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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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Himmel auf Erden, ist schon Sterblichen ein Blick in denselben p1c_142.002
zu thun vergönnt, so ist uns dieser im Evangelio nach p1c_142.003
dem Johannes, in den letzten Unterredungen Christi mit p1c_142.004
seinen Jüngern aufgethan. Wie sehr diese rein göttliche, p1c_142.005
einfache Erhabenheit, diese höchste Poesie des geistigen Lebens, p1c_142.006
in welchem sich ideale Wahrheit und Schönheit eng p1c_142.007
verschlingen, durch jeden Schmuck irdischer Poesie verliert, p1c_142.008
verlieren muß, sieht man, wenn man mit den evangelischen p1c_142.009
Worten die Klopstockische Bearbeitung im vierten Gesange p1c_142.010
der Messiade vergleicht. Daß diese höchste Stufe der Empfindung p1c_142.011
von so wenigen erreicht wird, macht, daß man p1c_142.012
die Bibel nur von Hörensagen und nicht durch sie selbst kennt. p1c_142.013
Wer kein dogmatisches System von Begriffen zum Lesen des p1c_142.014
Evangeliums mitbringt, wer nicht synthetisch durch vorhergehende p1c_142.015
Begriffe gefesselt, von der Gottheit Christi auf seine p1c_142.016
Menschheit herabsieht, sondern analytisch von der Menschheit p1c_142.017
Christi, in dem sich der Keim der vom Vater ausgegangenen p1c_142.018
göttlichen Natur entwickelte, sich zur Gottheit emporhebt, p1c_142.019
dessen Einbildungskraft wird das höchste Leben p1c_142.020
empfangen, um in den von Christus uns aufgeschlossenen p1c_142.021
Himmel des religiösen Gefühls einzudringen. Er wird jede p1c_142.022
andre irdische Schönheit und Genialität, selbst die glänzende p1c_142.023
Pracht der Hebräischen prosaischen Dichter tief unter sich p1c_142.024
sehn, und auf dem höchsten Gipfel der idealen Weltgeschichte p1c_142.025
stehn, auf dem Christus stand. Er wird vor keinem p1c_142.026
unbekannten Naturgotte, er wird vor dem Gotte knieen, p1c_142.027
der sich in der Menschheit offenbarte, vor diesem letzten p1c_142.028
Heiligthum unsers Geistes, das uns ein geheimnißvolles

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zu thun vergönnt, so ist uns dieser im Evangelio nach p1c_142.003
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von so wenigen erreicht wird, macht, daß man p1c_142.012
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/200>, abgerufen am 27.11.2024.