p1c_046.001 ist, dem ich, als von ihm beseelt, begeistert, angehöre, p1c_046.002 und zu gleicher Zeit die gläubige Evidenz, daß p1c_046.003 das formende Wesen auch dasjenige sey, dem die Materie p1c_046.004 gehorchen müsse, der die Materie selbst hervorbringt, um p1c_046.005 an ihr die Form zu zeigen, nur allein diese kann mich verbinden p1c_046.006 , nöthigen, bestimmen, das Gesetz anzunehmen p1c_046.007 und fortdauernd zu befolgen. Mit dem Grundgesetzp1c_046.008 der praktischen Vernunft ist also zugleich die Religion,p1c_046.009 das Gefühl der Gottheit (Ehafti nennt die p1c_046.010 Religion Raban Maurus, Ehalti Notkerk, das heißt p1c_046.011 bey den alten Deutschen Verbindlichkeit zum Gesetz, damit p1c_046.012 es hafte), im Bewußtseyn als Thatsache der höhern p1c_046.013 Natur gegeben. Das Grundgesetz verbindet mich zur p1c_046.014 Pflicht, weil ich, sobald ich mich vom Jnstinkte frey mache, p1c_046.015 einem Urwesen angehöre, das durch mich handelt, dessen p1c_046.016 höheres Naturgesetz jenes Grundgesetz ist. Jenes Grundgesetz p1c_046.017 ist also zugleich mein höheres Naturgesetz, meine p1c_046.018 Handlung wird, wenn ich es befolge, mit der Handlung p1c_046.019 jenes Urwesens identisch, und meine Freyheit ist p1c_046.020 nicht, wie Reinhold glaubte, ein freyes Dazwischenstehn, p1c_046.021 Wählen zwischen Gott und dem materiellen Triebe des niedern p1c_046.022 Seyns. Nein, diese Freyheit besteht blos darinnen, p1c_046.023 daß uns Gott durch Offenbarung beseelt, zu seiner Liebe p1c_046.024 einladet, daß der Schöpfergeist, der Urgesetzgeber in uns p1c_046.025 wirkt, uns mit Bewußtseyn seine Plane befolgen läßt. Laß p1c_046.026 ich mich von den materiellen Trieben hinreissen, so bin ich p1c_046.027 nicht frey, sondern gehöre der Materie an, werde vom p1c_046.028 Schöpfergeiste wie Materie behandelt, nicht mehr von ihm
p1c_046.001 ist, dem ich, als von ihm beseelt, begeistert, angehöre, p1c_046.002 und zu gleicher Zeit die gläubige Evidenz, daß p1c_046.003 das formende Wesen auch dasjenige sey, dem die Materie p1c_046.004 gehorchen müsse, der die Materie selbst hervorbringt, um p1c_046.005 an ihr die Form zu zeigen, nur allein diese kann mich verbinden p1c_046.006 , nöthigen, bestimmen, das Gesetz anzunehmen p1c_046.007 und fortdauernd zu befolgen. Mit dem Grundgesetzp1c_046.008 der praktischen Vernunft ist also zugleich die Religion,p1c_046.009 das Gefühl der Gottheit (Ehafti nennt die p1c_046.010 Religion Raban Maurus, Ehalti Notkerk, das heißt p1c_046.011 bey den alten Deutschen Verbindlichkeit zum Gesetz, damit p1c_046.012 es hafte), im Bewußtseyn als Thatsache der höhern p1c_046.013 Natur gegeben. Das Grundgesetz verbindet mich zur p1c_046.014 Pflicht, weil ich, sobald ich mich vom Jnstinkte frey mache, p1c_046.015 einem Urwesen angehöre, das durch mich handelt, dessen p1c_046.016 höheres Naturgesetz jenes Grundgesetz ist. Jenes Grundgesetz p1c_046.017 ist also zugleich mein höheres Naturgesetz, meine p1c_046.018 Handlung wird, wenn ich es befolge, mit der Handlung p1c_046.019 jenes Urwesens identisch, und meine Freyheit ist p1c_046.020 nicht, wie Reinhold glaubte, ein freyes Dazwischenstehn, p1c_046.021 Wählen zwischen Gott und dem materiellen Triebe des niedern p1c_046.022 Seyns. Nein, diese Freyheit besteht blos darinnen, p1c_046.023 daß uns Gott durch Offenbarung beseelt, zu seiner Liebe p1c_046.024 einladet, daß der Schöpfergeist, der Urgesetzgeber in uns p1c_046.025 wirkt, uns mit Bewußtseyn seine Plane befolgen läßt. Laß p1c_046.026 ich mich von den materiellen Trieben hinreissen, so bin ich p1c_046.027 nicht frey, sondern gehöre der Materie an, werde vom p1c_046.028 Schöpfergeiste wie Materie behandelt, nicht mehr von ihm
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ist, dem ich, als von ihm beseelt, begeistert, angehöre, p1c_046.002
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/104>, abgerufen am 24.11.2024.
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