Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

halten können und daß die Verminderung des einen Theils
wenn sie gewisse Grenzen nicht überschreitet, nur den Er-
folg hat die gegenseitige Wirkung zu schwächen.

326. Je schwächer aber die Zerstörungskraft des
Feuergefechts wird, um so mehr Zeit wird erforderlich die
gehörige Wirkung hervorzubringen. Daher ist derjenige
welcher hauptsächlich Zeit gewinnen will (gewöhnlich der
Vertheidiger) in dem Interesse die gemeinschaftliche (d. i.
die Summe der gegenseitigen) Zerstörungskraft des Feuer-
gefechts so viel als möglich zu mäßigen.

327. Ferner ist auch der in der Zahl bedeutend
Schwächere in diesem Fall, denn bei gleichen Verlusten
sind die seinen relativ immer größer.

328. Die entgegengesetzten Bedingungen werden die
entgegengesetzten Interessen hervorbringen.

329. Wo kein besonderes Interesse für die Beschleu-
nigung der Wirkung vorherrscht, werden beide Theile das
Interesse haben sich mit so Wenigem als möglich zu be-
helfen, d. h. wie schon (Nr. 89 b.) gesagt ist, nur so viel
anzuwenden um nicht durch die geringe Zahl den Gegner
zu veranlassen sogleich ins Handgefecht überzugehen.

330. Auf diese Weise ist also die gleichzeitige An-
wendung der Streitkräfte im Feuergefecht durch den
Mangel des Vortheils
beschränkt und auf den suc-
cessiven Gebrauch der entbehrlichen Kräfte hingewiesen.

331. Im Handgefecht entscheidet die Überlegenheit
der Zahl vor allen Dingen und die gleichzeitige An-
wendung der Kräfte hat so sehr den Vorzug vor der
successiven, daß diese durch den bloßen Begriff fast
ganz ausgeschlossen und erst durch die Nebenumstände wie-
der möglich wird.

332. Das Handgefecht ist nämlich eine Entscheidung

halten koͤnnen und daß die Verminderung des einen Theils
wenn ſie gewiſſe Grenzen nicht uͤberſchreitet, nur den Er-
folg hat die gegenſeitige Wirkung zu ſchwaͤchen.

326. Je ſchwaͤcher aber die Zerſtoͤrungskraft des
Feuergefechts wird, um ſo mehr Zeit wird erforderlich die
gehoͤrige Wirkung hervorzubringen. Daher iſt derjenige
welcher hauptſaͤchlich Zeit gewinnen will (gewoͤhnlich der
Vertheidiger) in dem Intereſſe die gemeinſchaftliche (d. i.
die Summe der gegenſeitigen) Zerſtoͤrungskraft des Feuer-
gefechts ſo viel als moͤglich zu maͤßigen.

327. Ferner iſt auch der in der Zahl bedeutend
Schwaͤchere in dieſem Fall, denn bei gleichen Verluſten
ſind die ſeinen relativ immer groͤßer.

328. Die entgegengeſetzten Bedingungen werden die
entgegengeſetzten Intereſſen hervorbringen.

329. Wo kein beſonderes Intereſſe fuͤr die Beſchleu-
nigung der Wirkung vorherrſcht, werden beide Theile das
Intereſſe haben ſich mit ſo Wenigem als moͤglich zu be-
helfen, d. h. wie ſchon (Nr. 89 b.) geſagt iſt, nur ſo viel
anzuwenden um nicht durch die geringe Zahl den Gegner
zu veranlaſſen ſogleich ins Handgefecht uͤberzugehen.

330. Auf dieſe Weiſe iſt alſo die gleichzeitige An-
wendung der Streitkraͤfte im Feuergefecht durch den
Mangel des Vortheils
beſchraͤnkt und auf den ſuc-
ceſſiven Gebrauch der entbehrlichen Kraͤfte hingewieſen.

331. Im Handgefecht entſcheidet die Überlegenheit
der Zahl vor allen Dingen und die gleichzeitige An-
wendung der Kraͤfte hat ſo ſehr den Vorzug vor der
ſucceſſiven, daß dieſe durch den bloßen Begriff faſt
ganz ausgeſchloſſen und erſt durch die Nebenumſtaͤnde wie-
der moͤglich wird.

