schwenken, wenn sie zur Wirksamkeit kommen will; so entsteht also eine Aufstellung in konzentrischen Kreis- oder Polygonstücken.
456. Die gradlinige Form ist offenbar als indiffe- rent zu betrachten, denn die Verhältnisse sind von beiden Theilen ganz gleich.
457. Aber man kann nicht sagen, wie es auf den Blick scheint, daß die gradlinige Form nur aus dem gra- den und parallelen Angriff entspringt, sie kann auch ent- stehen wenn der Vertheidiger sich einem schiefen Angriff parallel entgegengestellt hat. In diesem Falle werden die übrigen Umstände freilich nicht immer gleich sein, denn oft wird die neue Stellung nicht gut, oft wird sie nicht ganz vollendet sein u. s. w. Wir antizipiren dies hier nur um einer Verwechslung der Begriffe vorzubeugen. Die Indifferenz welche wir in diesem Falle sehen, liegt nur in der Form der Aufstellung.
458. Welcher Natur die Form in konzentrischen Kreisstücken (oder Polygonstücken, welches uns hier immer dasselbe ist) sei, haben wir bereits oben ausführlich ent- wickelt, es ist die umfassende und die umfaßte Form, es bleibt uns darüber gar Nichts zu sagen übrig.
459. Die Raumbestimmung für die Theile würde durch die geometrische Form der Grundlinien erschöpft sein, wenn überall den feindlichen Streitkräften eigene entgegen- gesetzt werden müßten, dies ist aber nicht nothwendig und es entsteht jedesmal die Frage: sollen alle Theile der feindlichen Streitkräfte bekämpft werden oder nicht? und im letztern Falle welche?
460. Können wir einen Theil der feindlichen Streit- kräfte unbekämpft lassen, so werden wir dadurch stärker gegen die andern, entweder im gleichzeitigen oder successi-
ſchwenken, wenn ſie zur Wirkſamkeit kommen will; ſo entſteht alſo eine Aufſtellung in konzentriſchen Kreis- oder Polygonſtuͤcken.
456. Die gradlinige Form iſt offenbar als indiffe- rent zu betrachten, denn die Verhaͤltniſſe ſind von beiden Theilen ganz gleich.
457. Aber man kann nicht ſagen, wie es auf den Blick ſcheint, daß die gradlinige Form nur aus dem gra- den und parallelen Angriff entſpringt, ſie kann auch ent- ſtehen wenn der Vertheidiger ſich einem ſchiefen Angriff parallel entgegengeſtellt hat. In dieſem Falle werden die uͤbrigen Umſtaͤnde freilich nicht immer gleich ſein, denn oft wird die neue Stellung nicht gut, oft wird ſie nicht ganz vollendet ſein u. ſ. w. Wir antizipiren dies hier nur um einer Verwechslung der Begriffe vorzubeugen. Die Indifferenz welche wir in dieſem Falle ſehen, liegt nur in der Form der Aufſtellung.
458. Welcher Natur die Form in konzentriſchen Kreisſtuͤcken (oder Polygonſtuͤcken, welches uns hier immer daſſelbe iſt) ſei, haben wir bereits oben ausfuͤhrlich ent- wickelt, es iſt die umfaſſende und die umfaßte Form, es bleibt uns daruͤber gar Nichts zu ſagen uͤbrig.
459. Die Raumbeſtimmung fuͤr die Theile wuͤrde durch die geometriſche Form der Grundlinien erſchoͤpft ſein, wenn uͤberall den feindlichen Streitkraͤften eigene entgegen- geſetzt werden muͤßten, dies iſt aber nicht nothwendig und es entſteht jedesmal die Frage: ſollen alle Theile der feindlichen Streitkraͤfte bekaͤmpft werden oder nicht? und im letztern Falle welche?
