p1c_274.001 des Daniel Heinsius übersetzten Hymnus in Bachump1c_274.002 auch dergleichen Zusammensetzungen gemacht: "Du Mörder p1c_274.003 aller Pein, du wunderstarker Gott. O Hyeu, Nysean, p1c_274.004 Paean, Jrephiot! Nachläufer, Hüftesohn, Hochschreyer, p1c_274.005 Lüfftenspringer, Gutgeber, Liebesfreund, Hauptbrecher, p1c_274.006 Löwenzwinger, Herzfänger, Herzendieb, Mundbinder, p1c_274.007 Sinnentoll, Geistrührer, Wackelfuß, Stadtkreischer, p1c_274.008 Allzeitvoll." - Professor Gottsched hält sich in seiner p1c_274.009 Poetik darüber auf. Allein es paßt dies gerade in einen p1c_274.010 noch dazu scherzhaften Hymnus in Bachum, da bekanntlich p1c_274.011 die Dithyramben der Alten vielsylbige Worte liebten. - p1c_274.012 Jn den ältern Zeiten einer Sprache sind die Dichter in dergleichen p1c_274.013 Zusammensetzungen kühner. Es ist bekannt, daß p1c_274.014 man dem Pacuvius harte Zusammensetzungen vorwirft, rudentisibilus, p1c_274.015 tu curuifrontes pascere armentas soles. p1c_274.016 Lucilius der alte Satyrenschreiber macht Worte, wie p1c_274.017 hippocampelephantocamelus. Ein andrer übersetzt das p1c_274.018 Homerische elkesiplepon mit vestitrahum. - Doch p1c_274.019 im Scherz, wie Aristophanes, der vermuthlich, um den p1c_274.020 Aeschylus zu parodiren, dergleichen Sylbenbindungen bis zur p1c_274.021 Karrikatur treibt, geht dies wohl an - beym Lucrez findet p1c_274.022 man oft mare navigerum, navibus velivolis. Beym Horaz p1c_274.023 findet man selten dergleichen, wie tergeminis dissociabiles. p1c_274.024 Die spätern Dichter werden schon wieder kühner, weil p1c_274.025 sie in Nebensachen neu seyn wollen. - Freylich müssen solche p1c_274.026 Wortschöpfungen erstlich die Dichtungsart rechtfertigen. p1c_274.027 Denn die tiefere Empfindung: proiicit ampullas et sesquipedalia p1c_274.028 verba. Zweytens dürfen sie nicht ganz unsinnig
p1c_274.001 des Daniel Heinsius übersetzten Hymnus in Bachump1c_274.002 auch dergleichen Zusammensetzungen gemacht: „Du Mörder p1c_274.003 aller Pein, du wunderstarker Gott. O Hyeu, Nysean, p1c_274.004 Paean, Jrephiot! Nachläufer, Hüftesohn, Hochschreyer, p1c_274.005 Lüfftenspringer, Gutgeber, Liebesfreund, Hauptbrecher, p1c_274.006 Löwenzwinger, Herzfänger, Herzendieb, Mundbinder, p1c_274.007 Sinnentoll, Geistrührer, Wackelfuß, Stadtkreischer, p1c_274.008 Allzeitvoll.“ ─ Professor Gottsched hält sich in seiner p1c_274.009 Poetik darüber auf. Allein es paßt dies gerade in einen p1c_274.010 noch dazu scherzhaften Hymnus in Bachum, da bekanntlich p1c_274.011 die Dithyramben der Alten vielsylbige Worte liebten. ─ p1c_274.012 Jn den ältern Zeiten einer Sprache sind die Dichter in dergleichen p1c_274.013 Zusammensetzungen kühner. Es ist bekannt, daß p1c_274.014 man dem Pacuvius harte Zusammensetzungen vorwirft, rudentisibilus, p1c_274.015 tu curuifrontes pascere armentas soles. p1c_274.016 Lucilius der alte Satyrenschreiber macht Worte, wie p1c_274.017 hippocampelephantocamelus. Ein andrer übersetzt das p1c_274.018 Homerische ἑλκεσιπλεπον mit vestitrahum. ─ Doch p1c_274.019 im Scherz, wie Aristophanes, der vermuthlich, um den p1c_274.020 Aeschylus zu parodiren, dergleichen Sylbenbindungen bis zur p1c_274.021 Karrikatur treibt, geht dies wohl an ─ beym Lucrez findet p1c_274.022 man oft mare navigerum, navibus velivolis. Beym Horaz p1c_274.023 findet man selten dergleichen, wie tergeminis dissociabiles. p1c_274.024 Die spätern Dichter werden schon wieder kühner, weil p1c_274.025 sie in Nebensachen neu seyn wollen. ─ Freylich müssen solche p1c_274.026 Wortschöpfungen erstlich die Dichtungsart rechtfertigen. p1c_274.027 Denn die tiefere Empfindung: proiicit ampullas et sesquipedalia p1c_274.028 verba. Zweytens dürfen sie nicht ganz unsinnig
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/332>, abgerufen am 25.11.2024.
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