p1c_179.001 oi proteron pot' epelonto theon d' ex anakton egenonto p1c_179.002 oies, emitheoi, aponon oude aphthiton oud' akindunon bion, p1c_179.003 es geras exikonto, telesantes. - Bey den Deutschen, p1c_179.004 wie bey allen Nazionen, welche mehr Natursinn für das p1c_179.005 Heftige, Starke, Große haben, ist die Grazie nicht häufig, p1c_179.006 weil jenen ästhetischen Empfindungen die Leichtigkeit p1c_179.007 fehlt. Jn der hohen Grazie kommt aber kein deutscher p1c_179.008 Dichter Göthe bey. Mehr noch als seine Jphigenia bezeugen p1c_179.009 dies seine kleinen lyrischen Gedichte, sein Tasso u. p1c_179.010 s. w. Hölty ist nicht so lebendig, doch erhebt er sich in p1c_179.011 der Sanftmuth oft zur Grazie, z. B. in der Elegie auf den p1c_179.012 Tod eines Landmädchens. Mathison und Salis sind p1c_179.013 hier auch zu erwähnen. Bey den Franzosen zeigt sich die p1c_179.014 Grazie besonders in Florians Gedichten in den Romances p1c_179.015 d'Estelle u. s. w. Die Engländer scheinen für p1c_179.016 die Grazie noch weniger gemacht, als die Deutschen. Jndeß p1c_179.017 hat doch Shakespear einige Stücke, wo sie herrschend p1c_179.018 ist. Z. B. Der Sommernachtstraum, der Sturm und p1c_179.019 Romeo und Julie. - Zu der Grazie oder dem reizend p1c_179.020 Schönen kann man auch das Scherzhafte rechnen, welches p1c_179.021 eine bloße Modification desselben ist. Das Scherzhaftep1c_179.022 ist dem Ernst entgegengesetzt. Dies scheint eigentlich p1c_179.023 der Charakter der ganzen Dichtkunst. Darum spricht p1c_179.024 Tasso vom lusinghier Parnaso, und das Schöne scheint p1c_179.025 oft nur eine jocosa imago der innern Jdealität. Jndessen p1c_179.026 ist die Dichtkunst, wie wir schon eben bemerkt haben, an sich p1c_179.027 zu heilig, als daß man diesen Ausdruck des Spiels überhaupt p1c_179.028 von ihr brauchen dürfe. Das Scherzhafte wird
p1c_179.001 οι προτερον ποτ' ἐπελοντο θεων δ' εξ ἀνακτων ἐγενοντο p1c_179.002 ωἷες, ἡμιθεοι, ἀπονον οὐδε ἀφθιτον οὐδ' ἀκινδυνον βιον, p1c_179.003 ἐς γῆρας ἐξικοντο, τελεσαντες. ─ Bey den Deutschen, p1c_179.004 wie bey allen Nazionen, welche mehr Natursinn für das p1c_179.005 Heftige, Starke, Große haben, ist die Grazie nicht häufig, p1c_179.006 weil jenen ästhetischen Empfindungen die Leichtigkeit p1c_179.007 fehlt. Jn der hohen Grazie kommt aber kein deutscher p1c_179.008 Dichter Göthe bey. Mehr noch als seine Jphigenia bezeugen p1c_179.009 dies seine kleinen lyrischen Gedichte, sein Tasso u. p1c_179.010 s. w. Hölty ist nicht so lebendig, doch erhebt er sich in p1c_179.011 der Sanftmuth oft zur Grazie, z. B. in der Elegie auf den p1c_179.012 Tod eines Landmädchens. Mathison und Salis sind p1c_179.013 hier auch zu erwähnen. Bey den Franzosen zeigt sich die p1c_179.014 Grazie besonders in Florians Gedichten in den Romances p1c_179.015 d'Estelle u. s. w. Die Engländer scheinen für p1c_179.016 die Grazie noch weniger gemacht, als die Deutschen. Jndeß p1c_179.017 hat doch Shakespear einige Stücke, wo sie herrschend p1c_179.018 ist. Z. B. Der Sommernachtstraum, der Sturm und p1c_179.019 Romeo und Julie. ─ Zu der Grazie oder dem reizend p1c_179.020 Schönen kann man auch das Scherzhafte rechnen, welches p1c_179.021 eine bloße Modification desselben ist. Das Scherzhaftep1c_179.022 ist dem Ernst entgegengesetzt. Dies scheint eigentlich p1c_179.023 der Charakter der ganzen Dichtkunst. Darum spricht p1c_179.024 Tasso vom lusinghier Parnaso, und das Schöne scheint p1c_179.025 oft nur eine jocosa imago der innern Jdealität. Jndessen p1c_179.026 ist die Dichtkunst, wie wir schon eben bemerkt haben, an sich p1c_179.027 zu heilig, als daß man diesen Ausdruck des Spiels überhaupt p1c_179.028 von ihr brauchen dürfe. Das Scherzhafte wird
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/237>, abgerufen am 27.11.2024.
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