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Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

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fahr, in andern werden sie von dieser überholt. Diese
läßt das Urtheil nüchterner und führt zur Standhaf-
tigkeit
, jene machen unternehmender und führen zur
Kühnheit.

577. Ist mit solchen Anregungen Gleichgültigkeit ge-
gen die Gefahr verbunden, so entsteht der vollkommenste
persönliche Muth.

578. Dieser bisher betrachtete Muth ist etwas ganz
Subjektives, er bezieht sich bloß auf die persönliche Aufopfe-
rung und kann darum persönlicher Muth genannt werden.

579. Nun ist aber natürlich daß Jemand der auf
das Opfer seiner Person keinen großen Werth legt, auch
die Aufopferung der Andern die zufolge seiner Stellung
von seinem Willen abhängig gemacht sind, nicht hoch an-
schlägt. Er betrachtet sie als eine Waare über die er in
eben dem Gefühle schalten kann wie über sich selbst.

580. Ebenso wird Der welcher durch irgend ein po-
sitives Gefühl in die Gefahr hineingezogen wird, dieses
Gefühl den Andern entweder leihen oder sich berechtigt
glauben diese Andern seinem Gefühle unterzuordnen.

581. Auf beide Arten bekommt der Muth einen ob-
jektiven Wirkungskreis
. Er wirkt nun nicht mehr bloß
auf die eigene Aufopferung, sondern auf den Gebrauch der
ihm untergebenen Streitkräfte.

582. Schließt der Muth alle zu lebhaften Eindrücke
der Gefahr von der Seele aus, so wirkt er auf die Thä-
tigkeiten des Verstandes. Diese werden frei weil sie nicht
mehr unter dem Druck der Besorgnisse stehen.

583. Aber freilich können Verstandeskräfte die nicht
vorhanden sind dadurch nicht entstehen und noch weniger
Einsichten.

fahr, in andern werden ſie von dieſer uͤberholt. Dieſe
laͤßt das Urtheil nuͤchterner und fuͤhrt zur Standhaf-
tigkeit
, jene machen unternehmender und fuͤhren zur
Kuͤhnheit.

577. Iſt mit ſolchen Anregungen Gleichguͤltigkeit ge-
gen die Gefahr verbunden, ſo entſteht der vollkommenſte
perſoͤnliche Muth.

578. Dieſer bisher betrachtete Muth iſt etwas ganz
Subjektives, er bezieht ſich bloß auf die perſoͤnliche Aufopfe-
rung und kann darum perſoͤnlicher Muth genannt werden.

579. Nun iſt aber natuͤrlich daß Jemand der auf
das Opfer ſeiner Perſon keinen großen Werth legt, auch
die Aufopferung der Andern die zufolge ſeiner Stellung
von ſeinem Willen abhaͤngig gemacht ſind, nicht hoch an-
ſchlaͤgt. Er betrachtet ſie als eine Waare uͤber die er in
eben dem Gefuͤhle ſchalten kann wie uͤber ſich ſelbſt.

580. Ebenſo wird Der welcher durch irgend ein po-
ſitives Gefuͤhl in die Gefahr hineingezogen wird, dieſes
Gefuͤhl den Andern entweder leihen oder ſich berechtigt
glauben dieſe Andern ſeinem Gefuͤhle unterzuordnen.

581. Auf beide Arten bekommt der Muth einen ob-
jektiven Wirkungskreis
. Er wirkt nun nicht mehr bloß
auf die eigene Aufopferung, ſondern auf den Gebrauch der
ihm untergebenen Streitkraͤfte.

582. Schließt der Muth alle zu lebhaften Eindruͤcke
der Gefahr von der Seele aus, ſo wirkt er auf die Thaͤ-
tigkeiten des Verſtandes. Dieſe werden frei weil ſie nicht
mehr unter dem Druck der Beſorgniſſe ſtehen.

583. Aber freilich koͤnnen Verſtandeskraͤfte die nicht
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[381/0395] fahr, in andern werden ſie von dieſer uͤberholt. Dieſe laͤßt das Urtheil nuͤchterner und fuͤhrt zur Standhaf- tigkeit, jene machen unternehmender und fuͤhren zur Kuͤhnheit. 577. Iſt mit ſolchen Anregungen Gleichguͤltigkeit ge- gen die Gefahr verbunden, ſo entſteht der vollkommenſte perſoͤnliche Muth. 578. Dieſer bisher betrachtete Muth iſt etwas ganz Subjektives, er bezieht ſich bloß auf die perſoͤnliche Aufopfe- rung und kann darum perſoͤnlicher Muth genannt werden. 579. Nun iſt aber natuͤrlich daß Jemand der auf das Opfer ſeiner Perſon keinen großen Werth legt, auch die Aufopferung der Andern die zufolge ſeiner Stellung von ſeinem Willen abhaͤngig gemacht ſind, nicht hoch an- ſchlaͤgt. Er betrachtet ſie als eine Waare uͤber die er in eben dem Gefuͤhle ſchalten kann wie uͤber ſich ſelbſt. 580. Ebenſo wird Der welcher durch irgend ein po- ſitives Gefuͤhl in die Gefahr hineingezogen wird, dieſes Gefuͤhl den Andern entweder leihen oder ſich berechtigt glauben dieſe Andern ſeinem Gefuͤhle unterzuordnen. 581. Auf beide Arten bekommt der Muth einen ob- jektiven Wirkungskreis. Er wirkt nun nicht mehr bloß auf die eigene Aufopferung, ſondern auf den Gebrauch der ihm untergebenen Streitkraͤfte. 582. Schließt der Muth alle zu lebhaften Eindruͤcke der Gefahr von der Seele aus, ſo wirkt er auf die Thaͤ- tigkeiten des Verſtandes. Dieſe werden frei weil ſie nicht mehr unter dem Druck der Beſorgniſſe ſtehen. 583. Aber freilich koͤnnen Verſtandeskraͤfte die nicht vorhanden ſind dadurch nicht entſtehen und noch weniger Einſichten.

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Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/395>, abgerufen am 23.11.2024.