460. Koͤnnen wir einen Theil der feindlichen Streit- kraͤfte unbekaͤmpft laſſen, ſo werden wir dadurch ſtaͤrker gegen die andern, entweder im gleichzeitigen oder ſucceſſi-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0374"n="360"/>ſchwenken, wenn ſie zur Wirkſamkeit kommen will; ſo<lb/>
entſteht alſo eine Aufſtellung in konzentriſchen Kreis- oder<lb/>
Polygonſtuͤcken.</p><lb/><p>456. Die gradlinige Form iſt offenbar als indiffe-<lb/>
rent zu betrachten, denn die Verhaͤltniſſe ſind von beiden<lb/>
Theilen ganz gleich.</p><lb/><p>457. Aber man kann nicht ſagen, wie es auf den<lb/>
Blick ſcheint, daß die gradlinige Form nur aus dem gra-<lb/>
den und parallelen Angriff entſpringt, ſie kann auch ent-<lb/>ſtehen wenn der Vertheidiger ſich einem ſchiefen Angriff<lb/>
parallel entgegengeſtellt hat. In dieſem Falle werden die<lb/>
uͤbrigen Umſtaͤnde freilich nicht immer gleich ſein, denn<lb/>
oft wird die neue Stellung nicht gut, oft wird ſie nicht<lb/>
ganz vollendet ſein u. ſ. w. Wir antizipiren dies hier nur<lb/>
um einer Verwechslung der Begriffe vorzubeugen. Die<lb/>
Indifferenz welche wir in dieſem Falle ſehen, liegt nur in<lb/>
der Form der Aufſtellung.</p><lb/><p>458. Welcher Natur die Form in konzentriſchen<lb/>
Kreisſtuͤcken (oder Polygonſtuͤcken, welches uns hier immer<lb/>
daſſelbe iſt) ſei, haben wir bereits oben ausfuͤhrlich ent-<lb/>
wickelt, es iſt die umfaſſende und die umfaßte Form, es<lb/>
bleibt uns daruͤber gar Nichts zu ſagen uͤbrig.</p><lb/><p>459. Die Raumbeſtimmung fuͤr die Theile wuͤrde<lb/>
durch die geometriſche Form der Grundlinien erſchoͤpft ſein,<lb/>
wenn uͤberall den feindlichen Streitkraͤften eigene entgegen-<lb/>
geſetzt werden muͤßten, dies iſt aber nicht nothwendig und<lb/>
es entſteht jedesmal die Frage: <hirendition="#g">ſollen alle Theile der<lb/>
feindlichen Streitkraͤfte bekaͤmpft werden oder<lb/>
nicht</hi>? und im letztern Falle <hirendition="#g">welche</hi>?</p><lb/><p>460. Koͤnnen wir einen Theil der feindlichen Streit-<lb/>
kraͤfte unbekaͤmpft laſſen, ſo werden wir dadurch ſtaͤrker<lb/>
gegen die andern, entweder im gleichzeitigen oder ſucceſſi-<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[360/0374]
ſchwenken, wenn ſie zur Wirkſamkeit kommen will; ſo
entſteht alſo eine Aufſtellung in konzentriſchen Kreis- oder
Polygonſtuͤcken.
456. Die gradlinige Form iſt offenbar als indiffe-
rent zu betrachten, denn die Verhaͤltniſſe ſind von beiden
Theilen ganz gleich.
457. Aber man kann nicht ſagen, wie es auf den
Blick ſcheint, daß die gradlinige Form nur aus dem gra-
den und parallelen Angriff entſpringt, ſie kann auch ent-
ſtehen wenn der Vertheidiger ſich einem ſchiefen Angriff
parallel entgegengeſtellt hat. In dieſem Falle werden die
uͤbrigen Umſtaͤnde freilich nicht immer gleich ſein, denn
oft wird die neue Stellung nicht gut, oft wird ſie nicht
ganz vollendet ſein u. ſ. w. Wir antizipiren dies hier nur
um einer Verwechslung der Begriffe vorzubeugen. Die
Indifferenz welche wir in dieſem Falle ſehen, liegt nur in
der Form der Aufſtellung.
458. Welcher Natur die Form in konzentriſchen
Kreisſtuͤcken (oder Polygonſtuͤcken, welches uns hier immer
daſſelbe iſt) ſei, haben wir bereits oben ausfuͤhrlich ent-
wickelt, es iſt die umfaſſende und die umfaßte Form, es
bleibt uns daruͤber gar Nichts zu ſagen uͤbrig.
459. Die Raumbeſtimmung fuͤr die Theile wuͤrde
durch die geometriſche Form der Grundlinien erſchoͤpft ſein,
wenn uͤberall den feindlichen Streitkraͤften eigene entgegen-
geſetzt werden muͤßten, dies iſt aber nicht nothwendig und
es entſteht jedesmal die Frage: ſollen alle Theile der
feindlichen Streitkraͤfte bekaͤmpft werden oder
nicht? und im letztern Falle welche?
460. Koͤnnen wir einen Theil der feindlichen Streit-
kraͤfte unbekaͤmpft laſſen, ſo werden wir dadurch ſtaͤrker
gegen die andern, entweder im gleichzeitigen oder ſucceſſi-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/374>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.