p1c_351.001 blumichte. Der Sinn beyder Worte ist verschieden, doch p1c_351.002 wird der Dichter immer das erste wählen. Selbst die flüssigen p1c_351.003 Consonanten werden unangenehm, wenn sie ohne Grund p1c_351.004 aus bloßer Nachlässigkeit wiederkehren. Non il n'y - a p1c_351.005 rien, que Nanine n'honore - Iam satis terris nivis p1c_351.006 atque dirae grandinis. Hor. Dieß mißfiel einigen p1c_351.007 so, daß sie tetrae lesen wollten statt terris, welches aber p1c_351.008 zu viel Aehnlichkeit mit dirae hat. Venusina digna lucerna. p1c_351.009 Iuvenal.
p1c_351.010 Anmerk. 3. Der Reim ist eine Aehnlichkeitp1c_351.011 im Klange der Sylben. Wenn diese Aehnlichkeit ohne p1c_351.012 Grund und Gesetz aus bloßer Nachlässigkeit entsteht, so fällt p1c_351.013 dies auf und verursacht eine Art Mißbehagen, weil man p1c_351.014 dergleichen nicht erwarten konnte, zumal wenn die Wortstellung p1c_351.015 besonders aufmerksam darauf macht. O fortunatam p1c_351.016 natam me Consule Romam. Cicero. mousai p1c_351.017 Pieriethen aoidesi kleiousai. Hesiod. espepe nun p1c_351.018 moi mousai, olumpia domat' ekhousai. Homer. Non p1c_351.019 satis est pulcra esse poemata, dulcia sunto, et p1c_351.020 quocunque volent animum auditoris agunto. Horat.p1c_351.021 Quot coelum stellas tot habet tua Roma puellas. p1c_351.022 Ovid. Quin etiam absenti prosunt tibi cynthia p1c_351.023 venti. Propert. Diligo praestantem, non odi Cinna p1c_351.024 negantem. Martial. Tollentemque minas et sibila p1c_351.025 colla tumentem - Sed neque currentem se, nec p1c_351.026 cognoscit euntem, tollentemve manu saxumque immane p1c_351.027 moventem. Virg. Doch scheint das omoioteleuton p1c_351.028 hier zuweilen mit Fleiß angebracht und nicht ohne Grund
p1c_351.001 blumichte. Der Sinn beyder Worte ist verschieden, doch p1c_351.002 wird der Dichter immer das erste wählen. Selbst die flüssigen p1c_351.003 Consonanten werden unangenehm, wenn sie ohne Grund p1c_351.004 aus bloßer Nachlässigkeit wiederkehren. Non il n'y - a p1c_351.005 rien, que Nanine n'honore ─ Iam satis terris nivis p1c_351.006 atque dirae grandinis. Hor. Dieß mißfiel einigen p1c_351.007 so, daß sie tetrae lesen wollten statt terris, welches aber p1c_351.008 zu viel Aehnlichkeit mit dirae hat. Venusina digna lucerna. p1c_351.009 Iuvenal.
p1c_351.010 Anmerk. 3. Der Reim ist eine Aehnlichkeitp1c_351.011 im Klange der Sylben. Wenn diese Aehnlichkeit ohne p1c_351.012 Grund und Gesetz aus bloßer Nachlässigkeit entsteht, so fällt p1c_351.013 dies auf und verursacht eine Art Mißbehagen, weil man p1c_351.014 dergleichen nicht erwarten konnte, zumal wenn die Wortstellung p1c_351.015 besonders aufmerksam darauf macht. O fortunatam p1c_351.016 natam me Consule Romam. Cicero. μουσαι p1c_351.017 Πιεριηθεν ἀοιδησι κλειουσαι. Hesiod. ἐσπεπε νυν p1c_351.018 μοι μουσαι, ὀλυμπια δωματ' ἐχουσαι. Homer. Non p1c_351.019 satis est pulcra esse poemata, dulcia sunto, et p1c_351.020 quocunque volent animum auditoris agunto. Horat.p1c_351.021 Quot coelum stellas tot habet tua Roma puellas. p1c_351.022 Ovid. Quin etiam absenti prosunt tibi cynthia p1c_351.023 venti. Propert. Diligo praestantem, non odi Cinna p1c_351.024 negantem. Martial. Tollentemque minas et sibila p1c_351.025 colla tumentem ─ Sed neque currentem se, nec p1c_351.026 cognoscit euntem, tollentemve manu saxumque immane p1c_351.027 moventem. Virg. Doch scheint das ὁμοιοτελευτον p1c_351.028 hier zuweilen mit Fleiß angebracht und nicht ohne Grund
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/409>, abgerufen am 23.11.2024.
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