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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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Erwähnung gethan. Jndessen geben sie doch auch der dichterischen p1c_285.002
Sprache besondere Gestalt. Sie geben ihr ausgezeichnete p1c_285.003
Wendungen. Deswegen werden sie als besondere p1c_285.004
lumina orationis angesehen, die zuweilen auch der Redner p1c_285.005
gebraucht. Und so werden sie auch gewöhnlich in p1c_285.006
dem Kapitel von der poetischen Sprache abgehandelt. Wir p1c_285.007
wollen sie zum Unterschied von den vorigen, die weniger p1c_285.008
ausgezeichnet sind, figuras maiores, jene minores p1c_285.009
nennen. Hierher kann man rechnen 1) die Beschreibung, p1c_285.010
Descriptio. Sie ist von der Hypotyposis (in der p1c_285.011
vorigen Anmerkung) dadurch unterschieden, daß sie den p1c_285.012
dichterischen Gegenstand nach allen Theilen seiner Gestalt p1c_285.013
genau abmahlt, ohne sich ihn gerade, wie jene, als gegenwärtig p1c_285.014
zu denken. Sie ist also etwas minder Lebhaftes, p1c_285.015
als jene. Sie ist aber eben deswegen auch nicht so vorübergehend. p1c_285.016
Durch sie wird der Phantasie nach und nach die p1c_285.017
Anschauung als werdend gegeben. Besonders gebrauchen p1c_285.018
die erzählenden Dichter diese Figur. Sie fangen gemeiniglich p1c_285.019
mit einer Schilderung an, Est locus u. s. w. eh man p1c_285.020
noch weiß, warum geschildert wird. Dies erregt Aufmerksamkeit p1c_285.021
und giebt der Erzählung Würde. Mitten in der p1c_285.022
Handlung selbst hingegen sind die Beschreibungen sehr mit p1c_285.023
Vorsicht zu gebrauchen, damit sie nicht, wie Horaz sagt, p1c_285.024
ein purpureus pannus werden, die umsonst die Einbildungskraft p1c_285.025
in Thätigkeit setzen. Die Haupthandlung muß p1c_285.026
freylich glänzend beschrieben werden, z. B. der vorgebliche p1c_285.027
Tod Orests in der Electra des Sophocles, das Ungeheuer p1c_285.028
im Tod des Hyppolits beym Racine. Die Beschreibung

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Erwähnung gethan. Jndessen geben sie doch auch der dichterischen p1c_285.002
Sprache besondere Gestalt. Sie geben ihr ausgezeichnete p1c_285.003
Wendungen. Deswegen werden sie als besondere p1c_285.004
lumina orationis angesehen, die zuweilen auch der Redner p1c_285.005
gebraucht. Und so werden sie auch gewöhnlich in p1c_285.006
dem Kapitel von der poetischen Sprache abgehandelt. Wir p1c_285.007
wollen sie zum Unterschied von den vorigen, die weniger p1c_285.008
ausgezeichnet sind, figuras maiores, jene minores p1c_285.009
nennen. Hierher kann man rechnen 1) die Beschreibung, p1c_285.010
Descriptio. Sie ist von der Hypotyposis (in der p1c_285.011
vorigen Anmerkung) dadurch unterschieden, daß sie den p1c_285.012
dichterischen Gegenstand nach allen Theilen seiner Gestalt p1c_285.013
genau abmahlt, ohne sich ihn gerade, wie jene, als gegenwärtig p1c_285.014
zu denken. Sie ist also etwas minder Lebhaftes, p1c_285.015
als jene. Sie ist aber eben deswegen auch nicht so vorübergehend. p1c_285.016
Durch sie wird der Phantasie nach und nach die p1c_285.017
Anschauung als werdend gegeben. Besonders gebrauchen p1c_285.018
die erzählenden Dichter diese Figur. Sie fangen gemeiniglich p1c_285.019
mit einer Schilderung an, Est locus u. s. w. eh man p1c_285.020
noch weiß, warum geschildert wird. Dies erregt Aufmerksamkeit p1c_285.021
und giebt der Erzählung Würde. Mitten in der p1c_285.022
Handlung selbst hingegen sind die Beschreibungen sehr mit p1c_285.023
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in Thätigkeit setzen. Die Haupthandlung muß p1c_285.026
freylich glänzend beschrieben werden, z. B. der vorgebliche p1c_285.027
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/343>, abgerufen am 24.11.2024.