halten sind. Mit dieser tiefen Aufstellung ist man im Stande dem angegriffenen Punkte unaufhörlich mit neuen Angriffen zuzusetzen und wenn unsere Truppen auf dem entgegengesetzten Ende geschlagen werden, so ist man nicht gleich genöthigt hier die Sache aufzugeben, weil man Etwas hat womit man den Feind entgegengehen kann. Die Franzosen in der Schlacht bei Wagram. Der linke Flü- gel der sich dem östreichischen rechten gegenüber an der Donau befand, war äußerst schwach und wurde auch total geschlagen. Selbst ihr Centrum bei Aderklaa war nicht sehr stark und wurde von den Östreichern am ersten Tage der Schlacht zum Weichen gebracht. Aber Alles das that Nichts, weil der Kaiser auf seinem rechten Flügel mit welchem er den östreichischen linken in Fronte und Flanke angriff, eine solche Tiefe hatte daß er mit einer gewalti- gen Kolonne Kavallerie und reitenden Artillerie den Öst- reichern nach Aderklaa entgegenrückte und sie hier, wenn auch nicht schlagen, doch zum Stehen bringen konnte.
7. Wie bei der Vertheidigung muß man auch beim Angriff einen solchen Theil der feindlichen Armee zum Gegenstande seines Anfalls nehmen dessen Niederlage ent- scheidende Vortheile giebt.
8. Wie bei der Vertheidigung muß man hier nicht eher loslassen als bis man seinen Zweck erreicht hat oder gar keine Mittel mehr übrig sind. Ist der Vertheidiger auch aktiv, greift er uns auf andern Punkten an, so kön- nen wir den Sieg nicht anders erhalten als wenn wir ihn überbieten an Energie und Kühnheit. Ist er passiv, so wir man ohnehin keine große Gefahr laufen.
9. Lange zusammenhängende Truppenlinien vermei- det man ganz, sie würden nur zu Parallelangriffen führen, die jetzt nicht mehr zweckmäßig sind.
halten ſind. Mit dieſer tiefen Aufſtellung iſt man im Stande dem angegriffenen Punkte unaufhoͤrlich mit neuen Angriffen zuzuſetzen und wenn unſere Truppen auf dem entgegengeſetzten Ende geſchlagen werden, ſo iſt man nicht gleich genoͤthigt hier die Sache aufzugeben, weil man Etwas hat womit man den Feind entgegengehen kann. Die Franzoſen in der Schlacht bei Wagram. Der linke Fluͤ- gel der ſich dem oͤſtreichiſchen rechten gegenuͤber an der Donau befand, war aͤußerſt ſchwach und wurde auch total geſchlagen. Selbſt ihr Centrum bei Aderklaa war nicht ſehr ſtark und wurde von den Öſtreichern am erſten Tage der Schlacht zum Weichen gebracht. Aber Alles das that Nichts, weil der Kaiſer auf ſeinem rechten Fluͤgel mit welchem er den oͤſtreichiſchen linken in Fronte und Flanke angriff, eine ſolche Tiefe hatte daß er mit einer gewalti- gen Kolonne Kavallerie und reitenden Artillerie den Öſt- reichern nach Aderklaa entgegenruͤckte und ſie hier, wenn auch nicht ſchlagen, doch zum Stehen bringen konnte.
7. Wie bei der Vertheidigung muß man auch beim Angriff einen ſolchen Theil der feindlichen Armee zum Gegenſtande ſeines Anfalls nehmen deſſen Niederlage ent- ſcheidende Vortheile giebt.
8. Wie bei der Vertheidigung muß man hier nicht eher loslaſſen als bis man ſeinen Zweck erreicht hat oder gar keine Mittel mehr uͤbrig ſind. Iſt der Vertheidiger auch aktiv, greift er uns auf andern Punkten an, ſo koͤn- nen wir den Sieg nicht anders erhalten als wenn wir ihn uͤberbieten an Energie und Kuͤhnheit. Iſt er paſſiv, ſo wir man ohnehin keine große Gefahr laufen.
9. Lange zuſammenhaͤngende Truppenlinien vermei- det man ganz, ſie wuͤrden nur zu Parallelangriffen fuͤhren, die jetzt nicht mehr zweckmaͤßig ſind.
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halten ſind. Mit dieſer tiefen Aufſtellung iſt man im
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entgegengeſetzten Ende geſchlagen werden, ſo iſt man nicht
gleich genoͤthigt hier die Sache aufzugeben, weil man Etwas
hat womit man den Feind entgegengehen kann. Die
Franzoſen in der Schlacht bei Wagram. Der linke Fluͤ-
gel der ſich dem oͤſtreichiſchen rechten gegenuͤber an der
Donau befand, war aͤußerſt ſchwach und wurde auch total
geſchlagen. Selbſt ihr Centrum bei Aderklaa war nicht
ſehr ſtark und wurde von den Öſtreichern am erſten Tage
der Schlacht zum Weichen gebracht. Aber Alles das that
Nichts, weil der Kaiſer auf ſeinem rechten Fluͤgel mit
welchem er den oͤſtreichiſchen linken in Fronte und Flanke
angriff, eine ſolche Tiefe hatte daß er mit einer gewalti-
gen Kolonne Kavallerie und reitenden Artillerie den Öſt-
reichern nach Aderklaa entgegenruͤckte und ſie hier, wenn
auch nicht ſchlagen, doch zum Stehen bringen konnte.
7. Wie bei der Vertheidigung muß man auch beim
Angriff einen ſolchen Theil der feindlichen Armee zum
Gegenſtande ſeines Anfalls nehmen deſſen Niederlage ent-
ſcheidende Vortheile giebt.
8. Wie bei der Vertheidigung muß man hier nicht
eher loslaſſen als bis man ſeinen Zweck erreicht hat oder
gar keine Mittel mehr uͤbrig ſind. Iſt der Vertheidiger
auch aktiv, greift er uns auf andern Punkten an, ſo koͤn-
nen wir den Sieg nicht anders erhalten als wenn wir
ihn uͤberbieten an Energie und Kuͤhnheit. Iſt er paſſiv,
ſo wir man ohnehin keine große Gefahr laufen.
9. Lange zuſammenhaͤngende Truppenlinien vermei-
det man ganz, ſie wuͤrden nur zu Parallelangriffen fuͤhren,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/235>, abgerufen am 23.11.2024.
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