443. In diesem spätern Gebrauch liegt ein Haupt- vortheil, wie sich in der Folge zeigen wird.
444. Durch alle diese Entwickelungen sehen wir wie sich der Indifferenzpunkt zwischen dem gleichzeitigen und successiven Kraftgebrauch anders stellt nach der Größe der Theile, nach dem Verhältniß der Macht, nach Lage und Absicht, nach Kühnheit und Vorsicht.
445. Daß Gegend und Boden ebenfalls einen großen Einfluß darauf haben versteht sich von selbst und wird hier, wo wir von aller Anwendung abstrahiren, bloß berührt.
446. Bei so vielfältigen Beziehungen und zusammen- gesetzten Verhältnissen können keine absolute Zahlen als Normalgrößen festgestellt werden, aber es muß doch irgend eine Einheit geben welche zum festen Punkte für diese zu- sammengesetzten wandelbaren Verhältnisse dient.
447. Solcher Anhaltpunkte giebt es nun zwei, näm- lich nach beiden Seiten hin einen. Der erste ist daß eine gewisse Tiefe als eine solche angesehen wird deren Kräfte gleichzeitig wirken. Zum Besten der Ausdehnung eine geringere anzunehmen muß also nur wie ein nothwen- diges Übel betrachtet werden. Dies bestimmt also die nothwendige Tiefe. Der zweite ist die Sicherheit der Reserve, wovon wir schon gesprochen haben. Dies be- stimmt die nothwendige Ausdehnung.
448. Die eben erwähnte nothwendige Tiefe liegt allen stehenden Formationen zum Grunde, und wir werden erst in der Folge, wenn wir in das Einzelne der Waffen- ordnung gehen, dies Resultat feststellen können.
449. Ehe wir aber mit Antizipirung dieses Resul- tats unsere allgemeine Betrachtung zu einem Schlußresul- tate bringen können, müssen wir noch die Raumbestimmung entwickeln, weil diese gleichfalls Einfluß darauf hat.
443. In dieſem ſpaͤtern Gebrauch liegt ein Haupt- vortheil, wie ſich in der Folge zeigen wird.
444. Durch alle dieſe Entwickelungen ſehen wir wie ſich der Indifferenzpunkt zwiſchen dem gleichzeitigen und ſucceſſiven Kraftgebrauch anders ſtellt nach der Groͤße der Theile, nach dem Verhaͤltniß der Macht, nach Lage und Abſicht, nach Kuͤhnheit und Vorſicht.
445. Daß Gegend und Boden ebenfalls einen großen Einfluß darauf haben verſteht ſich von ſelbſt und wird hier, wo wir von aller Anwendung abſtrahiren, bloß beruͤhrt.
446. Bei ſo vielfaͤltigen Beziehungen und zuſammen- geſetzten Verhaͤltniſſen koͤnnen keine abſolute Zahlen als Normalgroͤßen feſtgeſtellt werden, aber es muß doch irgend eine Einheit geben welche zum feſten Punkte fuͤr dieſe zu- ſammengeſetzten wandelbaren Verhaͤltniſſe dient.
447. Solcher Anhaltpunkte giebt es nun zwei, naͤm- lich nach beiden Seiten hin einen. Der erſte iſt daß eine gewiſſe Tiefe als eine ſolche angeſehen wird deren Kraͤfte gleichzeitig wirken. Zum Beſten der Ausdehnung eine geringere anzunehmen muß alſo nur wie ein nothwen- diges Übel betrachtet werden. Dies beſtimmt alſo die nothwendige Tiefe. Der zweite iſt die Sicherheit der Reſerve, wovon wir ſchon geſprochen haben. Dies be- ſtimmt die nothwendige Ausdehnung.
448. Die eben erwaͤhnte nothwendige Tiefe liegt allen ſtehenden Formationen zum Grunde, und wir werden erſt in der Folge, wenn wir in das Einzelne der Waffen- ordnung gehen, dies Reſultat feſtſtellen koͤnnen.
