Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.
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p1c_157.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0215" n="157"/><lb n="p1c_157.001"/><foreign xml:lang="grc">άιωρεῖ</foreign></hi>. Die Taube Anakreons kann sich neben dem majestätischen <lb n="p1c_157.002"/> Pindarischen Adler stellen, sie weicht ihm nicht an <lb n="p1c_157.003"/> Vollkommenheit. Es kann ein Gedanke einem niedern Grade <lb n="p1c_157.004"/> von Schönheit zugehören, und doch innerhalb seines Grades <lb n="p1c_157.005"/> eben so hoch stehen, als ein anderer, der zu einem höhern <lb n="p1c_157.006"/> Grade gerechnet wird. Wie fein ist selbst das Tändelnde, <lb n="p1c_157.007"/> (20) <foreign xml:lang="grc">Ἐγω δ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἐσοπτρον ἐιην, ὁπως ἀει βλεπῃς με</foreign>. <foreign xml:lang="grc">Ἐγω</foreign> <lb n="p1c_157.008"/> <foreign xml:lang="grc">χιτων γενοιμην, ὁπως ἀει φορῆς με</foreign>. <foreign xml:lang="grc">ὑδωρ θελω γενεθαι</foreign>, <lb n="p1c_157.009"/> <foreign xml:lang="grc">ὁπως σε χρῶτα λουσω</foreign>. <foreign xml:lang="grc">μυρον, γυναι, γενοιμην</foreign>, <lb n="p1c_157.010"/> <foreign xml:lang="grc">ὁπως ἐγω σ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἀλειφω, και ταινιη τε μαϛῶν, και μαργαρον</foreign> <lb n="p1c_157.011"/> <foreign xml:lang="grc">τραχηλω και σανδαλον γενοιμην μονον ποσιν πατει με</foreign> ─ <lb n="p1c_157.012"/> Der Spiegel des Mädchens seyn wollen, damit man immer <lb n="p1c_157.013"/> angesehen werde, ist ein feiner komischer, satyrischer Zug. <lb n="p1c_157.014"/> Blos der letzte Wunsch des Dichters, eine Sandale zu seyn, <lb n="p1c_157.015"/> damit des Mädchens Fuß ihn trete, ist zu niedrig und der <lb n="p1c_157.016"/> Menschheit unwürdig. Hier hat sich das Niedliche ins Gemeine <lb n="p1c_157.017"/> verwirrt. <foreign xml:lang="grc">ᾉ μοῦσαι τον Ερωτα, δησασαι ϛεφανοισι</foreign> <lb n="p1c_157.018"/> <foreign xml:lang="grc">τω καλλει παρεδωκαν</foreign>. <foreign xml:lang="grc">Και νυν ἡ Κυθερεια ζητει</foreign> <lb n="p1c_157.019"/> <foreign xml:lang="grc">λυτρα φερουσα, λυσαθαι τον ἐρωτα</foreign>. <foreign xml:lang="grc">Κ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἀν λυσῃ δε τις</foreign> <lb n="p1c_157.020"/> <foreign xml:lang="grc">ἀυτον ὀυκ ἐξεισι, μενεῖ δε δυυλευειν δεδιδακται</foreign> Hier <lb n="p1c_157.021"/> ist zugleich im Niedlichen hohe Allegorie. Dies thut gute <lb n="p1c_157.022"/> Wirkung, wie dies z. B. in dem Göthischen Epigramm: <lb n="p1c_157.023"/> Psyche wird älter und klug, Amor bleibt ewig ein Kind. <lb n="p1c_157.024"/> Hier ist die Darstellung des Alls in einem niedlichen Gedanken: <lb n="p1c_157.025"/> <foreign xml:lang="grc">ἡ γη μελαινα πινει, πινει δε δενδρε ἀυτην, πινει</foreign> <lb n="p1c_157.026"/> <foreign xml:lang="grc">θαλασσα δ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἀυρας, ὁ δ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἡλιος θαλασσαν, τον δ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἡλιον σεληνη</foreign>. <lb n="p1c_157.027"/> <foreign xml:lang="grc">Τι μοι μαχεθ' ἑταῖροι, κ</foreign>'<foreign xml:lang="grc">ἀυτῳ θελοντι πινειν</foreign>; ─ Hierher <lb n="p1c_157.028"/> gehört auch die Schilderung der Rose: <foreign xml:lang="grc">Ποδον ὦ φεριϛον</foreign> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0215]
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άιωρεῖ. Die Taube Anakreons kann sich neben dem majestätischen p1c_157.002
Pindarischen Adler stellen, sie weicht ihm nicht an p1c_157.003
Vollkommenheit. Es kann ein Gedanke einem niedern Grade p1c_157.004
von Schönheit zugehören, und doch innerhalb seines Grades p1c_157.005
eben so hoch stehen, als ein anderer, der zu einem höhern p1c_157.006
Grade gerechnet wird. Wie fein ist selbst das Tändelnde, p1c_157.007
(20) Ἐγω δ'ἐσοπτρον ἐιην, ὁπως ἀει βλεπῃς με. Ἐγω p1c_157.008
χιτων γενοιμην, ὁπως ἀει φορῆς με. ὑδωρ θελω γενεθαι, p1c_157.009
ὁπως σε χρῶτα λουσω. μυρον, γυναι, γενοιμην, p1c_157.010
ὁπως ἐγω σ'ἀλειφω, και ταινιη τε μαϛῶν, και μαργαρον p1c_157.011
τραχηλω και σανδαλον γενοιμην μονον ποσιν πατει με ─ p1c_157.012
Der Spiegel des Mädchens seyn wollen, damit man immer p1c_157.013
angesehen werde, ist ein feiner komischer, satyrischer Zug. p1c_157.014
Blos der letzte Wunsch des Dichters, eine Sandale zu seyn, p1c_157.015
damit des Mädchens Fuß ihn trete, ist zu niedrig und der p1c_157.016
Menschheit unwürdig. Hier hat sich das Niedliche ins Gemeine p1c_157.017
verwirrt. ᾉ μοῦσαι τον Ερωτα, δησασαι ϛεφανοισι p1c_157.018
τω καλλει παρεδωκαν. Και νυν ἡ Κυθερεια ζητει p1c_157.019
λυτρα φερουσα, λυσαθαι τον ἐρωτα. Κ'ἀν λυσῃ δε τις p1c_157.020
ἀυτον ὀυκ ἐξεισι, μενεῖ δε δυυλευειν δεδιδακται Hier p1c_157.021
ist zugleich im Niedlichen hohe Allegorie. Dies thut gute p1c_157.022
Wirkung, wie dies z. B. in dem Göthischen Epigramm: p1c_157.023
Psyche wird älter und klug, Amor bleibt ewig ein Kind. p1c_157.024
Hier ist die Darstellung des Alls in einem niedlichen Gedanken: p1c_157.025
ἡ γη μελαινα πινει, πινει δε δενδρε ἀυτην, πινει p1c_157.026
θαλασσα δ'ἀυρας, ὁ δ'ἡλιος θαλασσαν, τον δ'ἡλιον σεληνη. p1c_157.027
Τι μοι μαχεθ' ἑταῖροι, κ'ἀυτῳ θελοντι πινειν; ─ Hierher p1c_157.028
gehört auch die Schilderung der Rose: Ποδον ὦ φεριϛον
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