p1c_217.001 und urtheilende d. h. Begriffe zur Einheit verbindende p1c_217.002 Vermögen. Die vierte die Vernunft, als das aus Gründen p1c_217.003 schließende und die letzten Bestimmungsgründe aufsuchende p1c_217.004 Vermögen. So lange der Mensch noch sich an die p1c_217.005 instinktmäßige Natur hält, und nur als das edelste Thier p1c_217.006 auf der Erde erscheint, ist er sich auch nur der drey ersten p1c_217.007 Thatsachen bewußt, er empfindet das Angenehme des Lebens p1c_217.008 in sich und den angeschauten Gegenständen, sucht von p1c_217.009 eben diesem Lebensinstinkt der Natur getrieben Veränderung, p1c_217.010 vergleicht und verbindet Vorstellungen, wie das Thier p1c_217.011 und wie die Kinder, verknüpft auch wohl Gedanken mit p1c_217.012 dem Gefühle der Nothwendigkeit, aber er vernimmt sich p1c_217.013 noch nicht, er strebt noch nicht zu wissen, warum er p1c_217.014 ist, und das was ihn umgiebt. Wenn im höhern Welt= p1c_217.015 und Menschenalter der Mensch von der Herrschaft des Jnstinkts p1c_217.016 sich losreißt, so ist er nicht mehr zufrieden, daß er p1c_217.017 empirisch ist, er will wissen, d. h. aus nothwendigen p1c_217.018 Gründen a priori urtheilen, warum er ist und die Welt, p1c_217.019 er will jeden Gegenstand a priori nothwendig und allgemein p1c_217.020 seinem Wesen nach erkennen. Die empirischep1c_217.021 Psychologie, die den Menschen als zufällige Erscheinung p1c_217.022 beobachtet, bemerkt also in ihm ein Streben über die p1c_217.023 Natur und sich selbst hinauszuforschen nach den Gründen p1c_217.024 der Dinge, welches Metaphysik heißt. Die Metaphysikp1c_217.025 ist das Streben der speculirenden Vernunft, die letzten p1c_217.026 Bestimmungsgründe der Dinge und des Daseyns in erkennbaren p1c_217.027 Gegenständen außerhalb des Menschen zu suchen, p1c_217.028 eine sogenannte Wissenschaft, welche sich wegen der Widersprüche
p1c_217.001 und urtheilende d. h. Begriffe zur Einheit verbindende p1c_217.002 Vermögen. Die vierte die Vernunft, als das aus Gründen p1c_217.003 schließende und die letzten Bestimmungsgründe aufsuchende p1c_217.004 Vermögen. So lange der Mensch noch sich an die p1c_217.005 instinktmäßige Natur hält, und nur als das edelste Thier p1c_217.006 auf der Erde erscheint, ist er sich auch nur der drey ersten p1c_217.007 Thatsachen bewußt, er empfindet das Angenehme des Lebens p1c_217.008 in sich und den angeschauten Gegenständen, sucht von p1c_217.009 eben diesem Lebensinstinkt der Natur getrieben Veränderung, p1c_217.010 vergleicht und verbindet Vorstellungen, wie das Thier p1c_217.011 und wie die Kinder, verknüpft auch wohl Gedanken mit p1c_217.012 dem Gefühle der Nothwendigkeit, aber er vernimmt sich p1c_217.013 noch nicht, er strebt noch nicht zu wissen, warum er p1c_217.014 ist, und das was ihn umgiebt. Wenn im höhern Welt= p1c_217.015 und Menschenalter der Mensch von der Herrschaft des Jnstinkts p1c_217.016 sich losreißt, so ist er nicht mehr zufrieden, daß er p1c_217.017 empirisch ist, er will wissen, d. h. aus nothwendigen p1c_217.018 Gründen a priori urtheilen, warum er ist und die Welt, p1c_217.019 er will jeden Gegenstand a priori nothwendig und allgemein p1c_217.020 seinem Wesen nach erkennen. Die empirischep1c_217.021 Psychologie, die den Menschen als zufällige Erscheinung p1c_217.022 beobachtet, bemerkt also in ihm ein Streben über die p1c_217.023 Natur und sich selbst hinauszuforschen nach den Gründen p1c_217.024 der Dinge, welches Metaphysik heißt. Die Metaphysikp1c_217.025 ist das Streben der speculirenden Vernunft, die letzten p1c_217.026 Bestimmungsgründe der Dinge und des Daseyns in erkennbaren p1c_217.027 Gegenständen außerhalb des Menschen zu suchen, p1c_217.028 eine sogenannte Wissenschaft, welche sich wegen der Widersprüche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0275"n="217"/><lbn="p1c_217.001"/>
und urtheilende d. h. Begriffe zur Einheit verbindende <lbn="p1c_217.002"/>
Vermögen. Die vierte die <hirendition="#g">Vernunft,</hi> als das aus Gründen <lbn="p1c_217.003"/><hirendition="#g">schließende</hi> und die letzten Bestimmungsgründe aufsuchende <lbn="p1c_217.004"/>
