p1c_122.001 jede Pflanze, wogt und neigt euch zum Zeichen eurer Andacht. p1c_122.002 Quellen und ihr, die ihr girrt, so wie ihr fließt, p1c_122.003 in melodischem Murmeln, tönt girrend sein Lob. Einigt p1c_122.004 eure Stimmen, all ihr lebendigen Seelen, Vögel, die ihr p1c_122.005 singend euch erhebt, zu den Pforten des Himmels, tragt p1c_122.006 empor auf euren Fittichen und in euren Silbermelodieen den p1c_122.007 Preis des Schöpfers. Jhr alle, die ihr die Wasser durchgleitet p1c_122.008 und wandelt über die Erde mit festem Tritt oder p1c_122.009 niedrigem Kriechen, bezeugts, ob je des Menschenpaares p1c_122.010 fromme Zunge schweigt. Seyd Zeugen, ihr alle, unsres p1c_122.011 Lieds, auf Hügeln, im Thal, am Quell und an frischen p1c_122.012 Schatten, wie wir segnen die Morgensterne mit unserm p1c_122.013 Gebet und die Stille des Abends, wie den Wäldern wir p1c_122.014 lehren den Feyergesang und sie lehren den Preis des Ew'gen. p1c_122.015 Heil, heil, o Herr des allgemeinen Reichs, o Herr unser p1c_122.016 aller! Sey gnädig uns zu geben noch jedes Gut, und hat p1c_122.017 die Nacht wo aufgestört ein Unheil oder ausgebrütet, zerstreu' p1c_122.018 es, wie dein Licht die Finsterniß zerstreut." - Also p1c_122.019 beteten diese Unschuldigen und zu ihren Gedanken kehrte p1c_122.020 zurück der feste Friede, die gewohnte Ruhe. Und itzt eilten p1c_122.021 sie durch Thau und Blumen zu ihrer ländlichen Morgenarbeit." p1c_122.022 - Hier ist so viel Herrlichkeit in der Beschreibung, p1c_122.023 daß es der Phantasie schwer wird, das Ganze zu fassen, p1c_122.024 aber durch die Bitte am Schluß endet das Große im Erhabenen. p1c_122.025 - Viele Psalmen Davids, z. B. der 104te, auch p1c_122.026 andere morgenländische Hymnen, sind in dieser Empfindung p1c_122.027 gedichtet. Hierher gehört auch das herrliche Gedicht Gott p1c_122.028 im Halladat oder dem rothen Buche, besonders die Stelle:
p1c_122.001 jede Pflanze, wogt und neigt euch zum Zeichen eurer Andacht. p1c_122.002 Quellen und ihr, die ihr girrt, so wie ihr fließt, p1c_122.003 in melodischem Murmeln, tönt girrend sein Lob. Einigt p1c_122.004 eure Stimmen, all ihr lebendigen Seelen, Vögel, die ihr p1c_122.005 singend euch erhebt, zu den Pforten des Himmels, tragt p1c_122.006 empor auf euren Fittichen und in euren Silbermelodieen den p1c_122.007 Preis des Schöpfers. Jhr alle, die ihr die Wasser durchgleitet p1c_122.008 und wandelt über die Erde mit festem Tritt oder p1c_122.009 niedrigem Kriechen, bezeugts, ob je des Menschenpaares p1c_122.010 fromme Zunge schweigt. Seyd Zeugen, ihr alle, unsres p1c_122.011 Lieds, auf Hügeln, im Thal, am Quell und an frischen p1c_122.012 Schatten, wie wir segnen die Morgensterne mit unserm p1c_122.013 Gebet und die Stille des Abends, wie den Wäldern wir p1c_122.014 lehren den Feyergesang und sie lehren den Preis des Ew'gen. p1c_122.015 Heil, heil, o Herr des allgemeinen Reichs, o Herr unser p1c_122.016 aller! Sey gnädig uns zu geben noch jedes Gut, und hat p1c_122.017 die Nacht wo aufgestört ein Unheil oder ausgebrütet, zerstreu' p1c_122.018 es, wie dein Licht die Finsterniß zerstreut.“ ─ Also p1c_122.019 beteten diese Unschuldigen und zu ihren Gedanken kehrte p1c_122.020 zurück der feste Friede, die gewohnte Ruhe. Und itzt eilten p1c_122.021 sie durch Thau und Blumen zu ihrer ländlichen Morgenarbeit.“ p1c_122.022 ─ Hier ist so viel Herrlichkeit in der Beschreibung, p1c_122.023 daß es der Phantasie schwer wird, das Ganze zu fassen, p1c_122.024 aber durch die Bitte am Schluß endet das Große im Erhabenen. p1c_122.025 ─ Viele Psalmen Davids, z. B. der 104te, auch p1c_122.026 andere morgenländische Hymnen, sind in dieser Empfindung p1c_122.027 gedichtet. Hierher gehört auch das herrliche Gedicht Gott p1c_122.028 im Halladat oder dem rothen Buche, besonders die Stelle:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0180"n="122"/><lbn="p1c_122.001"/>
jede Pflanze, wogt und neigt euch zum Zeichen eurer Andacht. <lbn="p1c_122.002"/>
Quellen und ihr, die ihr girrt, so wie ihr fließt, <lbn="p1c_122.003"/>
