p1c_332.001 Anmerk. 1. Das Erhabene hat eine andre p1c_332.002 Sprache als das Naive, aber beyde müssen vorzüglich den p1c_332.003 Charakter der aletheia haben. Das Große giebt der p1c_332.004 Sprache einen besondern Charakter, den das Niedlichep1c_332.005 nicht hat. Jn beyden aber muß das megethos herrschen. p1c_332.006 Das Heftige wählt andre Worte, als die Empfindungp1c_332.007 der Grazie, beyden aber muß die sapheneia in der Diktion p1c_332.008 zukommen. Das Starke braucht Wendungen, welche p1c_332.009 das Sanfte nicht hat. Aber auch das Sanfte hat seine p1c_332.010 deinotes oder Lebhaftigkeit, Anschaulichkeit, jedoch in einem p1c_332.011 mindern Grade.
p1c_332.012 Anmerk. 2. Die verschiedenen Figuren, die wir p1c_332.013 bey dem poetischen Style bemerkten, passen auch nicht alle p1c_332.014 gleich zu eben der Untergattung des Schönen. Z. B. Die p1c_332.015 Ellipse, die Aposiopesis paßt nicht fürs Sanfte, wohl aber p1c_332.016 fürs Starke, Heftige und Große. Beym Erhabenen, beym p1c_332.017 Naiven und in Empfindung der Grazie wird auch nicht leicht p1c_332.018 weniger gesagt werden dürfen, als was gedacht wurde. p1c_332.019 Eben so wenig paßt die Antithese, die Distribution, die p1c_332.020 Sentenz für Naivität, Grazie und Sanftheit des Styls, p1c_332.021 weil sie zu sehr die Rede einschneiden, weil sie zu viel offenbare p1c_332.022 Wirksamkeit der Reflexion verrathen. Dagegen kann p1c_332.023 das Niedliche mit Antithesen spielen, und das Heftige p1c_332.024 irgend einen Kontrast durch sie lebhaft darstellen. Das Hyperbaton, p1c_332.025 der Athroismus, die Parenthese paßt fürs Heftige. p1c_332.026 Aber beym niedern Schönen werden diese Figuren selten p1c_332.027 mit Glück gebraucht werden. Jronie und Sarcasmus
p1c_332.001 Anmerk. 1. Das Erhabene hat eine andre p1c_332.002 Sprache als das Naive, aber beyde müssen vorzüglich den p1c_332.003 Charakter der ἀληθεια haben. Das Große giebt der p1c_332.004 Sprache einen besondern Charakter, den das Niedlichep1c_332.005 nicht hat. Jn beyden aber muß das μεγεθος herrschen. p1c_332.006 Das Heftige wählt andre Worte, als die Empfindungp1c_332.007 der Grazie, beyden aber muß die σαφηνεια in der Diktion p1c_332.008 zukommen. Das Starke braucht Wendungen, welche p1c_332.009 das Sanfte nicht hat. Aber auch das Sanfte hat seine p1c_332.010 δεινοτης oder Lebhaftigkeit, Anschaulichkeit, jedoch in einem p1c_332.011 mindern Grade.
p1c_332.012 Anmerk. 2. Die verschiedenen Figuren, die wir p1c_332.013 bey dem poetischen Style bemerkten, passen auch nicht alle p1c_332.014 gleich zu eben der Untergattung des Schönen. Z. B. Die p1c_332.015 Ellipse, die Aposiopesis paßt nicht fürs Sanfte, wohl aber p1c_332.016 fürs Starke, Heftige und Große. Beym Erhabenen, beym p1c_332.017 Naiven und in Empfindung der Grazie wird auch nicht leicht p1c_332.018 weniger gesagt werden dürfen, als was gedacht wurde. p1c_332.019 Eben so wenig paßt die Antithese, die Distribution, die p1c_332.020 Sentenz für Naivität, Grazie und Sanftheit des Styls, p1c_332.021 weil sie zu sehr die Rede einschneiden, weil sie zu viel offenbare p1c_332.022 Wirksamkeit der Reflexion verrathen. Dagegen kann p1c_332.023 das Niedliche mit Antithesen spielen, und das Heftige p1c_332.024 irgend einen Kontrast durch sie lebhaft darstellen. Das Hyperbaton, p1c_332.025 der Athroismus, die Parenthese paßt fürs Heftige. p1c_332.026 Aber beym niedern Schönen werden diese Figuren selten p1c_332.027 mit Glück gebraucht werden. Jronie und Sarcasmus
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Anmerk. 1. Das Erhabene hat eine andre p1c_332.002
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Anmerk. 2. Die verschiedenen Figuren, die wir p1c_332.013
bey dem poetischen Style bemerkten, passen auch nicht alle p1c_332.014
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Naiven und in Empfindung der Grazie wird auch nicht leicht p1c_332.018
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Eben so wenig paßt die Antithese, die Distribution, die p1c_332.020
Sentenz für Naivität, Grazie und Sanftheit des Styls, p1c_332.021
weil sie zu sehr die Rede einschneiden, weil sie zu viel offenbare p1c_332.022
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das Niedliche mit Antithesen spielen, und das Heftige p1c_332.024
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/390>, abgerufen am 23.11.2024.
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