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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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Uebertritt ins Geistige, mit der Freyheit vom Jnstinkt. p1c_154.002
Aber diese Freyheit muß zu einer höhern Regelmäßigkeit führen, p1c_154.003
mit ihr muß eine andere Natur beginnen, die uns den p1c_154.004
Himmel giebt. - Man hat viel über das Verhältniß des p1c_154.005
Wahren zum Schöneu gestritten. Es ist nicht zu p1c_154.006
läugnen und aus obigen Beyspielen klar, daß sich das Heftige, p1c_154.007
das Starke, das Große der poetischen Gedanken, oft p1c_154.008
von dem bedingt Wahren und Guten entfernt. Allein es ist p1c_154.009
beym Schönen gar nicht um Begriffe, sondern um Jdeen p1c_154.010
zu thun. Man will sich nur der getrennten idealen Form und p1c_154.011
ihrer Unendlichkeit bewußt werden, und die Begriffe sind p1c_154.012
Mittel, um den Schein des Jdealen zu erregen. Das p1c_154.013
Erhabene gleicht jedoch dem niedern Schönen darin, daß es p1c_154.014
die Verstandeswelt am wenigsten stört, und die einmal geordneten p1c_154.015
Begriffe des Wissens nicht leicht verwirrt. Nur p1c_154.016
muß das Große, das Heftige u. s. w., also die Abweichung p1c_154.017
von der Regel, vorausgegangen seyn, wenn das Erhabene p1c_154.018
wirken soll.

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Anmerk. 3. Das Niedliche, das totum teres p1c_154.020
atque rotundum
, ist die niedrigste Stufe aller Kunst, p1c_154.021
gleichwohl historisch genommen nicht die erste, auf welcher p1c_154.022
der Mensch stand. Diese war das Naive. Es ist vielmehr p1c_154.023
die tiefste, auf welche der Mensch durch Ueberkultur p1c_154.024
herabsinkt. Wo der Geschmack für das Niedliche überwiegend p1c_154.025
ist, wie in Griechenland zu den Zeiten der verderbten p1c_154.026
Sitten, in Frankreich noch vor einigen Decennien und p1c_154.027
bey uns gegenwärtig, da giebts auch niedere Sinne, enge

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Uebertritt ins Geistige, mit der Freyheit vom Jnstinkt. p1c_154.002
Aber diese Freyheit muß zu einer höhern Regelmäßigkeit führen, p1c_154.003
mit ihr muß eine andere Natur beginnen, die uns den p1c_154.004
Himmel giebt. ─ Man hat viel über das Verhältniß des p1c_154.005
Wahren zum Schöneu gestritten. Es ist nicht zu p1c_154.006
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das Starke, das Große der poetischen Gedanken, oft p1c_154.008
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zu thun. Man will sich nur der getrennten idealen Form und p1c_154.011
ihrer Unendlichkeit bewußt werden, und die Begriffe sind p1c_154.012
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von der Regel, vorausgegangen seyn, wenn das Erhabene p1c_154.018
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gleichwohl historisch genommen nicht die erste, auf welcher p1c_154.022
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/212>, abgerufen am 25.11.2024.