p1c_180.001 also nur zum niedern Schönen, und zwar zur Grazie zu p1c_180.002 rechnen seyn, weil natürlich nirgends mehr Lebendigkeitp1c_180.003 der Phantasie angetroffen wird, als wenn sie im Einzelnen p1c_180.004 thätiger ist, mehr als sie es bedarf. Beym Erhabenenp1c_180.005 darf sie dee einzelnen Theilvorstellungen nicht so lebendig p1c_180.006 werden lassen, weil sie das Anschaun der höhern Jdealitätp1c_180.007 zu Stande bringen muß. Sie hat also eben so wenig, p1c_180.008 wie bey Verstandesarbeiten Zeit zu scherzen. Es ist hier p1c_180.009 um eine höhere Einheit zu thun, simplex duntaxat et p1c_180.010 unum. Hingegen, wenn sie sich mehr mit den Theilvorstellungen p1c_180.011 unterhält, ohne durch eine Hauptempfindung zu p1c_180.012 sehr beherrscht zu werden, dann scherzt sie. Es ist ihr p1c_180.013 weniger ein ernsthafter idealer Zweck vorgeschrieben. p1c_180.014 Sie will sich blos im Leben erhalten. Weil aber dieses p1c_180.015 Leben, wenn es nicht ganz üppig werden soll, doch eine p1c_180.016 Art Gesetzlichkeit haben muß, so muß sich der Scherz der p1c_180.017 Phantasie, wie z. B. bey Ariost und Wieland, mit p1c_180.018 Grazie bewegen, und es muß zu gleicher Zeit in dem poetischen p1c_180.019 Gedanken dargethan werden, daß der Geist Muße p1c_180.020 habe, und durch nichts Ernstes seine höhere Einheit beschränkt p1c_180.021 sey. Zum Scherzhaften gehört auch das Lächerliche.p1c_180.022 Das Lachen ist eine körperliche Erschütterung, p1c_180.023 die aus einer Erweckung des Lebensreizes entsteht. An sich p1c_180.024 ist das Lachen nichts Unangenehmes. Das beweißt das p1c_180.025 reine Lachen der Kinder. Das ist ein Jubeln der Freude, p1c_180.026 ein ausbrechendes Gefühl der muntern Lebenskraft. Es ist p1c_180.027 ein Scherz der menschlichen Natur, die sich selbst in eine p1c_180.028 fröhliche Bewegung setzt, ohne einen andern Zweck dabey
p1c_180.001 also nur zum niedern Schönen, und zwar zur Grazie zu p1c_180.002 rechnen seyn, weil natürlich nirgends mehr Lebendigkeitp1c_180.003 der Phantasie angetroffen wird, als wenn sie im Einzelnen p1c_180.004 thätiger ist, mehr als sie es bedarf. Beym Erhabenenp1c_180.005 darf sie dee einzelnen Theilvorstellungen nicht so lebendig p1c_180.006 werden lassen, weil sie das Anschaun der höhern Jdealitätp1c_180.007 zu Stande bringen muß. Sie hat also eben so wenig, p1c_180.008 wie bey Verstandesarbeiten Zeit zu scherzen. Es ist hier p1c_180.009 um eine höhere Einheit zu thun, simplex duntaxat et p1c_180.010 unum. Hingegen, wenn sie sich mehr mit den Theilvorstellungen p1c_180.011 unterhält, ohne durch eine Hauptempfindung zu p1c_180.012 sehr beherrscht zu werden, dann scherzt sie. Es ist ihr p1c_180.013 weniger ein ernsthafter idealer Zweck vorgeschrieben. p1c_180.014 Sie will sich blos im Leben erhalten. Weil aber dieses p1c_180.015 Leben, wenn es nicht ganz üppig werden soll, doch eine p1c_180.016 Art Gesetzlichkeit haben muß, so muß sich der Scherz der p1c_180.017 Phantasie, wie z. B. bey Ariost und Wieland, mit p1c_180.018 Grazie bewegen, und es muß zu gleicher Zeit in dem poetischen p1c_180.019 Gedanken dargethan werden, daß der Geist Muße p1c_180.020 habe, und durch nichts Ernstes seine höhere Einheit beschränkt p1c_180.021 sey. Zum Scherzhaften gehört auch das Lächerliche.p1c_180.022 Das Lachen ist eine körperliche Erschütterung, p1c_180.023 die aus einer Erweckung des Lebensreizes entsteht. An sich p1c_180.024 ist das Lachen nichts Unangenehmes. Das beweißt das p1c_180.025 reine Lachen der Kinder. Das ist ein Jubeln der Freude, p1c_180.026 ein ausbrechendes Gefühl der muntern Lebenskraft. Es ist p1c_180.027 ein Scherz der menschlichen Natur, die sich selbst in eine p1c_180.028 fröhliche Bewegung setzt, ohne einen andern Zweck dabey
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/238>, abgerufen am 27.11.2024.
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