332. Das Handgefecht iſt naͤmlich eine Entſcheidung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0354" n="340"/>
halten ko&#x0364;nnen und daß die Verminderung des einen Theils<lb/>
wenn &#x017F;ie gewi&#x017F;&#x017F;e Grenzen nicht u&#x0364;ber&#x017F;chreitet, nur <hi rendition="#g">den</hi> Er-<lb/>
folg hat die <hi rendition="#g">gegen&#x017F;eitige Wirkung zu &#x017F;chwa&#x0364;chen</hi>.</p><lb/>
                <p>326. Je &#x017F;chwa&#x0364;cher aber die Zer&#x017F;to&#x0364;rungskraft des<lb/>
Feuergefechts wird, um &#x017F;o mehr Zeit wird erforderlich die<lb/>
geho&#x0364;rige Wirkung hervorzubringen. Daher i&#x017F;t derjenige<lb/>
welcher haupt&#x017F;a&#x0364;chlich Zeit gewinnen will (gewo&#x0364;hnlich der<lb/>
Vertheidiger) in dem Intere&#x017F;&#x017F;e die gemein&#x017F;chaftliche (d. i.<lb/>
die Summe der gegen&#x017F;eitigen) Zer&#x017F;to&#x0364;rungskraft des Feuer-<lb/>
gefechts &#x017F;o viel als mo&#x0364;glich zu ma&#x0364;ßigen.</p><lb/>
                <p>327. Ferner i&#x017F;t auch der in der Zahl bedeutend<lb/>
Schwa&#x0364;chere in die&#x017F;em Fall, denn bei gleichen Verlu&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ind die &#x017F;einen relativ immer gro&#x0364;ßer.</p><lb/>
                <p>328. Die entgegenge&#x017F;etzten Bedingungen werden die<lb/>
entgegenge&#x017F;etzten Intere&#x017F;&#x017F;en hervorbringen.</p><lb/>
                <p>329. Wo kein be&#x017F;onderes Intere&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;r die Be&#x017F;chleu-<lb/>
nigung der Wirkung vorherr&#x017F;cht, werden beide Theile das<lb/>
Intere&#x017F;&#x017F;e haben &#x017F;ich mit &#x017F;o Wenigem als mo&#x0364;glich zu be-<lb/>
helfen, d. h. wie &#x017F;chon (Nr. 89 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">b.</hi></hi>) ge&#x017F;agt i&#x017F;t, nur &#x017F;o viel<lb/>
anzuwenden um nicht durch die geringe Zahl den Gegner<lb/>
zu veranla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ogleich ins Handgefecht u&#x0364;berzugehen.</p><lb/>
                <p>330. Auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e i&#x017F;t al&#x017F;o die gleichzeitige An-<lb/>
wendung der Streitkra&#x0364;fte im Feuergefecht durch <hi rendition="#g">den<lb/>
Mangel des Vortheils</hi> be&#x017F;chra&#x0364;nkt und auf den &#x017F;uc-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;iven Gebrauch der entbehrlichen Kra&#x0364;fte hingewie&#x017F;en.</p><lb/>
                <p>331. Im Handgefecht ent&#x017F;cheidet die Überlegenheit<lb/>
der Zahl vor allen Dingen und die <hi rendition="#g">gleichzeitige</hi> An-<lb/>
wendung der Kra&#x0364;fte hat &#x017F;o &#x017F;ehr den Vorzug vor der<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;iven</hi>, daß die&#x017F;e durch den bloßen Begriff fa&#x017F;t<lb/>
ganz ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und er&#x017F;t durch die Nebenum&#x017F;ta&#x0364;nde wie-<lb/>
der mo&#x0364;glich wird.</p><lb/>
                <p>332. Das Handgefecht i&#x017F;t na&#x0364;mlich eine Ent&#x017F;cheidung<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0354] halten koͤnnen und daß die Verminderung des einen Theils wenn ſie gewiſſe Grenzen nicht uͤberſchreitet, nur den Er- folg hat die gegenſeitige Wirkung zu ſchwaͤchen. 326. Je ſchwaͤcher aber die Zerſtoͤrungskraft des Feuergefechts wird, um ſo mehr Zeit wird erforderlich die gehoͤrige Wirkung hervorzubringen. Daher iſt derjenige welcher hauptſaͤchlich Zeit gewinnen will (gewoͤhnlich der Vertheidiger) in dem Intereſſe die gemeinſchaftliche (d. i. die Summe der gegenſeitigen) Zerſtoͤrungskraft des Feuer- gefechts ſo viel als moͤglich zu maͤßigen. 327. Ferner iſt auch der in der Zahl bedeutend Schwaͤchere in dieſem Fall, denn bei gleichen Verluſten ſind die ſeinen relativ immer groͤßer. 328. Die entgegengeſetzten Bedingungen werden die entgegengeſetzten Intereſſen hervorbringen. 329. Wo kein beſonderes Intereſſe fuͤr die Beſchleu- nigung der Wirkung vorherrſcht, werden beide Theile das Intereſſe haben ſich mit ſo Wenigem als moͤglich zu be- helfen, d. h. wie ſchon (Nr. 89 b.) geſagt iſt, nur ſo viel anzuwenden um nicht durch die geringe Zahl den Gegner zu veranlaſſen ſogleich ins Handgefecht uͤberzugehen. 330. Auf dieſe Weiſe iſt alſo die gleichzeitige An- wendung der Streitkraͤfte im Feuergefecht durch den Mangel des Vortheils beſchraͤnkt und auf den ſuc- ceſſiven Gebrauch der entbehrlichen Kraͤfte hingewieſen. 331. Im Handgefecht entſcheidet die Überlegenheit der Zahl vor allen Dingen und die gleichzeitige An- wendung der Kraͤfte hat ſo ſehr den Vorzug vor der ſucceſſiven, daß dieſe durch den bloßen Begriff faſt ganz ausgeſchloſſen und erſt durch die Nebenumſtaͤnde wie- der moͤglich wird. 332. Das Handgefecht iſt naͤmlich eine Entſcheidung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/354
Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/354>, abgerufen am 25.11.2024.