p1c_282.001 Bajaz. Act. II. sc. 5. Horaz macht zuweilen zu lange p1c_282.002 Parenthesen. L. IV. od. 4. g) Das Leben der Sprache p1c_282.003 gewinnt auch durch die Wiederholungen einzelner p1c_282.004 Worte, oder ganzer Phrasen. Die Grammatiker sind hier p1c_282.005 in den Unterscheidungen äußerst subtil. Wer kann alle ihre p1c_282.006 Terminologien abschreiben? - Anaphora, Epanalepsis, p1c_282.007 Anadiplosis, ah Corydon, Corydon, fugite, p1c_282.008 o miferi, fugite, (hier stehen Worte dazwischen) apoleto p1c_282.009 kalos Adonis, oleto kalos Adonis, ad arma, p1c_282.010 ad arma. - Dies macht Effekt beym Heftigen, weil p1c_282.011 man gleichfalls auf Eine Jdee durch die Wiederholung zu p1c_282.012 dringen scheint, beym Sanften, weil man durch die Wiederholung p1c_282.013 einen leichtern Uebergang gewinnt. Hierher ist p1c_282.014 auch die tautotes zu rechnen, eine scheinbare Nachlässigkeit, p1c_282.015 indem man ein Wort wieder braucht, was man eben p1c_282.016 in einer andern Stellung gebraucht hatte, um eines Accents p1c_282.017 willen. Z. B. im Terenz:quod si is nunc me deceperit, p1c_282.018 saepe obsecrans me ut veniam, frustra veniet. p1c_282.019 - h) Zum Leben der dichterischen Sprache trägt p1c_282.020 auch oft ein gewisser Pleonasmus bey, der mit emphasis p1c_282.021 verbunden ist. Vidi egomet - hisce auribus hausi - p1c_282.022 Septem illum totos perhibent ex ordine menses flevisse. p1c_282.023 - i) Oft ist dagegen die elleipsis und Aposiopesisp1c_282.024 ausdrucksvoller, welche sich besonders im Heftigen p1c_282.025 finden. - Quos ego ... sed motos praestat componere p1c_282.026 fluctus - novimus et nos te. - Sehr poetisch p1c_282.027 ist die Ellipse Virgils beym Tode der Dido: Dixerat atque p1c_282.028 illam media inter talia ferro collapsam aspiciunt.
p1c_282.001 Bajaz. Act. II. sc. 5. Horaz macht zuweilen zu lange p1c_282.002 Parenthesen. L. IV. od. 4. g) Das Leben der Sprache p1c_282.003 gewinnt auch durch die Wiederholungen einzelner p1c_282.004 Worte, oder ganzer Phrasen. Die Grammatiker sind hier p1c_282.005 in den Unterscheidungen äußerst subtil. Wer kann alle ihre p1c_282.006 Terminologien abschreiben? ─ Anaphora, Epanalepsis, p1c_282.007 Anadiplosis, ah Corydon, Corydon, fugite, p1c_282.008 o miferi, fugite, (hier stehen Worte dazwischen) ἀπωλετο p1c_282.009 καλος Ἀδωνις, ὠλετο καλος Ἀδωνις, ad arma, p1c_282.010 ad arma. ─ Dies macht Effekt beym Heftigen, weil p1c_282.011 man gleichfalls auf Eine Jdee durch die Wiederholung zu p1c_282.012 dringen scheint, beym Sanften, weil man durch die Wiederholung p1c_282.013 einen leichtern Uebergang gewinnt. Hierher ist p1c_282.014 auch die ταυτοτης zu rechnen, eine scheinbare Nachlässigkeit, p1c_282.015 indem man ein Wort wieder braucht, was man eben p1c_282.016 in einer andern Stellung gebraucht hatte, um eines Accents p1c_282.017 willen. Z. B. im Terenz:quod si is nunc me deceperit, p1c_282.018 saepe obsecrans me ut veniam, frustra veniet. p1c_282.019 ─ h) Zum Leben der dichterischen Sprache trägt p1c_282.020 auch oft ein gewisser Pleonasmus bey, der mit ἐμφασις p1c_282.021 verbunden ist. Vidi egomet ─ hisce auribus hausi ─ p1c_282.022 Septem illum totos perhibent ex ordine menses flevisse. p1c_282.023 ─ i) Oft ist dagegen die ἐλλειψις und Aposiopesisp1c_282.024 ausdrucksvoller, welche sich besonders im Heftigen p1c_282.025 finden. ─ Quos ego ... sed motos praestat componere p1c_282.026 fluctus ─ novimus et nos te. ─ Sehr poetisch p1c_282.027 ist die Ellipse Virgils beym Tode der Dido: Dixerat atque p1c_282.028 illam media inter talia ferro collapsam aspiciunt.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/340>, abgerufen am 24.11.2024.
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