p1c_151.001 naiv (jungfräulich schön), wenn das Gefühl p1c_151.002 der natürlichen Jdealität zu einer Art von Selbstbewußtseyn, p1c_151.003 jugendlicher Selbstgenugsamkeit und Selbstvertrauen p1c_151.004 steigt, und dadurch die Jdee der Seligkeit p1c_151.005 schon in der instinktmäßigen Natur anschaulich macht. p1c_151.006 Auch diese vier Benennungen können wieder als vier p1c_151.007 Grade des niedern Schönen angesehen werden. Je p1c_151.008 mehr sich das niedere Schöne dem höhern nähert, p1c_151.009 an Bewußtseyn der Unendlichkeit zunimmt, desto p1c_151.010 schöner wird es. Den untersten Grad aller Schönheit p1c_151.011 nimmt daher, wegen seiner mehr den Verstand p1c_151.012 interessirenden Beschränktheit und peinlichen Ordnung p1c_151.013 das Niedliche ein, hierauf folgt das Sanfte,p1c_151.014 dann die Grazie im engern Sinne, und dem p1c_151.015 höhern Schönen am nächsten steht das Naive.
p1c_151.016 Anmerk. 1. Auch bey Classifikation der niedern p1c_151.017 schönen Empfindungen entdeckt sich eine bewundernswürdige p1c_151.018 logische Uebereinstimmung mit den Vernunftanlagen, deren p1c_151.019 Symbol alles Schöne ist. Das Niedliche correspondirt p1c_151.020 dem Großen, zur Erinnerung an die Jdee der quantitativen p1c_151.021 Allheit; das Sanfte dem Starken, zur Erinnerung p1c_151.022 an die unendliche Qualität; die Grazie im engern p1c_151.023 Sinne dem Heftigen, zur Erinnerung an die unendliche p1c_151.024 Causalität und geistig gestaltende Kraft; das Naive endlich p1c_151.025 dem Erhabenen, zur Erinnerung an die Jdee des
p1c_151.001 naiv (jungfräulich schön), wenn das Gefühl p1c_151.002 der natürlichen Jdealität zu einer Art von Selbstbewußtseyn, p1c_151.003 jugendlicher Selbstgenugsamkeit und Selbstvertrauen p1c_151.004 steigt, und dadurch die Jdee der Seligkeit p1c_151.005 schon in der instinktmäßigen Natur anschaulich macht. p1c_151.006 Auch diese vier Benennungen können wieder als vier p1c_151.007 Grade des niedern Schönen angesehen werden. Je p1c_151.008 mehr sich das niedere Schöne dem höhern nähert, p1c_151.009 an Bewußtseyn der Unendlichkeit zunimmt, desto p1c_151.010 schöner wird es. Den untersten Grad aller Schönheit p1c_151.011 nimmt daher, wegen seiner mehr den Verstand p1c_151.012 interessirenden Beschränktheit und peinlichen Ordnung p1c_151.013 das Niedliche ein, hierauf folgt das Sanfte,p1c_151.014 dann die Grazie im engern Sinne, und dem p1c_151.015 höhern Schönen am nächsten steht das Naive.
p1c_151.016 Anmerk. 1. Auch bey Classifikation der niedern p1c_151.017 schönen Empfindungen entdeckt sich eine bewundernswürdige p1c_151.018 logische Uebereinstimmung mit den Vernunftanlagen, deren p1c_151.019 Symbol alles Schöne ist. Das Niedliche correspondirt p1c_151.020 dem Großen, zur Erinnerung an die Jdee der quantitativen p1c_151.021 Allheit; das Sanfte dem Starken, zur Erinnerung p1c_151.022 an die unendliche Qualität; die Grazie im engern p1c_151.023 Sinne dem Heftigen, zur Erinnerung an die unendliche p1c_151.024 Causalität und geistig gestaltende Kraft; das Naive endlich p1c_151.025 dem Erhabenen, zur Erinnerung an die Jdee des
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p1c_151.016
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/209>, abgerufen am 28.11.2024.
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