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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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durch das o, welches in allen Reimen assonirt, ein Merkliches p1c_349.002
für das Gehör an Wohllaut gewonnen wird. - p1c_349.003
"Willkommen, o silberner Mond" - "Welchen König der p1c_349.004
Gott über die Könige mit einweihendem Blick, als er gebohren p1c_349.005
ward, sah vom hohen Olymp -" - Diese Verse p1c_349.006
sind musikalisch, aber besonders durch die Wahl des vortönenden p1c_349.007
o. Doch wird dies uns Deutschen aus den oben p1c_349.008
angeführten Ursachen schwer, wenn gleich den Franzosen p1c_349.009
noch schwerer. - Aber nicht blos die Vocalen, auch die p1c_349.010
Consonanten haben einen mehr oder minder musikalischen p1c_349.011
Charakter. Einzeln betrachtet sind einige schwer, andre p1c_349.012
leichter auszusprechen. Das r, man mag es nun für einen p1c_349.013
Zungen= oder Zähnelaut ansehen, ist der schwerste p1c_349.014
Buchstabe für das Organ. Die durch den Gaumen oder die p1c_349.015
Gurgel auszusprechenden Laute ch, g, j, k, q, machen p1c_349.016
auch viel Schwierigkeit. Jn so fern sie also den Ton zu sehr p1c_349.017
aufhalten, sind sie minder musikalisch. Die sogenannten p1c_349.018
stummen Consonanten trennen die Continuität des Tons, p1c_349.019
indem sie sich weniger mittheilen. Dies gilt auch von denen, p1c_349.020
welche hart genennt werden. Diese sind also nicht so musikalisch, p1c_349.021
als die liquidae. Diese letzteren, vorzüglich l, p1c_349.022
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, geben einen leichtern Uebergang aus einem Ton in p1c_349.023
den andern, und in so fern kann auch das r musikalisch genannt p1c_349.024
werden. oror' epaixas, reen aude. - Wohllaut, p1c_349.025
willkommen.
- Besonders ist der Consonant n p1c_349.026
seines Klanges wegen zu merken. Er ist unter den Consonanten p1c_349.027
ungefähr das, was o unter den Vocalen ist, und p1c_349.028
beyde zusammen geben den schönsten Laut, welchen die

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durch das o, welches in allen Reimen assonirt, ein Merkliches p1c_349.002
für das Gehör an Wohllaut gewonnen wird. ─ p1c_349.003
„Willkommen, o silberner Mond“ ─ „Welchen König der p1c_349.004
Gott über die Könige mit einweihendem Blick, als er gebohren p1c_349.005
ward, sah vom hohen Olymp ─“ ─ Diese Verse p1c_349.006
sind musikalisch, aber besonders durch die Wahl des vortönenden p1c_349.007
o. Doch wird dies uns Deutschen aus den oben p1c_349.008
angeführten Ursachen schwer, wenn gleich den Franzosen p1c_349.009
noch schwerer. ─ Aber nicht blos die Vocalen, auch die p1c_349.010
Consonanten haben einen mehr oder minder musikalischen p1c_349.011
Charakter. Einzeln betrachtet sind einige schwer, andre p1c_349.012
leichter auszusprechen. Das r, man mag es nun für einen p1c_349.013
Zungen= oder Zähnelaut ansehen, ist der schwerste p1c_349.014
Buchstabe für das Organ. Die durch den Gaumen oder die p1c_349.015
Gurgel auszusprechenden Laute ch, g, j, k, q, machen p1c_349.016
auch viel Schwierigkeit. Jn so fern sie also den Ton zu sehr p1c_349.017
aufhalten, sind sie minder musikalisch. Die sogenannten p1c_349.018
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indem sie sich weniger mittheilen. Dies gilt auch von denen, p1c_349.020
welche hart genennt werden. Diese sind also nicht so musikalisch, p1c_349.021
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willkommen.
─ Besonders ist der Consonant n p1c_349.026
seines Klanges wegen zu merken. Er ist unter den Consonanten p1c_349.027
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/407>, abgerufen am 23.11.2024.