Vermögen. So lange der Mensch noch sich an die <lbn="p1c_217.005"/>
instinktmäßige Natur hält, und nur als das edelste Thier <lbn="p1c_217.006"/>
auf der Erde erscheint, ist er sich auch nur der drey ersten <lbn="p1c_217.007"/>
Thatsachen bewußt, er empfindet das Angenehme des Lebens <lbn="p1c_217.008"/>
in sich und den angeschauten Gegenständen, sucht von <lbn="p1c_217.009"/>
eben diesem Lebensinstinkt der Natur getrieben Veränderung, <lbn="p1c_217.010"/>
vergleicht und <hirendition="#g">verbindet</hi> Vorstellungen, wie das Thier <lbn="p1c_217.011"/>
und wie die Kinder, <hirendition="#g">verknüpft</hi> auch wohl Gedanken mit <lbn="p1c_217.012"/>
dem Gefühle der Nothwendigkeit, aber er <hirendition="#g">vernimmt sich <lbn="p1c_217.013"/>
noch</hi> nicht, er strebt noch nicht zu <hirendition="#g">wissen,</hi> warum er <lbn="p1c_217.014"/>
ist, und das was ihn umgiebt. Wenn im höhern Welt= <lbn="p1c_217.015"/>
und Menschenalter der Mensch von der Herrschaft des Jnstinkts <lbn="p1c_217.016"/>
sich losreißt, so ist er nicht mehr zufrieden, daß er <lbn="p1c_217.017"/>
empirisch ist, er will <hirendition="#g">wissen,</hi> d. h. aus nothwendigen <lbn="p1c_217.018"/>
Gründen <hirendition="#aq">a priori</hi> urtheilen, warum er ist und die Welt, <lbn="p1c_217.019"/>
er will jeden Gegenstand <hirendition="#aq">a priori</hi> nothwendig und allgemein <lbn="p1c_217.020"/>
seinem Wesen nach erkennen. Die <hirendition="#g">empirische</hi><lbn="p1c_217.021"/>
Psychologie, die den Menschen als zufällige Erscheinung <lbn="p1c_217.022"/>
beobachtet, bemerkt also in ihm ein <hirendition="#g">Streben über die <lbn="p1c_217.023"/>
Natur</hi> und sich selbst hinauszuforschen nach den Gründen <lbn="p1c_217.024"/>
der Dinge, welches <hirendition="#g">Metaphysik</hi> heißt. Die <hirendition="#g">Metaphysik</hi><lbn="p1c_217.025"/>
ist das Streben der speculirenden Vernunft, die letzten <lbn="p1c_217.026"/>
Bestimmungsgründe der Dinge und des Daseyns in erkennbaren <lbn="p1c_217.027"/>
Gegenständen außerhalb des Menschen zu suchen, <lbn="p1c_217.028"/>
eine sogenannte Wissenschaft, welche sich wegen der Widersprüche
</p></div></div></body></text></TEI>
[217/0275]
p1c_217.001
und urtheilende d. h. Begriffe zur Einheit verbindende p1c_217.002
Vermögen. Die vierte die Vernunft, als das aus Gründen p1c_217.003
schließende und die letzten Bestimmungsgründe aufsuchende p1c_217.004
Vermögen. So lange der Mensch noch sich an die p1c_217.005
instinktmäßige Natur hält, und nur als das edelste Thier p1c_217.006
auf der Erde erscheint, ist er sich auch nur der drey ersten p1c_217.007
Thatsachen bewußt, er empfindet das Angenehme des Lebens p1c_217.008
in sich und den angeschauten Gegenständen, sucht von p1c_217.009
eben diesem Lebensinstinkt der Natur getrieben Veränderung, p1c_217.010
vergleicht und verbindet Vorstellungen, wie das Thier p1c_217.011
und wie die Kinder, verknüpft auch wohl Gedanken mit p1c_217.012
dem Gefühle der Nothwendigkeit, aber er vernimmt sich p1c_217.013
noch nicht, er strebt noch nicht zu wissen, warum er p1c_217.014
ist, und das was ihn umgiebt. Wenn im höhern Welt= p1c_217.015
und Menschenalter der Mensch von der Herrschaft des Jnstinkts p1c_217.016
sich losreißt, so ist er nicht mehr zufrieden, daß er p1c_217.017
empirisch ist, er will wissen, d. h. aus nothwendigen p1c_217.018
Gründen a priori urtheilen, warum er ist und die Welt, p1c_217.019
er will jeden Gegenstand a priori nothwendig und allgemein p1c_217.020
seinem Wesen nach erkennen. Die empirische p1c_217.021
Psychologie, die den Menschen als zufällige Erscheinung p1c_217.022
beobachtet, bemerkt also in ihm ein Streben über die p1c_217.023
Natur und sich selbst hinauszuforschen nach den Gründen p1c_217.024
der Dinge, welches Metaphysik heißt. Die Metaphysik p1c_217.025
ist das Streben der speculirenden Vernunft, die letzten p1c_217.026
Bestimmungsgründe der Dinge und des Daseyns in erkennbaren p1c_217.027
Gegenständen außerhalb des Menschen zu suchen, p1c_217.028
eine sogenannte Wissenschaft, welche sich wegen der Widersprüche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/275>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.