in melodischem Murmeln, tönt girrend sein Lob. Einigt <lbn="p1c_122.004"/>
eure Stimmen, all ihr lebendigen Seelen, Vögel, die ihr <lbn="p1c_122.005"/>
singend euch erhebt, zu den Pforten des Himmels, tragt <lbn="p1c_122.006"/>
empor auf euren Fittichen und in euren Silbermelodieen den <lbn="p1c_122.007"/>
Preis des Schöpfers. Jhr alle, die ihr die Wasser durchgleitet <lbn="p1c_122.008"/>
und wandelt über die Erde mit festem Tritt oder <lbn="p1c_122.009"/>
niedrigem Kriechen, bezeugts, ob je des Menschenpaares <lbn="p1c_122.010"/>
fromme Zunge schweigt. Seyd Zeugen, ihr alle, unsres <lbn="p1c_122.011"/>
Lieds, auf Hügeln, im Thal, am Quell und an frischen <lbn="p1c_122.012"/>
Schatten, wie wir segnen die Morgensterne mit unserm <lbn="p1c_122.013"/>
Gebet und die Stille des Abends, wie den Wäldern wir <lbn="p1c_122.014"/>
lehren den Feyergesang und sie lehren den Preis des Ew'gen. <lbn="p1c_122.015"/>
Heil, heil, o Herr des allgemeinen Reichs, o Herr unser <lbn="p1c_122.016"/>
aller! Sey gnädig uns zu geben noch jedes Gut, und hat <lbn="p1c_122.017"/>
die Nacht wo aufgestört ein Unheil oder ausgebrütet, zerstreu' <lbn="p1c_122.018"/>
es, wie dein Licht die Finsterniß zerstreut.“─ Also <lbn="p1c_122.019"/>
beteten diese Unschuldigen und zu ihren Gedanken kehrte <lbn="p1c_122.020"/>
zurück der feste Friede, die gewohnte Ruhe. Und itzt eilten <lbn="p1c_122.021"/>
sie durch Thau und Blumen zu ihrer ländlichen Morgenarbeit.“<lbn="p1c_122.022"/>─ Hier ist so viel Herrlichkeit in der Beschreibung, <lbn="p1c_122.023"/>
daß es der Phantasie schwer wird, das Ganze zu fassen, <lbn="p1c_122.024"/>
aber durch die Bitte am Schluß endet das Große im Erhabenen. <lbn="p1c_122.025"/>─ Viele Psalmen Davids, z. B. der 104te, auch <lbn="p1c_122.026"/>
andere morgenländische Hymnen, sind in dieser Empfindung <lbn="p1c_122.027"/>
gedichtet. Hierher gehört auch das herrliche Gedicht Gott <lbn="p1c_122.028"/>
im Halladat oder dem rothen Buche, besonders die Stelle:
</p></div></div></body></text></TEI>
[122/0180]
p1c_122.001
jede Pflanze, wogt und neigt euch zum Zeichen eurer Andacht. p1c_122.002
Quellen und ihr, die ihr girrt, so wie ihr fließt, p1c_122.003
in melodischem Murmeln, tönt girrend sein Lob. Einigt p1c_122.004
eure Stimmen, all ihr lebendigen Seelen, Vögel, die ihr p1c_122.005
singend euch erhebt, zu den Pforten des Himmels, tragt p1c_122.006
empor auf euren Fittichen und in euren Silbermelodieen den p1c_122.007
Preis des Schöpfers. Jhr alle, die ihr die Wasser durchgleitet p1c_122.008
und wandelt über die Erde mit festem Tritt oder p1c_122.009
niedrigem Kriechen, bezeugts, ob je des Menschenpaares p1c_122.010
fromme Zunge schweigt. Seyd Zeugen, ihr alle, unsres p1c_122.011
Lieds, auf Hügeln, im Thal, am Quell und an frischen p1c_122.012
Schatten, wie wir segnen die Morgensterne mit unserm p1c_122.013
Gebet und die Stille des Abends, wie den Wäldern wir p1c_122.014
lehren den Feyergesang und sie lehren den Preis des Ew'gen. p1c_122.015
Heil, heil, o Herr des allgemeinen Reichs, o Herr unser p1c_122.016
aller! Sey gnädig uns zu geben noch jedes Gut, und hat p1c_122.017
die Nacht wo aufgestört ein Unheil oder ausgebrütet, zerstreu' p1c_122.018
es, wie dein Licht die Finsterniß zerstreut.“ ─ Also p1c_122.019
beteten diese Unschuldigen und zu ihren Gedanken kehrte p1c_122.020
zurück der feste Friede, die gewohnte Ruhe. Und itzt eilten p1c_122.021
sie durch Thau und Blumen zu ihrer ländlichen Morgenarbeit.“ p1c_122.022
─ Hier ist so viel Herrlichkeit in der Beschreibung, p1c_122.023
daß es der Phantasie schwer wird, das Ganze zu fassen, p1c_122.024
aber durch die Bitte am Schluß endet das Große im Erhabenen. p1c_122.025
─ Viele Psalmen Davids, z. B. der 104te, auch p1c_122.026
andere morgenländische Hymnen, sind in dieser Empfindung p1c_122.027
gedichtet. Hierher gehört auch das herrliche Gedicht Gott p1c_122.028
im Halladat oder dem rothen Buche, besonders die Stelle:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/180>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.