Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

nen sind sie noch gar nicht merklich vorhanden, bei großen
Armeen sind sie sehr beträchtlich.

361. Denn die Differenz zwischen Radius und Um-
kreis bleibt dieselbe, es werden also die absoluten Unter-
schiede immer größer je größer die Fronten sind; auf diese
absoluten Unterschiede aber kommt es hier an.

362. Außerdem aber kommen bei ganz kleinen Thei-
len wenig oder keine Seitenbewegungen vor, und sie neh-
men zu je größer die Theile werden.

363. Endlich fällt für das Durchlaufen der Nach-
richten aller Unterschied weg so lange man die Räume
übersehen kann.

364. Sind also die Vortheile des Umfassens bei
kleinen Fronten sehr groß und die Nachtheile sehr klein,
nehmen die einen ab die andern zu mit dem Wachsen der
Fronte, so folgt daß es einen Punkt geben wird wo sie
sich das Gleichgewicht halten werden.

365. Über diesen Punkt hinaus kann also die Fronte-
ausdehnung dem successiven Kraftgebrauch keine Vortheile
mehr entgegenstellen, sondern es entstehen Nachtheile.

366. Das Gleichgewicht zwischen den Vortheilen suc-
cessiver Kraftverwendung und denen einer größern Fronte
(Nr. 341) muß sich also diesseit jenes Punktes finden.

367. Um diesen Punkt des Gleichgewichts aufzu-
suchen müssen wir die Vortheile der umfassenden Form
noch bestimmter in Betrachtung ziehen. Der einfachste
Weg dazu ist folgender.

368. Eine gewisse Fronte ist nothwendig um sich der
Wirksamkeit der beiden ersten Nachtheile des Umfaßtwer-
dens zu entziehen.

369. Was die konzentrische (doppelte) Wirkung des
Feuers betrifft, so giebt es eine Frontelänge wo diese ab-

nen ſind ſie noch gar nicht merklich vorhanden, bei großen
Armeen ſind ſie ſehr betraͤchtlich.

361. Denn die Differenz zwiſchen Radius und Um-
kreis bleibt dieſelbe, es werden alſo die abſoluten Unter-
ſchiede immer groͤßer je groͤßer die Fronten ſind; auf dieſe
abſoluten Unterſchiede aber kommt es hier an.

362. Außerdem aber kommen bei ganz kleinen Thei-
len wenig oder keine Seitenbewegungen vor, und ſie neh-
men zu je groͤßer die Theile werden.

363. Endlich faͤllt fuͤr das Durchlaufen der Nach-
richten aller Unterſchied weg ſo lange man die Raͤume
uͤberſehen kann.

364. Sind alſo die Vortheile des Umfaſſens bei
kleinen Fronten ſehr groß und die Nachtheile ſehr klein,
nehmen die einen ab die andern zu mit dem Wachſen der
Fronte, ſo folgt daß es einen Punkt geben wird wo ſie
ſich das Gleichgewicht halten werden.

365. Über dieſen Punkt hinaus kann alſo die Fronte-
ausdehnung dem ſucceſſiven Kraftgebrauch keine Vortheile
mehr entgegenſtellen, ſondern es entſtehen Nachtheile.

366. Das Gleichgewicht zwiſchen den Vortheilen ſuc-
ceſſiver Kraftverwendung und denen einer groͤßern Fronte
(Nr. 341) muß ſich alſo dieſſeit jenes Punktes finden.

367. Um dieſen Punkt des Gleichgewichts aufzu-
ſuchen muͤſſen wir die Vortheile der umfaſſenden Form
noch beſtimmter in Betrachtung ziehen. Der einfachſte
Weg dazu iſt folgender.

368. Eine gewiſſe Fronte iſt nothwendig um ſich der
Wirkſamkeit der beiden erſten Nachtheile des Umfaßtwer-
dens zu entziehen.

