p1c_056.001 Hoheit, mit welcher Christus stirbt. Dieses reflektirte Gefühl p1c_056.002 des höhern Schönen ist der Himmel, der aufgehobene p1c_056.003 Gegensatz im reflektirenden Bewußtseyn, der einzige p1c_056.004 Lohn des Frommen, der jede andere Belohnung verschmäht, p1c_056.005 die nur sein Jndividuum glücklich, nicht seine p1c_056.006 höhere allgemeinere Natur selig macht. Ein wiederholtes p1c_056.007 Gefühl davon läßt eine Gemüthsstimmung zurück, welche p1c_056.008 der religiöse Glaube heißt, die feste anschauliche Ueberzeugung p1c_056.009 (gläubige Evidenz), daß das Ewige durch p1c_056.010 uns wirke ins Sichtbare, und das Sichtbare nur ein Symbol p1c_056.011 des Ewigen sey. Dieser religiöse Glaube ist die p1c_056.012 einzig mögliche reine Triebfeder, die uns zum fortdauernden p1c_056.013 Handeln bewegen kann. Wäre der Mensch reine Agilität,p1c_056.014 ein blos ordnendes Vermögen, so könnte ihm die p1c_056.015 bloße Thätigkeit genügen, und der Jmperatif könnte ihn p1c_056.016 allein schon in Bewegung setzen. Allein der Mensch ist p1c_056.017 auch Receptivität, Empfänglichkeit, Jrritabilität.p1c_056.018 Er will anschann, was durch ihn gewirkt wird, p1c_056.019 und in so fern durch Reflexion seine Kraft genießen; dieses p1c_056.020 Anschaun soll seine höhere Kraft reizen, fortzufahren und p1c_056.021 nicht müde zu werden. Die Kraft soll durch das Gewirkte p1c_056.022 eine Rückwirkung empfangen, die dieselbe stärke. Die p1c_056.023 Kantische reine Triebfeder, genannt Achtung für's Gesetz, p1c_056.024 macht blos negative Helden, die das Böse unterlassen, p1c_056.025 keineswegs aber positive, die das Gute thun und p1c_056.026 nicht müde werden. Dazu muß die empfängliche oder p1c_056.027 sinnliche Natur des Menschen nicht niedergeschlagen,p1c_056.028 sondern erhoben werden. Diese Erhebung bewirkt
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Hoheit, mit welcher Christus stirbt. Dieses reflektirte Gefühl p1c_056.002
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/114>, abgerufen am 24.11.2024.
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