Seiten über ihn herfalle. Für alle diese Dispositionsarten ist die tiefe Aufstellung, nämlich die Aufstellung wo man nur 2/3 oder die Hälfte seiner Armee oder noch weniger in Fronte hat und das Übrige gerade und seitwärts da- hinter, wo möglich versteckt, sehr passend; darum ist diese Aufstellungsart von einer unendlichen Wichtigkeit.
8. Wenn ich also 2 Divisionen hätte, so würde ich sie lieber hinter als nebeneinander stellen; wenn ich 3 hätte würde ich wenigstens eine zurückstellen; bei 4 wahrscheinlich 2; bei 5 wenigstens 2, in manchen Fällen wohl 3 u. s. w.
9. Auf den Punkten wo man passiv bleibt muß man sich der Verschanzungskunst bedienen, aber in lauter einzelnen geschlossenen Werken von sehr starken Profilen.
10. Bei dem Plan welchen man sich für das Ge- fecht entwirft muß man einen großen Zweck wählen: den Angriff einer großen feindlichen Kolonne und den voll- kommenen Sieg über dieselbe. Wählt man einen kleinen Zweck während der Feind einem großen nachgeht, so kommt man offenbar zu kurz. Man spielt mit Thalern gegen Pfennige.
11. Hat man sich in seinem Vertheidigungsplane einen großen Zweck (die Vernichtung einer feindlichen Kolonne etc.) vorgesetzt, so muß man diesen mit der höchsten Energie, mit dem Aufwande der letzten Kräfte verfolgen. In den mei- sten Fällen wird der Angreifende seinem Zwecke auf einem andern Punkte nachgehen; während wir auf seinen rechten Flügel fallen wird er suchen mit seinem linken entschei- dende Vortheile zu erringen. Lassen wir nun früher nach als der Feind, verfolgen wir unsere Absicht mit weniger Energie als er, so wird er seinen Zweck ganz erreichen, seinen Vortheil ganz erkämpfen, wir den unsrigen nur
Seiten uͤber ihn herfalle. Fuͤr alle dieſe Dispoſitionsarten iſt die tiefe Aufſtellung, naͤmlich die Aufſtellung wo man nur ⅔ oder die Haͤlfte ſeiner Armee oder noch weniger in Fronte hat und das Übrige gerade und ſeitwaͤrts da- hinter, wo moͤglich verſteckt, ſehr paſſend; darum iſt dieſe Aufſtellungsart von einer unendlichen Wichtigkeit.
8. Wenn ich alſo 2 Diviſionen haͤtte, ſo wuͤrde ich ſie lieber hinter als nebeneinander ſtellen; wenn ich 3 haͤtte wuͤrde ich wenigſtens eine zuruͤckſtellen; bei 4 wahrſcheinlich 2; bei 5 wenigſtens 2, in manchen Faͤllen wohl 3 u. ſ. w.
9. Auf den Punkten wo man paſſiv bleibt muß man ſich der Verſchanzungskunſt bedienen, aber in lauter einzelnen geſchloſſenen Werken von ſehr ſtarken Profilen.
10. Bei dem Plan welchen man ſich fuͤr das Ge- fecht entwirft muß man einen großen Zweck waͤhlen: den Angriff einer großen feindlichen Kolonne und den voll- kommenen Sieg uͤber dieſelbe. Waͤhlt man einen kleinen Zweck waͤhrend der Feind einem großen nachgeht, ſo kommt man offenbar zu kurz. Man ſpielt mit Thalern gegen Pfennige.
11. Hat man ſich in ſeinem Vertheidigungsplane einen großen Zweck (die Vernichtung einer feindlichen Kolonne ꝛc.) vorgeſetzt, ſo muß man dieſen mit der hoͤchſten Energie, mit dem Aufwande der letzten Kraͤfte verfolgen. In den mei- ſten Faͤllen wird der Angreifende ſeinem Zwecke auf einem andern Punkte nachgehen; waͤhrend wir auf ſeinen rechten Fluͤgel fallen wird er ſuchen mit ſeinem linken entſchei- dende Vortheile zu erringen. Laſſen wir nun fruͤher nach als der Feind, verfolgen wir unſere Abſicht mit weniger Energie als er, ſo wird er ſeinen Zweck ganz erreichen, ſeinen Vortheil ganz erkaͤmpfen, wir den unſrigen nur
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Seiten uͤber ihn herfalle. Fuͤr alle dieſe Dispoſitionsarten
iſt die tiefe Aufſtellung, naͤmlich die Aufſtellung wo man
nur ⅔ oder die Haͤlfte ſeiner Armee oder noch weniger
in Fronte hat und das Übrige gerade und ſeitwaͤrts da-
hinter, wo moͤglich verſteckt, ſehr paſſend; darum iſt dieſe
Aufſtellungsart von einer unendlichen Wichtigkeit.
8. Wenn ich alſo 2 Diviſionen haͤtte, ſo wuͤrde ich
ſie lieber hinter als nebeneinander ſtellen; wenn ich 3
haͤtte wuͤrde ich wenigſtens eine zuruͤckſtellen; bei 4
wahrſcheinlich 2; bei 5 wenigſtens 2, in manchen Faͤllen
wohl 3 u. ſ. w.
9. Auf den Punkten wo man paſſiv bleibt muß
man ſich der Verſchanzungskunſt bedienen, aber in lauter
einzelnen geſchloſſenen Werken von ſehr ſtarken Profilen.
10. Bei dem Plan welchen man ſich fuͤr das Ge-
fecht entwirft muß man einen großen Zweck waͤhlen:
den Angriff einer großen feindlichen Kolonne und den voll-
kommenen Sieg uͤber dieſelbe. Waͤhlt man einen kleinen
Zweck waͤhrend der Feind einem großen nachgeht, ſo kommt
man offenbar zu kurz. Man ſpielt mit Thalern gegen
Pfennige.
11. Hat man ſich in ſeinem Vertheidigungsplane einen
großen Zweck (die Vernichtung einer feindlichen Kolonne ꝛc.)
vorgeſetzt, ſo muß man dieſen mit der hoͤchſten Energie, mit
dem Aufwande der letzten Kraͤfte verfolgen. In den mei-
ſten Faͤllen wird der Angreifende ſeinem Zwecke auf einem
andern Punkte nachgehen; waͤhrend wir auf ſeinen rechten
Fluͤgel fallen wird er ſuchen mit ſeinem linken entſchei-
dende Vortheile zu erringen. Laſſen wir nun fruͤher nach
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Energie als er, ſo wird er ſeinen Zweck ganz erreichen,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/229>, abgerufen am 27.11.2024.
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