p1c_193.001 haben, sich durchs Sanftschöne äußert, mit der Graziep1c_193.002 und dem Scherzhaften verbindet, so entsteht daraus p1c_193.003 bey der Liebe eine Stimmung, welche die Galanteriep1c_193.004 heißt im edlern Sinne des Worts. Diese Galanteriep1c_193.005 ist bey den Alten, etwa die neu entdeckte indische Poesie p1c_193.006 ausgenommen, wegen der Knechtschaft, in welcher das weibliche p1c_193.007 Geschlecht sich befand, selten. Einiges im Anacreon, p1c_193.008 Ovid, Tibull, Properz kann hierher gerechnet werden. p1c_193.009 Sie fand sich aber in den Zeiten der alten Ritterschaft, und p1c_193.010 ist daher mit dem Romantischen sehr verwandt. Die p1c_193.011 altspanische, die portugiesische (siehe Velazquez, übers. von p1c_193.012 Dieze, S. 65.), die provenzal Dichtkunst, besonders in p1c_193.013 den Zeiten der Liebeshöfe, die altitalienische Poesie, der p1c_193.014 deutsche Minnegesang haben diesen Charakter. Unter den p1c_193.015 Neuern zeichnen sich in diesem Fache Metastasio und Florian p1c_193.016 aus. Die Canzonetta, la liberta a Nice und die Palinodia p1c_193.017 (Poesie del Abate Metastasio T. VIII. p. 315.) p1c_193.018 sind Muster von Feinheit und Grazie und scherzhafter Zärtlichkeit. p1c_193.019 Unter den neuern Deutschen sind hier vorzüglich p1c_193.020 Göthe, Schiller und Mathisson zu nennen. Beyspielep1c_193.021 des Naiven. Das Naive ist ausgemacht der Charakter p1c_193.022 der ältesten Poesie. Es besteht in der reinen, nackten, unverstellten p1c_193.023 Darstellung der instinktmäßigen Natur, mit p1c_193.024 einem Bewußtseyn ihrer Jdealität, mit einem dunklen Gefühl, p1c_193.025 daß ihre Form ein Symbol des Geistes sey. Geist p1c_193.026 und Natur ist hier noch nicht getrennt, sie werden nicht mit p1c_193.027 einander wieder vereinigt, wie im himmlisch Erhabenen,p1c_193.028 sondern die sinnliche Natur selbst trägt die noch
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/251>, abgerufen am 27.11.2024.
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