p1c_181.001 zu haben, als eben diese Bewegung. Bey Erwachsenen, p1c_181.002 bey zunehmender Bildung des Geistes ist das Lachen ebenfalls p1c_181.003 eine willkührliche Bewegung der Seelen- und Körperkraft. p1c_181.004 Aber diese Bewegung ist schon nicht so rein angenehm p1c_181.005 mehr. Der ans Leben gewöhnte Mensch kann nicht p1c_181.006 so leicht mehr gereizt werden. Er bedarf dazu auffallenderp1c_181.007 Gegenstände, mit unter sich abstechenden Vorstellungen, p1c_181.008 die sich vom Gewöhnlichen entfernen. Daher gehört p1c_181.009 zum Lächerlichen ein gewisser Contrast in zwey doch zusammengehaltenen p1c_181.010 Vorstellungen, eine Unvollkommenheit in p1c_181.011 der Gestaltung des Begriffs. Etwas blos unpassendes ist p1c_181.012 noch nicht lächerlich. Z. B. Trophäen des Kriegs auf p1c_181.013 einem Jagdhause, das verdient wohl Winkelmanns Tadel, p1c_181.014 aber es erregt noch kein Lachen, eben so wenig das p1c_181.015 blos Häßliche und Ungestaltete. Ueber das Ungestaltete p1c_181.016 und Unpassende lachen wir erst, wenn es ganz auffallendp1c_181.017 wird, wenn der Widerspruch gerade das Entgegengesetztestep1c_181.018 zu vereinigen droht. Thersites, der schwache, p1c_181.019 Häßliche, wird erst da lächerlich, wenn er von Gefangenen p1c_181.020 spricht, die er etwa mache, und die sich Agamemnon zueigne. p1c_181.021 Man lacht, wenn aus einer schönen Equipage mit p1c_181.022 sechs Pferden ein Tagelöhner herauskriecht, wenn eine p1c_181.023 Senfte mit vielem Pomp anlangt und ein Senftenträger p1c_181.024 heraussteigt, wenn einer einen Stutzerhut und Renomistenstiefeln p1c_181.025 trägt. Dieses ganz Auffallende setzt selbst ganz p1c_181.026 lebensmüde, gedankensatte Seelen in Bewegung. Wer p1c_181.027 sich literarisch den Magen verdorben hat, wie z. B. das p1c_181.028 deutsche Publikum, muß doch noch lachen. Daher findet
p1c_181.001 zu haben, als eben diese Bewegung. Bey Erwachsenen, p1c_181.002 bey zunehmender Bildung des Geistes ist das Lachen ebenfalls p1c_181.003 eine willkührliche Bewegung der Seelen- und Körperkraft. p1c_181.004 Aber diese Bewegung ist schon nicht so rein angenehm p1c_181.005 mehr. Der ans Leben gewöhnte Mensch kann nicht p1c_181.006 so leicht mehr gereizt werden. Er bedarf dazu auffallenderp1c_181.007 Gegenstände, mit unter sich abstechenden Vorstellungen, p1c_181.008 die sich vom Gewöhnlichen entfernen. Daher gehört p1c_181.009 zum Lächerlichen ein gewisser Contrast in zwey doch zusammengehaltenen p1c_181.010 Vorstellungen, eine Unvollkommenheit in p1c_181.011 der Gestaltung des Begriffs. Etwas blos unpassendes ist p1c_181.012 noch nicht lächerlich. Z. B. Trophäen des Kriegs auf p1c_181.013 einem Jagdhause, das verdient wohl Winkelmanns Tadel, p1c_181.014 aber es erregt noch kein Lachen, eben so wenig das p1c_181.015 blos Häßliche und Ungestaltete. Ueber das Ungestaltete p1c_181.016 und Unpassende lachen wir erst, wenn es ganz auffallendp1c_181.017 wird, wenn der Widerspruch gerade das Entgegengesetztestep1c_181.018 zu vereinigen droht. Thersites, der schwache, p1c_181.019 Häßliche, wird erst da lächerlich, wenn er von Gefangenen p1c_181.020 spricht, die er etwa mache, und die sich Agamemnon zueigne. p1c_181.021 Man lacht, wenn aus einer schönen Equipage mit p1c_181.022 sechs Pferden ein Tagelöhner herauskriecht, wenn eine p1c_181.023 Senfte mit vielem Pomp anlangt und ein Senftenträger p1c_181.024 heraussteigt, wenn einer einen Stutzerhut und Renomistenstiefeln p1c_181.025 trägt. Dieses ganz Auffallende setzt selbst ganz p1c_181.026 lebensmüde, gedankensatte Seelen in Bewegung. Wer p1c_181.027 sich literarisch den Magen verdorben hat, wie z. B. das p1c_181.028 deutsche Publikum, muß doch noch lachen. Daher findet
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/239>, abgerufen am 27.11.2024.
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