sich im Kampfe zeigen, müssen als eigene moralische Größen betrachtet werden, die in ihrer großen Ungleichheit und Elastizität unaufhörlich über die Linie des berechnenden Verstandes hinausspielen.
43. Es ist die Aufgabe der Kriegskunst in der Theo- rie und in der Ausführung diese Kräfte zu berücksichtigen.
44. Je höher sie genutzt werden können, um so kräf- tiger und erfolgreicher wird der Kampf sein.
45. Alle Erfindungen der Kunst, als Waffen, Orga- nisation, eingeübte Taktik und die Grundsätze für den Ge- brauch der Truppen im Gefechte sind Beschränkungen des natürlichen Instinkts, indem er auf Umwegen zu einem wirksameren Gebrauche seiner Kräfte geführt werden soll. Aber die Gemüthskräfte lassen sich nicht so zuschneiden, und indem man sie zu sehr zum Instrument machen will raubt man ihnen Schwung und Kraft. Es muß ihnen also überall, sowohl zwischen den Bestimmungen der Theo- rie als ihren stehenden Einrichtungen, durchaus ein gewisser Spielraum gelassen werden. Dazu gehört für die Theorie ein hoher Standpunkt und große Umsicht, für die Aus- führung ein großer Takt des Urtheils.
Zwei Gefechtsarten. Handgefecht und Feuergefecht.
46. Von allen Waffen die der menschliche Verstand erfunden hat sind diejenigen welche die Kämpfer einander am nächsten bringen, dem rohen Faustkampfe am ähnlich- sten sind, die natürlichsten, welche dem Instinkt am meisten zusagen. Der Dolch, die Streitaxt sind es mehr als die Lanze, der Wurfspieß, die Schleuder.
47. Die Waffen womit der Feind schon in der Ent- fernung bekämpft wird sind mehr Instrumente des Ver- standes; sie lassen die Gemüthskräfte und den eigentlichen
Kampf-
ſich im Kampfe zeigen, muͤſſen als eigene moraliſche Groͤßen betrachtet werden, die in ihrer großen Ungleichheit und Elaſtizitaͤt unaufhoͤrlich uͤber die Linie des berechnenden Verſtandes hinausſpielen.
43. Es iſt die Aufgabe der Kriegskunſt in der Theo- rie und in der Ausfuͤhrung dieſe Kraͤfte zu beruͤckſichtigen.
44. Je hoͤher ſie genutzt werden koͤnnen, um ſo kraͤf- tiger und erfolgreicher wird der Kampf ſein.
45. Alle Erfindungen der Kunſt, als Waffen, Orga- niſation, eingeuͤbte Taktik und die Grundſaͤtze fuͤr den Ge- brauch der Truppen im Gefechte ſind Beſchraͤnkungen des natuͤrlichen Inſtinkts, indem er auf Umwegen zu einem wirkſameren Gebrauche ſeiner Kraͤfte gefuͤhrt werden ſoll. Aber die Gemuͤthskraͤfte laſſen ſich nicht ſo zuſchneiden, und indem man ſie zu ſehr zum Inſtrument machen will raubt man ihnen Schwung und Kraft. Es muß ihnen alſo uͤberall, ſowohl zwiſchen den Beſtimmungen der Theo- rie als ihren ſtehenden Einrichtungen, durchaus ein gewiſſer Spielraum gelaſſen werden. Dazu gehoͤrt fuͤr die Theorie ein hoher Standpunkt und große Umſicht, fuͤr die Aus- fuͤhrung ein großer Takt des Urtheils.
Zwei Gefechtsarten. Handgefecht und Feuergefecht.
46. Von allen Waffen die der menſchliche Verſtand erfunden hat ſind diejenigen welche die Kaͤmpfer einander am naͤchſten bringen, dem rohen Fauſtkampfe am aͤhnlich- ſten ſind, die natuͤrlichſten, welche dem Inſtinkt am meiſten zuſagen. Der Dolch, die Streitaxt ſind es mehr als die Lanze, der Wurfſpieß, die Schleuder.
47. Die Waffen womit der Feind ſchon in der Ent- fernung bekaͤmpft wird ſind mehr Inſtrumente des Ver- ſtandes; ſie laſſen die Gemuͤthskraͤfte und den eigentlichen
Kampf-
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ſich im Kampfe zeigen, muͤſſen als eigene moraliſche Groͤßen
betrachtet werden, die in ihrer großen Ungleichheit und
Elaſtizitaͤt unaufhoͤrlich uͤber die Linie des berechnenden
Verſtandes hinausſpielen.
43. Es iſt die Aufgabe der Kriegskunſt in der Theo-
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44. Je hoͤher ſie genutzt werden koͤnnen, um ſo kraͤf-
tiger und erfolgreicher wird der Kampf ſein.
45. Alle Erfindungen der Kunſt, als Waffen, Orga-
niſation, eingeuͤbte Taktik und die Grundſaͤtze fuͤr den Ge-
brauch der Truppen im Gefechte ſind Beſchraͤnkungen des
natuͤrlichen Inſtinkts, indem er auf Umwegen zu einem
wirkſameren Gebrauche ſeiner Kraͤfte gefuͤhrt werden ſoll.
Aber die Gemuͤthskraͤfte laſſen ſich nicht ſo zuſchneiden,
und indem man ſie zu ſehr zum Inſtrument machen will
raubt man ihnen Schwung und Kraft. Es muß ihnen
alſo uͤberall, ſowohl zwiſchen den Beſtimmungen der Theo-
rie als ihren ſtehenden Einrichtungen, durchaus ein gewiſſer
Spielraum gelaſſen werden. Dazu gehoͤrt fuͤr die Theorie
ein hoher Standpunkt und große Umſicht, fuͤr die Aus-
fuͤhrung ein großer Takt des Urtheils.
Zwei Gefechtsarten. Handgefecht und Feuergefecht.
46. Von allen Waffen die der menſchliche Verſtand
erfunden hat ſind diejenigen welche die Kaͤmpfer einander
am naͤchſten bringen, dem rohen Fauſtkampfe am aͤhnlich-
ſten ſind, die natuͤrlichſten, welche dem Inſtinkt am meiſten
zuſagen. Der Dolch, die Streitaxt ſind es mehr als die
Lanze, der Wurfſpieß, die Schleuder.
47. Die Waffen womit der Feind ſchon in der Ent-
fernung bekaͤmpft wird ſind mehr Inſtrumente des Ver-
ſtandes; ſie laſſen die Gemuͤthskraͤfte und den eigentlichen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/302>, abgerufen am 03.03.2025.
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