p1c_310.001 die Morgenländer den räthselhaften Styl von jeher liebten, p1c_310.002 erhellt schon aus der Geschichte des Simson, der den Hochzeitgästen p1c_310.003 ein Räthsel aufgiebt. Auch arabische Dichter suchen, p1c_310.004 wie Jones berichtet, etwas in versteckten allegorischen p1c_310.005 Sätzen. Die Wichtigkeit der Mysterien und Hieroglyphen p1c_310.006 trug bey den Alten viel zu diesem Geschmacke bey. Besonders p1c_310.007 muß es wegen der Verwandtschaft der Poesie und Religion p1c_310.008 als ein Haupttalent des Dichters angesehen worden p1c_310.009 seyn, Räthsel zu errathen. Das sieht man aus der fabelhaften p1c_310.010 Biographie des Homer, welche fälschlich dem Herodot p1c_310.011 zugeschrieben wurde, da die darin angegebene Chronologie p1c_310.012 mit der in Herodots Geschichte nicht übereinstimmt. p1c_310.013 Einige erzählen nämlich, Homer soll aus Verdruß darüber p1c_310.014 gestorben seyn, daß er ein von Fischern ihm aufgegebenes, p1c_310.015 dem Sinne nach sehr gemeines Räthsel nicht habe errathen p1c_310.016 können. - Sehr oft hat ein allegorischer Ausdruck selbst p1c_310.017 bey Zusammenstellung gewöhnlicher Bilder etwas sehr Ernstes p1c_310.018 und Rührendes, wenn damit auf eine ernste Sache gedeutet p1c_310.019 wird, die man verschweigt. Man sieht, daß der p1c_310.020 Geist so sehr mit seinem Hauptgegenstande beschäftigt ist, p1c_310.021 daß alles, was uns umgiebt, zum Bilde desselben dienen p1c_310.022 muß. Und eben daß die Sache selbst nicht genennt wird, p1c_310.023 giebt ihr mehr Gewicht. Zum Beyspiel dient die Allegorie p1c_310.024 vom Alter im Prediger Salomonis 12, 2. 6. - Jesaias p1c_310.025 liebt diese Figur ebenfalls. Kap. 28. z. B. fordert er feyerlich p1c_310.026 sein Volk auf zur Anhörung einer Allegorie, die er wie p1c_310.027 ein Räthsel und als Frage vorträgt. Sehr oft wird bey den p1c_310.028 Hebräern aus einer Vergleichung, aus einer bloßen Metapher
p1c_310.001 die Morgenländer den räthselhaften Styl von jeher liebten, p1c_310.002 erhellt schon aus der Geschichte des Simson, der den Hochzeitgästen p1c_310.003 ein Räthsel aufgiebt. Auch arabische Dichter suchen, p1c_310.004 wie Jones berichtet, etwas in versteckten allegorischen p1c_310.005 Sätzen. Die Wichtigkeit der Mysterien und Hieroglyphen p1c_310.006 trug bey den Alten viel zu diesem Geschmacke bey. Besonders p1c_310.007 muß es wegen der Verwandtschaft der Poesie und Religion p1c_310.008 als ein Haupttalent des Dichters angesehen worden p1c_310.009 seyn, Räthsel zu errathen. Das sieht man aus der fabelhaften p1c_310.010 Biographie des Homer, welche fälschlich dem Herodot p1c_310.011 zugeschrieben wurde, da die darin angegebene Chronologie p1c_310.012 mit der in Herodots Geschichte nicht übereinstimmt. p1c_310.013 Einige erzählen nämlich, Homer soll aus Verdruß darüber p1c_310.014 gestorben seyn, daß er ein von Fischern ihm aufgegebenes, p1c_310.015 dem Sinne nach sehr gemeines Räthsel nicht habe errathen p1c_310.016 können. ─ Sehr oft hat ein allegorischer Ausdruck selbst p1c_310.017 bey Zusammenstellung gewöhnlicher Bilder etwas sehr Ernstes p1c_310.018 und Rührendes, wenn damit auf eine ernste Sache gedeutet p1c_310.019 wird, die man verschweigt. Man sieht, daß der p1c_310.020 Geist so sehr mit seinem Hauptgegenstande beschäftigt ist, p1c_310.021 daß alles, was uns umgiebt, zum Bilde desselben dienen p1c_310.022 muß. Und eben daß die Sache selbst nicht genennt wird, p1c_310.023 giebt ihr mehr Gewicht. Zum Beyspiel dient die Allegorie p1c_310.024 vom Alter im Prediger Salomonis 12, 2. 6. ─ Jesaias p1c_310.025 liebt diese Figur ebenfalls. Kap. 28. z. B. fordert er feyerlich p1c_310.026 sein Volk auf zur Anhörung einer Allegorie, die er wie p1c_310.027 ein Räthsel und als Frage vorträgt. Sehr oft wird bey den p1c_310.028 Hebräern aus einer Vergleichung, aus einer bloßen Metapher
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vom Alter im Prediger Salomonis 12, 2. 6. ─ Jesaias p1c_310.025
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/368>, abgerufen am 23.11.2024.
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