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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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Vergleichungen. 5) Prosopopoeia. Diese Figur ist eine p1c_291.002
von denen, welche in der dichterischen Sprache am häufigsten p1c_291.003
vorkommt, und zur Belebung sehr viel beyträgt. p1c_291.004
Durch sie bekommt jeder auch todte Gegenstand eine Seele p1c_291.005
und Bewegung. Durch sie wird alles Seyn in ein Werden, p1c_291.006
jedes Anschauliche in ein Erscheinen verwandelt. p1c_291.007
Ce tombeau s'ouvriroit, sagt Flechier in einer Todtenrede, p1c_291.008
ces ossemens se rejoindroient pour me dire: p1c_291.009
pourquoi viens-tu mentir pour moi, qui ne mentis p1c_291.010
jamais pour personne? Laisses moi reposer dans le p1c_291.011
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par la flatterie, que j'ai haie
. Die Prosopopoeia als p1c_291.013
Figur ist von der Personendichtung zu unterscheiden, welche p1c_291.014
ein Theil der Fiction ist, wodurch sich der Dichter für den p1c_291.015
Stoff seines Gedichts wirklich bestimmte Wesen schafft, wie p1c_291.016
z. B. der Hunger des Ovid, die Fama des Virgil. Nur p1c_291.017
von der Figur kann hier die Rede seyn, wo unpersönliche p1c_291.018
Wesen durch die Rede, nicht durch den Jnhalt lebendig p1c_291.019
werden. Te nemus, te liquidi flevere lacus, oder p1c_291.020
wenn Turnus seine Lanze anredet. (Aeneid. XII. 93.) - p1c_291.021
Keine Poesie geht in Belebung todter Dinge weiter, als p1c_291.022
die hebräische. Die Pfeile sind Söhne des Bogens und des p1c_291.023
Köchers. Das Schwert des Donners Bruder. Das Meer p1c_291.024
wird geboren wie ein Kind in Wolken gewindelt. Die Tiefe p1c_291.025
ächzt (Habacuc 4, 10. 11.). Die Höhe erhebt die Hände. p1c_291.026
An einem andern Orte (Ps. 98, 7.) singen die Berge Jubel, p1c_291.027
die Ströme klopfen in die Hände kvkhmy tvdhk - p1c_291.028
Auch abstrakte Begriffe werden personifizirt. Die Weisheit

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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/349>, abgerufen am 24.11.2024.