weibliche Ausgänge abwechseln. Seltener findet man p1c_364.009
aber im Deutschen, daß verschiedene weibliche Reime abwechseln, p1c_364.010
wie bey den Jtalienern, z. B. donna, terra, p1c_364.011
colonna, guerra
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freyen Rhythmus mehr auf, wenn er oft wiederholt wird, p1c_364.013
als der männliche. Jn längern Gedichten, wo ein freyerer p1c_364.014
Rhythmus herrschen soll, z. B. in erzählenden, wird jene p1c_364.015
Abwechslung blos weiblicher Ausgänge nicht gefallen, so p1c_364.016
wenig wie regelmäßige ottave rime nach Art der Jtaliener. p1c_364.017
Also wird das bey uns nur in kurzen lyrischen Stücken angehen, p1c_364.018
die sich durch ein bestimmtes Metrum dem Gesange p1c_364.019
mehr nähern. Längere Verse mit abwechselnden weiblichen p1c_364.020
Reimen werden ohne Dazwischenstellung anderer männlicher p1c_364.021
immer mißfallen. ─ 7) Da der Reim durch seinen Jctus p1c_364.022
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so muß dieser Klang an sich angenehm seyn. Reime, wie p1c_364.024
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auch schöner lauten wie der andre, wenn seine Wiederholung p1c_364.027
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/422>, abgerufen am 23.11.2024.