p1c_209.001 das idyllisch Schöne. Weil das Sanfte, Naivep1c_209.002 und Niedliche die gewaltsamen Gedankenreihen gewöhnlich p1c_209.003 vermeidet und sich an die Natur hält, die keinen Sprung p1c_209.004 liebt, so schreibt man diesen Gattungen oft auch das Prädicat p1c_209.005 natürlich zu. Jn so fern überhaupt das niedere p1c_209.006 Schöne gewöhnlich mehr den Verstand beschäftigt, als p1c_209.007 das höhere, und ihm eine bestimmte Zweckmäßigkeit neben p1c_209.008 der idealen zu ahnen giebt, so findet bey demselben auch p1c_209.009 mehr, wie bey dem höhern, das Wahrscheinliche und p1c_209.010 Jnteressante statt. Das Sanfte und Niedlichep1c_209.011 schmeichelt den Sinnen am meisten. Daher bekommt es p1c_209.012 auch oft die subjektiv bestimmten Prädicate lieblich und p1c_209.013 angenehm.
p1c_209.014 Anmerk. 5. Das Niedliche kann oft zum Kleinlichen, p1c_209.015 Läppischen und Gezwungenen herabsinken, p1c_209.016 das Sanfte, matt, gedehnt, weichlich, und wenn p1c_209.017 es die sinnlichen Leidenschaften im Verhältnisse zur Phantasie p1c_209.018 zu mächtig werden läßt, schlüpfrig werden. Der Graziep1c_209.019 steht das Ungeschickte entgegen. Das lebendig p1c_209.020 Schöne überhaupt verfällt bey Ueberladung in den Fehler p1c_209.021 des Ueppigen. Das grotesk Komische kann ins p1c_209.022 Plumpe und Platte, das Satyrische, wenn es auf p1c_209.023 eine illegale Weise Verbrechen vorwirft, ins Pasquillartigep1c_209.024 verfallen. Das Galante artet oft ins Fade, p1c_209.025 Abgeschmackte, Geckenartige, das Romantischep1c_209.026 ins Romanhafte, das Naive ins Gezierte, p1c_209.027 (Affektirte) oder Einfältige, Rohe und Obscöne
p1c_209.001 das idyllisch Schöne. Weil das Sanfte, Naivep1c_209.002 und Niedliche die gewaltsamen Gedankenreihen gewöhnlich p1c_209.003 vermeidet und sich an die Natur hält, die keinen Sprung p1c_209.004 liebt, so schreibt man diesen Gattungen oft auch das Prädicat p1c_209.005 natürlich zu. Jn so fern überhaupt das niedere p1c_209.006 Schöne gewöhnlich mehr den Verstand beschäftigt, als p1c_209.007 das höhere, und ihm eine bestimmte Zweckmäßigkeit neben p1c_209.008 der idealen zu ahnen giebt, so findet bey demselben auch p1c_209.009 mehr, wie bey dem höhern, das Wahrscheinliche und p1c_209.010 Jnteressante statt. Das Sanfte und Niedlichep1c_209.011 schmeichelt den Sinnen am meisten. Daher bekommt es p1c_209.012 auch oft die subjektiv bestimmten Prädicate lieblich und p1c_209.013 angenehm.
p1c_209.014 Anmerk. 5. Das Niedliche kann oft zum Kleinlichen, p1c_209.015 Läppischen und Gezwungenen herabsinken, p1c_209.016 das Sanfte, matt, gedehnt, weichlich, und wenn p1c_209.017 es die sinnlichen Leidenschaften im Verhältnisse zur Phantasie p1c_209.018 zu mächtig werden läßt, schlüpfrig werden. Der Graziep1c_209.019 steht das Ungeschickte entgegen. Das lebendig p1c_209.020 Schöne überhaupt verfällt bey Ueberladung in den Fehler p1c_209.021 des Ueppigen. Das grotesk Komische kann ins p1c_209.022 Plumpe und Platte, das Satyrische, wenn es auf p1c_209.023 eine illegale Weise Verbrechen vorwirft, ins Pasquillartigep1c_209.024 verfallen. Das Galante artet oft ins Fade, p1c_209.025 Abgeschmackte, Geckenartige, das Romantischep1c_209.026 ins Romanhafte, das Naive ins Gezierte, p1c_209.027 (Affektirte) oder Einfältige, Rohe und Obscöne
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p1c_209.014
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/267>, abgerufen am 27.11.2024.
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