p1c_135.001 , wenn ihm Thau hell, wie Licht aus der Locke p1c_135.002 träuft, und zu dem Hügel herauf röthlich er kömmt. Jhr p1c_135.003 Edleren ach, es bewächst eure Maale schon ernstes Moos, p1c_135.004 o wie war glücklich ich, als ich noch mit euch, sahe sich röthen p1c_135.005 den Tag, schimmern die Nacht. - - (Hermanns p1c_135.006 Schlacht. Eilfte Scene.) Hermann kemmt siegreich p1c_135.007 aus der Schlacht, umgeben von seinen Hauptleuten, Gefangenen p1c_135.008 und Kriegern, welche Trophäen tragen, Thusnelda p1c_135.009 streut Blumen mit ihren Jungfrauen, fällt vor ihm p1c_135.010 nieder, hält seine Lanze, seine Hand. Nach einem kurzen p1c_135.011 Ausruf des Danks, gerichtet gegen Wodans Altar, fährt p1c_135.012 er fort zu befehlen und anzuordnen. Thusnelda. "Ach, p1c_135.013 Hermann, du siehst auch deine Thusnelda nicht an? Hermann.p1c_135.014 Edles Weib meiner Jugend - - noch lebe ich, p1c_135.015 meine Thusnelda! Es war heiß und blutig in der Schlacht p1c_135.016 - steh' auf, du freye Fürstin Deutschlands! Jch habe dich p1c_135.017 noch nie geliebt, wie heut' - Blumen hat mir meine Thusnelda p1c_135.018 gebracht? Thusnelda. Nein, Hermann, Thusnelda, p1c_135.019 die freye Fürstin Deutschlands, soll noch nicht aufstehn. p1c_135.020 Meine Liebe zittert hier wohl in meinem Herzen, p1c_135.021 aber ich wag' es heut' nicht dich anders, als mit Ehrfurcht p1c_135.022 anzusehn. Hermann. Steh' auf, mein edles Weib. p1c_135.023 Bald will ich bey dir im Kriegswagen sitzen. So wollen wie p1c_135.024 am Rhein hinauf eilen und vor uns und hinter uns die p1c_135.025 Schlösser der Römer brennen sehn" u. s. w. - Zuweilen p1c_135.026 steht das Reizendschöne nicht neben dem Schrecklichen p1c_135.027 und Traurigen. Allein letzteres steigt zu so einem hohen p1c_135.028 Grad, daß die Seele zur Wehmuth übergeht, und hier erfolgt
p1c_135.001 , wenn ihm Thau hell, wie Licht aus der Locke p1c_135.002 träuft, und zu dem Hügel herauf röthlich er kömmt. Jhr p1c_135.003 Edleren ach, es bewächst eure Maale schon ernstes Moos, p1c_135.004 o wie war glücklich ich, als ich noch mit euch, sahe sich röthen p1c_135.005 den Tag, schimmern die Nacht. ─ ─ (Hermanns p1c_135.006 Schlacht. Eilfte Scene.) Hermann kemmt siegreich p1c_135.007 aus der Schlacht, umgeben von seinen Hauptleuten, Gefangenen p1c_135.008 und Kriegern, welche Trophäen tragen, Thusnelda p1c_135.009 streut Blumen mit ihren Jungfrauen, fällt vor ihm p1c_135.010 nieder, hält seine Lanze, seine Hand. Nach einem kurzen p1c_135.011 Ausruf des Danks, gerichtet gegen Wodans Altar, fährt p1c_135.012 er fort zu befehlen und anzuordnen. Thusnelda. „Ach, p1c_135.013 Hermann, du siehst auch deine Thusnelda nicht an? Hermann.p1c_135.014 Edles Weib meiner Jugend ─ ─ noch lebe ich, p1c_135.015 meine Thusnelda! Es war heiß und blutig in der Schlacht p1c_135.016 ─ steh' auf, du freye Fürstin Deutschlands! Jch habe dich p1c_135.017 noch nie geliebt, wie heut' ─ Blumen hat mir meine Thusnelda p1c_135.018 gebracht? Thusnelda. Nein, Hermann, Thusnelda, p1c_135.019 die freye Fürstin Deutschlands, soll noch nicht aufstehn. p1c_135.020 Meine Liebe zittert hier wohl in meinem Herzen, p1c_135.021 aber ich wag' es heut' nicht dich anders, als mit Ehrfurcht p1c_135.022 anzusehn. Hermann. Steh' auf, mein edles Weib. p1c_135.023 Bald will ich bey dir im Kriegswagen sitzen. So wollen wie p1c_135.024 am Rhein hinauf eilen und vor uns und hinter uns die p1c_135.025 Schlösser der Römer brennen sehn“ u. s. w. ─ Zuweilen p1c_135.026 steht das Reizendschöne nicht neben dem Schrecklichen p1c_135.027 und Traurigen. Allein letzteres steigt zu so einem hohen p1c_135.028 Grad, daß die Seele zur Wehmuth übergeht, und hier erfolgt
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/193>, abgerufen am 22.11.2024.
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