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Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

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vorzugsweise aber von Seiten des Angreifenden schon ein
behutsames Vorschreiten zum Ziele.

139. Da im Feuergefecht die Zahl so wenig entschei-
det (Nr. 53), so folgt von selbst das Bestreben in demsel-
ben mit so wenig Kräften als nur möglich auszureichen.

140. Da im Zerstörungsakt das Feuergefecht vor-
herrscht, so herrscht auch das Bestreben der höchsten Öko-
nomie der Kräfte in demselben.

141. Da beim Handgefecht die Zahl ein so wesent-
licher Gegenstand ist, so wird bei den Entscheidungen der
partiellen Gefechte im Zerstörungsakt auch häufig eine
Mehrzahl angewendet werden müssen.

142. Im Ganzen muß aber der Charakter der Spar-
samkeit auch hier vorherrschen, und es werden in der Re-
gel nur die Entscheidungen angemessen sein die sich ohne
große Überlegenheit der Zahl gleichsam von selbst machen.

143. Ein unzeitiges Bestreben nach Entscheidung hat
zur Folge:

a) wenn sie mit Ökonomie der Kräfte eingerichtet ist
daß man in überlegenen Massen hineingeräth; oder
b) wenn die gehörigen Kräfte angewendet werden daß
man sich zu früh erschöpft.

144. Die Frage ob es zeitgemäß ist eine Entschei-
dung zu geben, widerholt sich also innerhalb des Zerstö-
rungsaktes sehr oft, sie tritt aber auch für die Hauptent-
scheidung am Ende desselben ein.

145. Der Zerstörungsakt hat deshalb das natürliche
Bestreben auf einzelnen Punkten in den Entscheidungs-
akt überzugehen, weil jeder Vortheil der sich in seinem Ver-
lauf darbietet, erst durch die zum Bedürfniß gewordene
Entscheidung sein volles Maaß erreichen kann.

146. Je erfolgreicher die im Zerstörungsakt ange-

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vorzugsweiſe aber von Seiten des Angreifenden ſchon ein
behutſames Vorſchreiten zum Ziele.

139. Da im Feuergefecht die Zahl ſo wenig entſchei-
det (Nr. 53), ſo folgt von ſelbſt das Beſtreben in demſel-
ben mit ſo wenig Kraͤften als nur moͤglich auszureichen.

140. Da im Zerſtoͤrungsakt das Feuergefecht vor-
herrſcht, ſo herrſcht auch das Beſtreben der hoͤchſten Öko-
nomie der Kraͤfte in demſelben.

141. Da beim Handgefecht die Zahl ein ſo weſent-
licher Gegenſtand iſt, ſo wird bei den Entſcheidungen der
partiellen Gefechte im Zerſtoͤrungsakt auch haͤufig eine
Mehrzahl angewendet werden muͤſſen.

142. Im Ganzen muß aber der Charakter der Spar-
ſamkeit auch hier vorherrſchen, und es werden in der Re-
gel nur die Entſcheidungen angemeſſen ſein die ſich ohne
große Überlegenheit der Zahl gleichſam von ſelbſt machen.

143. Ein unzeitiges Beſtreben nach Entſcheidung hat
zur Folge:

a) wenn ſie mit Ökonomie der Kraͤfte eingerichtet iſt
daß man in uͤberlegenen Maſſen hineingeraͤth; oder
b) wenn die gehoͤrigen Kraͤfte angewendet werden daß
man ſich zu fruͤh erſchoͤpft.

144. Die Frage ob es zeitgemaͤß iſt eine Entſchei-
dung zu geben, widerholt ſich alſo innerhalb des Zerſtoͤ-
rungsaktes ſehr oft, ſie tritt aber auch fuͤr die Hauptent-
ſcheidung am Ende deſſelben ein.

145. Der Zerſtoͤrungsakt hat deshalb das natuͤrliche
Beſtreben auf einzelnen Punkten in den Entſcheidungs-
akt uͤberzugehen, weil jeder Vortheil der ſich in ſeinem Ver-
lauf darbietet, erſt durch die zum Beduͤrfniß gewordene
Entſcheidung ſein volles Maaß erreichen kann.

146. Je erfolgreicher die im Zerſtoͤrungsakt ange-

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[307/0321] vorzugsweiſe aber von Seiten des Angreifenden ſchon ein behutſames Vorſchreiten zum Ziele. 139. Da im Feuergefecht die Zahl ſo wenig entſchei- det (Nr. 53), ſo folgt von ſelbſt das Beſtreben in demſel- ben mit ſo wenig Kraͤften als nur moͤglich auszureichen. 140. Da im Zerſtoͤrungsakt das Feuergefecht vor- herrſcht, ſo herrſcht auch das Beſtreben der hoͤchſten Öko- nomie der Kraͤfte in demſelben. 141. Da beim Handgefecht die Zahl ein ſo weſent- licher Gegenſtand iſt, ſo wird bei den Entſcheidungen der partiellen Gefechte im Zerſtoͤrungsakt auch haͤufig eine Mehrzahl angewendet werden muͤſſen. 142. Im Ganzen muß aber der Charakter der Spar- ſamkeit auch hier vorherrſchen, und es werden in der Re- gel nur die Entſcheidungen angemeſſen ſein die ſich ohne große Überlegenheit der Zahl gleichſam von ſelbſt machen. 143. Ein unzeitiges Beſtreben nach Entſcheidung hat zur Folge: a) wenn ſie mit Ökonomie der Kraͤfte eingerichtet iſt daß man in uͤberlegenen Maſſen hineingeraͤth; oder b) wenn die gehoͤrigen Kraͤfte angewendet werden daß man ſich zu fruͤh erſchoͤpft. 144. Die Frage ob es zeitgemaͤß iſt eine Entſchei- dung zu geben, widerholt ſich alſo innerhalb des Zerſtoͤ- rungsaktes ſehr oft, ſie tritt aber auch fuͤr die Hauptent- ſcheidung am Ende deſſelben ein. 145. Der Zerſtoͤrungsakt hat deshalb das natuͤrliche Beſtreben auf einzelnen Punkten in den Entſcheidungs- akt uͤberzugehen, weil jeder Vortheil der ſich in ſeinem Ver- lauf darbietet, erſt durch die zum Beduͤrfniß gewordene Entſcheidung ſein volles Maaß erreichen kann. 146. Je erfolgreicher die im Zerſtoͤrungsakt ange- 20*

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Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/321>, abgerufen am 24.11.2024.