dem Hauptkriegstheater nicht bezweifeln, und auf diese ist der Zweck den Feind niederzuwerfen hauptsächlich ge- gründet.
Der Schwerpunkt des französischen Reichs liegt in seiner Kriegsmacht und in Paris. Jene in einer oder mehreren Hauptschlachten besiegen, Paris erobern, die Über- reste des feindlichen Heeres über die Loire zurückwerfen muß das Ziel der Verbündeten sein. Die Herzgrube der französischen Monarchie liegt zwischen Paris und Brüssel, dort ist die Grenze von der Hauptstadt nur 30 Meilen entfernt. Der eine Theil der Verbündeten, die Engländer, Niederländer, Preußen und die norddeutschen Staaten haben dort ihren natürlichen Aufstellungspunkt, ihre Länder liegen zum Theil in der Nähe, zum Theil gerade dahinter. Östreich und Süddeutschland kann seinen Krieg mit Be- quemlichkeit nur vom Oberrhein her führen. Die natür- lichste Richtung geht auf Troyes und Paris oder auch auf Orleans. Beide Stöße, der von den Niederlanden wie der vom Oberrhein her, sind also ganz direkt und ohne Zwang, kurz und kräftig, und beide führen zum Schwerpunkt der feindlichen Macht. Auf diese beiden Punkte sollte also die ganze feindliche Macht vertheilt werden.
Nur zwei Rücksichten entfernen von dieser Einfach- heit des Plans.
Die Östreicher werden Italien nicht entblößen, sie werden dort in jedem Fall Meister der Begebenheiten bleiben wollen. Sie werden es also nicht darauf ankom- men lassen Italien durch einen Angriff auf das Herz von Frankreich mittelbar zu decken. Bei dem politischen Zu- stande des Landes ist diese Nebenabsicht nicht zu verwer- fen; aber es würde ein ganz entschiedener Fehler sein wenn
dem Hauptkriegstheater nicht bezweifeln, und auf dieſe iſt der Zweck den Feind niederzuwerfen hauptſaͤchlich ge- gruͤndet.
Der Schwerpunkt des franzoͤſiſchen Reichs liegt in ſeiner Kriegsmacht und in Paris. Jene in einer oder mehreren Hauptſchlachten beſiegen, Paris erobern, die Über- reſte des feindlichen Heeres uͤber die Loire zuruͤckwerfen muß das Ziel der Verbuͤndeten ſein. Die Herzgrube der franzoͤſiſchen Monarchie liegt zwiſchen Paris und Bruͤſſel, dort iſt die Grenze von der Hauptſtadt nur 30 Meilen entfernt. Der eine Theil der Verbuͤndeten, die Englaͤnder, Niederlaͤnder, Preußen und die norddeutſchen Staaten haben dort ihren natuͤrlichen Aufſtellungspunkt, ihre Laͤnder liegen zum Theil in der Naͤhe, zum Theil gerade dahinter. Öſtreich und Suͤddeutſchland kann ſeinen Krieg mit Be- quemlichkeit nur vom Oberrhein her fuͤhren. Die natuͤr- lichſte Richtung geht auf Troyes und Paris oder auch auf Orleans. Beide Stoͤße, der von den Niederlanden wie der vom Oberrhein her, ſind alſo ganz direkt und ohne Zwang, kurz und kraͤftig, und beide fuͤhren zum Schwerpunkt der feindlichen Macht. Auf dieſe beiden Punkte ſollte alſo die ganze feindliche Macht vertheilt werden.
Nur zwei Ruͤckſichten entfernen von dieſer Einfach- heit des Plans.
Die Öſtreicher werden Italien nicht entbloͤßen, ſie werden dort in jedem Fall Meiſter der Begebenheiten bleiben wollen. Sie werden es alſo nicht darauf ankom- men laſſen Italien durch einen Angriff auf das Herz von Frankreich mittelbar zu decken. Bei dem politiſchen Zu- ſtande des Landes iſt dieſe Nebenabſicht nicht zu verwer- fen; aber es wuͤrde ein ganz entſchiedener Fehler ſein wenn
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[196/0210]
dem Hauptkriegstheater nicht bezweifeln, und auf dieſe
iſt der Zweck den Feind niederzuwerfen hauptſaͤchlich ge-
gruͤndet.
Der Schwerpunkt des franzoͤſiſchen Reichs liegt in
ſeiner Kriegsmacht und in Paris. Jene in einer oder
mehreren Hauptſchlachten beſiegen, Paris erobern, die Über-
reſte des feindlichen Heeres uͤber die Loire zuruͤckwerfen
muß das Ziel der Verbuͤndeten ſein. Die Herzgrube der
franzoͤſiſchen Monarchie liegt zwiſchen Paris und Bruͤſſel,
dort iſt die Grenze von der Hauptſtadt nur 30 Meilen
entfernt. Der eine Theil der Verbuͤndeten, die Englaͤnder,
Niederlaͤnder, Preußen und die norddeutſchen Staaten
haben dort ihren natuͤrlichen Aufſtellungspunkt, ihre Laͤnder
liegen zum Theil in der Naͤhe, zum Theil gerade dahinter.
Öſtreich und Suͤddeutſchland kann ſeinen Krieg mit Be-
quemlichkeit nur vom Oberrhein her fuͤhren. Die natuͤr-
lichſte Richtung geht auf Troyes und Paris oder auch
auf Orleans. Beide Stoͤße, der von den Niederlanden
wie der vom Oberrhein her, ſind alſo ganz direkt und
ohne Zwang, kurz und kraͤftig, und beide fuͤhren zum
Schwerpunkt der feindlichen Macht. Auf dieſe beiden
Punkte ſollte alſo die ganze feindliche Macht vertheilt
werden.
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heit des Plans.
Die Öſtreicher werden Italien nicht entbloͤßen, ſie
werden dort in jedem Fall Meiſter der Begebenheiten
bleiben wollen. Sie werden es alſo nicht darauf ankom-
men laſſen Italien durch einen Angriff auf das Herz von
Frankreich mittelbar zu decken. Bei dem politiſchen Zu-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/210>, abgerufen am 24.11.2024.
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