449. Ehe wir aber mit Antizipirung dieſes Reſul- tats unſere allgemeine Betrachtung zu einem Schlußreſul- tate bringen koͤnnen, muͤſſen wir noch die Raumbeſtimmung entwickeln, weil dieſe gleichfalls Einfluß darauf hat.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0372"n="358"/><p>443. In dieſem <hirendition="#g">ſpaͤtern</hi> Gebrauch liegt ein <hirendition="#g">Haupt-<lb/>
vortheil</hi>, wie ſich in der Folge zeigen wird.</p><lb/><p>444. Durch alle dieſe Entwickelungen ſehen wir wie<lb/>ſich der Indifferenzpunkt zwiſchen dem gleichzeitigen und<lb/>ſucceſſiven Kraftgebrauch anders ſtellt nach der <hirendition="#g">Groͤße<lb/>
der Theile</hi>, nach dem <hirendition="#g">Verhaͤltniß der Macht</hi>, nach<lb/><hirendition="#g">Lage</hi> und <hirendition="#g">Abſicht</hi>, nach <hirendition="#g">Kuͤhnheit</hi> und <hirendition="#g">Vorſicht</hi>.</p><lb/><p>445. Daß Gegend und Boden ebenfalls einen großen<lb/>
Einfluß darauf haben verſteht ſich von ſelbſt und wird hier,<lb/>
wo wir von aller Anwendung abſtrahiren, bloß beruͤhrt.</p><lb/><p>446. Bei ſo vielfaͤltigen Beziehungen und zuſammen-<lb/>
geſetzten Verhaͤltniſſen koͤnnen keine abſolute Zahlen als<lb/>
Normalgroͤßen feſtgeſtellt werden, aber es muß doch irgend<lb/>
eine Einheit geben welche zum feſten Punkte fuͤr dieſe zu-<lb/>ſammengeſetzten wandelbaren Verhaͤltniſſe dient.</p><lb/><p>447. Solcher Anhaltpunkte giebt es nun zwei, naͤm-<lb/>
lich nach beiden Seiten hin einen. Der <hirendition="#g">erſte</hi> iſt daß<lb/>
eine gewiſſe Tiefe als eine ſolche angeſehen wird deren<lb/>
Kraͤfte gleichzeitig wirken. Zum Beſten der Ausdehnung<lb/>
eine geringere anzunehmen muß alſo nur wie ein nothwen-<lb/>
diges Übel betrachtet werden. Dies beſtimmt alſo die<lb/><hirendition="#g">nothwendige</hi> Tiefe. Der <hirendition="#g">zweite</hi> iſt die Sicherheit der<lb/>
Reſerve, wovon wir ſchon geſprochen haben. Dies be-<lb/>ſtimmt die <hirendition="#g">nothwendige</hi> Ausdehnung.</p><lb/><p>448. Die eben erwaͤhnte nothwendige Tiefe liegt<lb/>
allen ſtehenden Formationen zum Grunde, und wir werden<lb/>
erſt in der Folge, wenn wir in das Einzelne der Waffen-<lb/>
ordnung gehen, dies Reſultat feſtſtellen koͤnnen.</p><lb/><p>449. Ehe wir aber mit Antizipirung dieſes Reſul-<lb/>
tats unſere allgemeine Betrachtung zu einem Schlußreſul-<lb/>
tate bringen koͤnnen, muͤſſen wir noch die Raumbeſtimmung<lb/>
entwickeln, weil dieſe gleichfalls Einfluß darauf hat.</p></div><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[358/0372]
443. In dieſem ſpaͤtern Gebrauch liegt ein Haupt-
vortheil, wie ſich in der Folge zeigen wird.
444. Durch alle dieſe Entwickelungen ſehen wir wie
ſich der Indifferenzpunkt zwiſchen dem gleichzeitigen und
ſucceſſiven Kraftgebrauch anders ſtellt nach der Groͤße
der Theile, nach dem Verhaͤltniß der Macht, nach
Lage und Abſicht, nach Kuͤhnheit und Vorſicht.
445. Daß Gegend und Boden ebenfalls einen großen
Einfluß darauf haben verſteht ſich von ſelbſt und wird hier,
wo wir von aller Anwendung abſtrahiren, bloß beruͤhrt.
446. Bei ſo vielfaͤltigen Beziehungen und zuſammen-
geſetzten Verhaͤltniſſen koͤnnen keine abſolute Zahlen als
Normalgroͤßen feſtgeſtellt werden, aber es muß doch irgend
eine Einheit geben welche zum feſten Punkte fuͤr dieſe zu-
ſammengeſetzten wandelbaren Verhaͤltniſſe dient.
447. Solcher Anhaltpunkte giebt es nun zwei, naͤm-
lich nach beiden Seiten hin einen. Der erſte iſt daß
eine gewiſſe Tiefe als eine ſolche angeſehen wird deren
Kraͤfte gleichzeitig wirken. Zum Beſten der Ausdehnung
eine geringere anzunehmen muß alſo nur wie ein nothwen-
diges Übel betrachtet werden. Dies beſtimmt alſo die
nothwendige Tiefe. Der zweite iſt die Sicherheit der
Reſerve, wovon wir ſchon geſprochen haben. Dies be-
ſtimmt die nothwendige Ausdehnung.
448. Die eben erwaͤhnte nothwendige Tiefe liegt
allen ſtehenden Formationen zum Grunde, und wir werden
erſt in der Folge, wenn wir in das Einzelne der Waffen-
ordnung gehen, dies Reſultat feſtſtellen koͤnnen.
449. Ehe wir aber mit Antizipirung dieſes Reſul-
tats unſere allgemeine Betrachtung zu einem Schlußreſul-
tate bringen koͤnnen, muͤſſen wir noch die Raumbeſtimmung
entwickeln, weil dieſe gleichfalls Einfluß darauf hat.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/372>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.