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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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bewirkt, welches auch kleinmüthige Seelen fühlen, sondern p1c_068.002
tritt erst mit der Erhebung ein, wenn die Auflösung des p1c_068.003
schwierigen Kontrasts geschieht, wenn das Gefühl der Harmonie p1c_068.004
erreicht ist. Das höhere Schöne entlockt uns Thränen, p1c_068.005
aber es sind nicht Thränen des Jammers, der überhaupt p1c_068.006
an sich nie schön ist, weil er den Menschen nicht über p1c_068.007
sein Bedürfniß und Nothdurft erhebt. Es sind Thränen der p1c_068.008
Freude. Man weint im Schauspiel, nicht bey der Verwickelung, p1c_068.009
sondern im Augenblick der Entwickelung, wenn p1c_068.010
das Unmögliche möglich wird, oder wenn der Held sich über p1c_068.011
sein Schicksal erhebt. Wenn ein sterbender Held in der Erzählung p1c_068.012
des Ossians wünscht, daß die Stimme von Cona p1c_068.013
(Ossian, der von ihm fern war) zu seinem Lobe sich erheben p1c_068.014
möge, Ossian nun sich selbst lyrisch in die Erzählung mischt, p1c_068.015
und mit den Worten einfällt: und meine Stimme p1c_068.016
soll dich loben, so weint man über die Harmonie, über das p1c_068.017
herrliche Zusammentreffen der Umstände. Man wird gerührt p1c_068.018
durch den Uebergang in Klopstocks Frühlingsfeyer bey der p1c_068.019
Schilderung des Gewitters: "Und der geschmetterte Wald p1c_068.020
dampft ... Aber nicht unsre Hütte. Unser Vater gebot p1c_068.021
seinem Verderber bey unsrer Hütte vorüberzugehn." Warum? p1c_068.022
weil der niedergeschlagene Geist durch den kindlichen p1c_068.023
Glauben erhoben wird. Oft bey dem Grausenden und p1c_068.024
Wildromantischen scheint das höhere Schöne uns p1c_068.025
mehr niederzuschlagen, als zu erheben, z. B. wenn sich ein p1c_068.026
Mensch, wie in einer gewissen morgenländischen Erzählung, p1c_068.027
fern von den letzten Sternen der Schöpfung in die Urnacht p1c_068.028
verwiesen träumt. Warum hören aber selbst schon Kinder

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bewirkt, welches auch kleinmüthige Seelen fühlen, sondern p1c_068.002
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/126>, abgerufen am 24.11.2024.