p1c_167.001 Sanftschöne, das sich dem Großen nähert. "Diese p1c_167.002 Gebeine gegen Beleidigungen zu schützen, erhebt sich über p1c_167.003 ihnen ein Denkmal, das in unzierlichen Reimen und ungestaltetem p1c_167.004 Schnitzwerk den flüchtigen Tribut eines Seufzers p1c_167.005 erfleht. Statt des Lobgedichts und der Elegie findet ihr p1c_167.006 ihre Nahmen, ihre Jahre zusammengesetzt von der ungelehrten p1c_167.007 Muse, verbunden mit einem heiligen Texte, der p1c_167.008 den ländlichen Moralisten sterben lehrt (und das steinerne p1c_167.009 Mal unter dem Fliederbusch, wo ein biblischer Spruch freudig p1c_167.010 zu sterben lehrt, und der Tod mit der Sense und ein p1c_167.011 Engel mit Palmen steht. Hölty). Denn wer hat, ganz p1c_167.012 ein Raub der stummen Vergessenheit, dieses angenehme p1c_167.013 angstvolle Daseyn jemals aufgegeben, wer hat den warmen p1c_167.014 Bezirk des lieblichen Tags verlassen, ohne einen einzigen p1c_167.015 verweilenden sehnsuchtsvollen Blick zurückzuwerfen? Auf p1c_167.016 irgend ein befreundetes Herz verläßt sich die abscheidende p1c_167.017 Seele, das Auge, das sich schließt, fordert einige fromme p1c_167.018 Thränen. Selbst aus dem Grabe ruft noch die Stimme p1c_167.019 der Natur, und noch in ihrer Asche glimmt ihr gewohntes p1c_167.020 Feuer." - Und der Schluß, wo der Dichter seinen Charakter p1c_167.021 schildert: - "Er gab dem Elend alles, was er p1c_167.022 hatte, eine Thräne, er verlangte vom Himmel alles, was p1c_167.023 er wünschte, einen Freund. Suche nicht nach seinen Verdiensten p1c_167.024 zu forschen, noch seine Schwächen aus dem Verborgenen p1c_167.025 zu ziehn. Voll zitternder Hoffnung ruhen sie hier p1c_167.026 beysammen im Schooße seines Vaters und seines Gottes." p1c_167.027 - Der deutsche Charakter, weil er für das Ruhiggroße p1c_167.028 ist, ist auch für das Sanfte: Hallers Elegie auf den Tod
p1c_167.001 Sanftschöne, das sich dem Großen nähert. „Diese p1c_167.002 Gebeine gegen Beleidigungen zu schützen, erhebt sich über p1c_167.003 ihnen ein Denkmal, das in unzierlichen Reimen und ungestaltetem p1c_167.004 Schnitzwerk den flüchtigen Tribut eines Seufzers p1c_167.005 erfleht. Statt des Lobgedichts und der Elegie findet ihr p1c_167.006 ihre Nahmen, ihre Jahre zusammengesetzt von der ungelehrten p1c_167.007 Muse, verbunden mit einem heiligen Texte, der p1c_167.008 den ländlichen Moralisten sterben lehrt (und das steinerne p1c_167.009 Mal unter dem Fliederbusch, wo ein biblischer Spruch freudig p1c_167.010 zu sterben lehrt, und der Tod mit der Sense und ein p1c_167.011 Engel mit Palmen steht. Hölty). Denn wer hat, ganz p1c_167.012 ein Raub der stummen Vergessenheit, dieses angenehme p1c_167.013 angstvolle Daseyn jemals aufgegeben, wer hat den warmen p1c_167.014 Bezirk des lieblichen Tags verlassen, ohne einen einzigen p1c_167.015 verweilenden sehnsuchtsvollen Blick zurückzuwerfen? Auf p1c_167.016 irgend ein befreundetes Herz verläßt sich die abscheidende p1c_167.017 Seele, das Auge, das sich schließt, fordert einige fromme p1c_167.018 Thränen. Selbst aus dem Grabe ruft noch die Stimme p1c_167.019 der Natur, und noch in ihrer Asche glimmt ihr gewohntes p1c_167.020 Feuer.“ ─ Und der Schluß, wo der Dichter seinen Charakter p1c_167.021 schildert: ─ „Er gab dem Elend alles, was er p1c_167.022 hatte, eine Thräne, er verlangte vom Himmel alles, was p1c_167.023 er wünschte, einen Freund. Suche nicht nach seinen Verdiensten p1c_167.024 zu forschen, noch seine Schwächen aus dem Verborgenen p1c_167.025 zu ziehn. Voll zitternder Hoffnung ruhen sie hier p1c_167.026 beysammen im Schooße seines Vaters und seines Gottes.“ p1c_167.027 ─ Der deutsche Charakter, weil er für das Ruhiggroße p1c_167.028 ist, ist auch für das Sanfte: Hallers Elegie auf den Tod
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/225>, abgerufen am 26.11.2024.
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