p1c_188.001 entfernter und zugleich ähnlicher, großer und kleiner Vorstellungen p1c_188.002 aller Art. Ueberhaupt aber ist hervorstechender p1c_188.003 Witz nur bey der scherzhaften romantischen Dichtung, p1c_188.004 bey der Komödie, beym Epigramm, also beym niedern p1c_188.005 Schönen, und ins besondere beym Niedlichen anwendbar. p1c_188.006 Wenn die Deutschen noch vor nicht gar langer Zeit p1c_188.007 die dichterischen Werke Werke des Witzes nannten, so bedeutete p1c_188.008 da Witz bey ihnen so viel, wie Genie, nämlich p1c_188.009 das Vermögen, aus vielen Vorstellungen das Nothwendigste p1c_188.010 und Richtigste herauszufinden. Daher die Zusammensezzung: p1c_188.011 Mutterwitz - worunter eine natürliche Anlage des p1c_188.012 Geistes verstanden wird. Auch die Laune, der sogenannte p1c_188.013 Humor, gehört hierher. Man versteht darunter die Fähigkeit p1c_188.014 eines originellen Kopfes, die Dinge von einer neuen p1c_188.015 ungewöhnlichen Seite anzusehen, wozu oft selbst eine nicht p1c_188.016 blos launige, sondern auch launische d. h. bizarre Gemüthsstimmung p1c_188.017 vieles beyträgt. Jn wie fern das Genie p1c_188.018 Original ist, d. h. sich von allen Regeln entfernt, ist p1c_188.019 ihm allerdings überhaupt bey allen ästhetischen Arbeiten p1c_188.020 Laune eigen. Ein besonders hervorstechender Humorp1c_188.021 ist aber nur da von Wirkung, wo der Effekt auf das Romantischep1c_188.022 und Lächerliche berechnet ist. Jm erstern p1c_188.023 Falle kann sich auch der Humor dem höhern Schönen p1c_188.024 nähern, und zuweilen Grausen erwecken. Wenn z. B. p1c_188.025 Tassoni, der Verfasser des komischen Heldengedichts: la p1c_188.026 Secchia rapita, Mitglied einer Akademie von Humoristen, p1c_188.027 also ein Humorist ex professo, in seinem Testamente den p1c_188.028 Wunsch, nach dem Tode zu leben, ein Fieber nennt, das
p1c_188.001 entfernter und zugleich ähnlicher, großer und kleiner Vorstellungen p1c_188.002 aller Art. Ueberhaupt aber ist hervorstechender p1c_188.003 Witz nur bey der scherzhaften romantischen Dichtung, p1c_188.004 bey der Komödie, beym Epigramm, also beym niedern p1c_188.005 Schönen, und ins besondere beym Niedlichen anwendbar. p1c_188.006 Wenn die Deutschen noch vor nicht gar langer Zeit p1c_188.007 die dichterischen Werke Werke des Witzes nannten, so bedeutete p1c_188.008 da Witz bey ihnen so viel, wie Genie, nämlich p1c_188.009 das Vermögen, aus vielen Vorstellungen das Nothwendigste p1c_188.010 und Richtigste herauszufinden. Daher die Zusammensezzung: p1c_188.011 Mutterwitz ─ worunter eine natürliche Anlage des p1c_188.012 Geistes verstanden wird. Auch die Laune, der sogenannte p1c_188.013 Humor, gehört hierher. Man versteht darunter die Fähigkeit p1c_188.014 eines originellen Kopfes, die Dinge von einer neuen p1c_188.015 ungewöhnlichen Seite anzusehen, wozu oft selbst eine nicht p1c_188.016 blos launige, sondern auch launische d. h. bizarre Gemüthsstimmung p1c_188.017 vieles beyträgt. Jn wie fern das Genie p1c_188.018 Original ist, d. h. sich von allen Regeln entfernt, ist p1c_188.019 ihm allerdings überhaupt bey allen ästhetischen Arbeiten p1c_188.020 Laune eigen. Ein besonders hervorstechender Humorp1c_188.021 ist aber nur da von Wirkung, wo der Effekt auf das Romantischep1c_188.022 und Lächerliche berechnet ist. Jm erstern p1c_188.023 Falle kann sich auch der Humor dem höhern Schönen p1c_188.024 nähern, und zuweilen Grausen erwecken. Wenn z. B. p1c_188.025 Tassoni, der Verfasser des komischen Heldengedichts: la p1c_188.026 Secchia rapita, Mitglied einer Akademie von Humoristen, p1c_188.027 also ein Humorist ex professo, in seinem Testamente den p1c_188.028 Wunsch, nach dem Tode zu leben, ein Fieber nennt, das
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/246>, abgerufen am 27.11.2024.
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