p1c_330.001 nach nichts schneller fragen, als nach dem Leichnam. Die p1c_330.002 beyden Wörtchen de de sind nicht müßig. Sie enthalten so p1c_330.003 schnell als möglich durch eine Anticipation den Trost des p1c_330.004 folgenden, daß der Leichnam aber noch nicht verlohren sey, p1c_330.005 indem man allerdings noch über ihn kämpfe. Das gumnou p1c_330.006 ist ein neuer Donnerschlag und ist nothwendig bestimmt p1c_330.007 in dem folgenden Hexameter auf dem Hauptictus zu stehen. p1c_330.008 Jn dem gumnou liegt wieder die ganze folgende Nachricht. p1c_330.009 Denn wenn der Leichnam nackt ist, so hat man ihn der Waffen p1c_330.010 beraubt. Das atar aber, noch dazu mit seinem jambischen p1c_330.011 dem Hexameter entgegengesetzten Metrum, kündigt p1c_330.012 mit Heftigkeit die ganze Stärke des Folgenden an, was dem p1c_330.013 Achill nach seiner Denkart gleichsam den letzten Stoß geben p1c_330.014 mußte. teukhea, die Waffen, ist wieder der Hauptbegriff, p1c_330.015 diesmal aber für den Verstand, nicht für die Empfindung. p1c_330.016 Denn der Accent der Empfindung liegt auf dem Worte Hektor, p1c_330.017 weil dies dem Achill das Schrecklichste seyn mußte, p1c_330.018 seine Waffen in den Händen dieses Feindes zu wissen. Daher p1c_330.019 ist dies zu allerletzt gestellt. Nach einer solchen Analyse p1c_330.020 läßt sich wohl mit vollem Recht fragen: ist Homer, ist p1c_330.021 überhaupt ein Dichter zu übersetzen? Was das Deutsche betrifft, p1c_330.022 so möchte ich wenigstens nur allein aus dieser Stelle p1c_330.023 schließen, Bürgers Einfall sey der beste gewesen, der den p1c_330.024 Homer in Jamben übersetzen wollte. Da wir Artikel haben p1c_330.025 und tausend kleine Vorsetzwörtchen mit kurzer Quantität, so p1c_330.026 läßt sich der Jctus selten auf die erste Sylbe bringen, wenn p1c_330.027 man verständlich deutsch reden will, und es ist besser, man p1c_330.028 verliehrt den Hexameter, als die nothwendige Wortstellung.
p1c_330.001 nach nichts schneller fragen, als nach dem Leichnam. Die p1c_330.002 beyden Wörtchen δε δη sind nicht müßig. Sie enthalten so p1c_330.003 schnell als möglich durch eine Anticipation den Trost des p1c_330.004 folgenden, daß der Leichnam aber noch nicht verlohren sey, p1c_330.005 indem man allerdings noch über ihn kämpfe. Das γυμνου p1c_330.006 ist ein neuer Donnerschlag und ist nothwendig bestimmt p1c_330.007 in dem folgenden Hexameter auf dem Hauptictus zu stehen. p1c_330.008 Jn dem γυμνου liegt wieder die ganze folgende Nachricht. p1c_330.009 Denn wenn der Leichnam nackt ist, so hat man ihn der Waffen p1c_330.010 beraubt. Das ἀταρ aber, noch dazu mit seinem jambischen p1c_330.011 dem Hexameter entgegengesetzten Metrum, kündigt p1c_330.012 mit Heftigkeit die ganze Stärke des Folgenden an, was dem p1c_330.013 Achill nach seiner Denkart gleichsam den letzten Stoß geben p1c_330.014 mußte. τευχεα, die Waffen, ist wieder der Hauptbegriff, p1c_330.015 diesmal aber für den Verstand, nicht für die Empfindung. p1c_330.016 Denn der Accent der Empfindung liegt auf dem Worte Hektor, p1c_330.017 weil dies dem Achill das Schrecklichste seyn mußte, p1c_330.018 seine Waffen in den Händen dieses Feindes zu wissen. Daher p1c_330.019 ist dies zu allerletzt gestellt. Nach einer solchen Analyse p1c_330.020 läßt sich wohl mit vollem Recht fragen: ist Homer, ist p1c_330.021 überhaupt ein Dichter zu übersetzen? Was das Deutsche betrifft, p1c_330.022 so möchte ich wenigstens nur allein aus dieser Stelle p1c_330.023 schließen, Bürgers Einfall sey der beste gewesen, der den p1c_330.024 Homer in Jamben übersetzen wollte. Da wir Artikel haben p1c_330.025 und tausend kleine Vorsetzwörtchen mit kurzer Quantität, so p1c_330.026 läßt sich der Jctus selten auf die erste Sylbe bringen, wenn p1c_330.027 man verständlich deutsch reden will, und es ist besser, man p1c_330.028 verliehrt den Hexameter, als die nothwendige Wortstellung.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/388>, abgerufen am 23.11.2024.
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