369. Was die konzentriſche (doppelte) Wirkung des
Feuers betrifft, ſo giebt es eine Frontelaͤnge wo dieſe ab-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0359" n="345"/>
nen &#x017F;ind &#x017F;ie noch gar nicht merklich vorhanden, bei großen<lb/>
Armeen &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;ehr betra&#x0364;chtlich.</p><lb/>
                <p>361. Denn die Differenz zwi&#x017F;chen Radius und Um-<lb/>
kreis bleibt die&#x017F;elbe, es werden al&#x017F;o die ab&#x017F;oluten Unter-<lb/>
&#x017F;chiede immer gro&#x0364;ßer je gro&#x0364;ßer die Fronten &#x017F;ind; auf die&#x017F;e<lb/>
ab&#x017F;oluten Unter&#x017F;chiede aber kommt es hier an.</p><lb/>
                <p>362. Außerdem aber kommen bei ganz kleinen Thei-<lb/>
len wenig oder keine Seitenbewegungen vor, und &#x017F;ie neh-<lb/>
men zu je gro&#x0364;ßer die Theile werden.</p><lb/>
                <p>363. Endlich fa&#x0364;llt fu&#x0364;r das Durchlaufen der Nach-<lb/>
richten aller Unter&#x017F;chied weg &#x017F;o lange man die Ra&#x0364;ume<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ehen kann.</p><lb/>
                <p>364. Sind al&#x017F;o die Vortheile des Umfa&#x017F;&#x017F;ens bei<lb/>
kleinen Fronten &#x017F;ehr groß und die Nachtheile &#x017F;ehr klein,<lb/>
nehmen die einen ab die andern zu mit dem Wach&#x017F;en der<lb/>
Fronte, &#x017F;o folgt daß es einen Punkt geben wird wo &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich das Gleichgewicht halten werden.</p><lb/>
                <p>365. Über die&#x017F;en Punkt hinaus kann al&#x017F;o die Fronte-<lb/>
ausdehnung dem &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;iven Kraftgebrauch keine Vortheile<lb/>
mehr entgegen&#x017F;tellen, &#x017F;ondern es ent&#x017F;tehen Nachtheile.</p><lb/>
                <p>366. Das Gleichgewicht zwi&#x017F;chen den Vortheilen &#x017F;uc-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;iver Kraftverwendung und denen einer gro&#x0364;ßern Fronte<lb/>
(Nr. 341) muß &#x017F;ich al&#x017F;o die&#x017F;&#x017F;eit jenes Punktes finden.</p><lb/>
                <p>367. Um die&#x017F;en Punkt des Gleichgewichts aufzu-<lb/>
&#x017F;uchen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir die Vortheile der umfa&#x017F;&#x017F;enden Form<lb/>
noch be&#x017F;timmter in Betrachtung ziehen. Der einfach&#x017F;te<lb/>
Weg dazu i&#x017F;t folgender.</p><lb/>
                <p>368. Eine gewi&#x017F;&#x017F;e Fronte i&#x017F;t nothwendig um &#x017F;ich der<lb/>
Wirk&#x017F;amkeit der beiden er&#x017F;ten Nachtheile des Umfaßtwer-<lb/>
dens zu entziehen.</p><lb/>
                <p>369. Was die konzentri&#x017F;che (doppelte) Wirkung des<lb/>
Feuers betrifft, &#x017F;o giebt es eine Frontela&#x0364;nge wo die&#x017F;e ab-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[345/0359] nen ſind ſie noch gar nicht merklich vorhanden, bei großen Armeen ſind ſie ſehr betraͤchtlich. 361. Denn die Differenz zwiſchen Radius und Um- kreis bleibt dieſelbe, es werden alſo die abſoluten Unter- ſchiede immer groͤßer je groͤßer die Fronten ſind; auf dieſe abſoluten Unterſchiede aber kommt es hier an. 362. Außerdem aber kommen bei ganz kleinen Thei- len wenig oder keine Seitenbewegungen vor, und ſie neh- men zu je groͤßer die Theile werden. 363. Endlich faͤllt fuͤr das Durchlaufen der Nach- richten aller Unterſchied weg ſo lange man die Raͤume uͤberſehen kann. 364. Sind alſo die Vortheile des Umfaſſens bei kleinen Fronten ſehr groß und die Nachtheile ſehr klein, nehmen die einen ab die andern zu mit dem Wachſen der Fronte, ſo folgt daß es einen Punkt geben wird wo ſie ſich das Gleichgewicht halten werden. 365. Über dieſen Punkt hinaus kann alſo die Fronte- ausdehnung dem ſucceſſiven Kraftgebrauch keine Vortheile mehr entgegenſtellen, ſondern es entſtehen Nachtheile. 366. Das Gleichgewicht zwiſchen den Vortheilen ſuc- ceſſiver Kraftverwendung und denen einer groͤßern Fronte (Nr. 341) muß ſich alſo dieſſeit jenes Punktes finden. 367. Um dieſen Punkt des Gleichgewichts aufzu- ſuchen muͤſſen wir die Vortheile der umfaſſenden Form noch beſtimmter in Betrachtung ziehen. Der einfachſte Weg dazu iſt folgender. 368. Eine gewiſſe Fronte iſt nothwendig um ſich der Wirkſamkeit der beiden erſten Nachtheile des Umfaßtwer- dens zu entziehen. 369. Was die konzentriſche (doppelte) Wirkung des Feuers betrifft, ſo giebt es eine Frontelaͤnge wo dieſe ab-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/359
Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/359>, abgerufen am 25.11.2024.