hat, so würde der Besitz jener Hauptstadt höchst wahr- scheinlich den Frieden herbei geführt haben, obgleich noch ein ungeheurer Landstrich zu erwerben blieb. Im Jahre 1805 entschied die Schlacht von Austerlitz; es war also der Besitz von Wien und zwei Dritteln der östreichischen Staaten nicht hinreichend den Frieden zu gewinnen; von der andern Seite aber war auch nach jener Schlacht die Integrität von ganz Ungarn nicht hinreichend ihn zu verhin- dern. Die Niederlage des russischen Heeres war der letzte Stoß der erforderlich war; der Kaiser Alexander hatte kein anderes in der Nähe und so war der Friede eine unzweifelhafte Folge des Sieges. Hätte sich die russische Armee schon an der Donau bei den Östreichern befunden und die Niederlage derselben getheilt, so wäre wahrschein- lich die Eroberung Wiens gar nicht erforderlich gewesen und der Friede schon in Linz geschlossen.
In andern Fällen reicht die vollständige Eroberung des Staates nicht hin, wie im Jahr 1807 in Preußen, wo der Stoß gegen die russische Hülfsmacht in dem zweifelhaften Siege von Eilau nicht entschieden genug gewesen war, und der unzweifelhafte Sieg bei Friedland werden mußte was der Sieg bei Austerlitz ein Jahr vorher gewesen war.
Wir sehen, auch hier läßt sich der Erfolg nicht aus allgemeinen Ursachen bestimmen; die individuellen, die kein Mensch übersieht der nicht zur Stelle ist, und viele mora- lische, die nie zur Sprache kommen, selbst die kleinsten Züge und Zufälle, die sich in der Geschichte nur als Anek- doten zeigen, sind oft entscheidend. Was sich die Theorie hier sagen kann ist Folgendes: Es kommt darauf an die vorherrschenden Verhältnisse beider Staaten im Auge zu haben. Aus ihnen wird sich ein gewisser Schwerpunkt,
hat, ſo wuͤrde der Beſitz jener Hauptſtadt hoͤchſt wahr- ſcheinlich den Frieden herbei gefuͤhrt haben, obgleich noch ein ungeheurer Landſtrich zu erwerben blieb. Im Jahre 1805 entſchied die Schlacht von Auſterlitz; es war alſo der Beſitz von Wien und zwei Dritteln der oͤſtreichiſchen Staaten nicht hinreichend den Frieden zu gewinnen; von der andern Seite aber war auch nach jener Schlacht die Integritaͤt von ganz Ungarn nicht hinreichend ihn zu verhin- dern. Die Niederlage des ruſſiſchen Heeres war der letzte Stoß der erforderlich war; der Kaiſer Alexander hatte kein anderes in der Naͤhe und ſo war der Friede eine unzweifelhafte Folge des Sieges. Haͤtte ſich die ruſſiſche Armee ſchon an der Donau bei den Öſtreichern befunden und die Niederlage derſelben getheilt, ſo waͤre wahrſchein- lich die Eroberung Wiens gar nicht erforderlich geweſen und der Friede ſchon in Linz geſchloſſen.
In andern Faͤllen reicht die vollſtaͤndige Eroberung des Staates nicht hin, wie im Jahr 1807 in Preußen, wo der Stoß gegen die ruſſiſche Huͤlfsmacht in dem zweifelhaften Siege von Eilau nicht entſchieden genug geweſen war, und der unzweifelhafte Sieg bei Friedland werden mußte was der Sieg bei Auſterlitz ein Jahr vorher geweſen war.
Wir ſehen, auch hier laͤßt ſich der Erfolg nicht aus allgemeinen Urſachen beſtimmen; die individuellen, die kein Menſch uͤberſieht der nicht zur Stelle iſt, und viele mora- liſche, die nie zur Sprache kommen, ſelbſt die kleinſten Zuͤge und Zufaͤlle, die ſich in der Geſchichte nur als Anek- doten zeigen, ſind oft entſcheidend. Was ſich die Theorie hier ſagen kann iſt Folgendes: Es kommt darauf an die vorherrſchenden Verhaͤltniſſe beider Staaten im Auge zu haben. Aus ihnen wird ſich ein gewiſſer Schwerpunkt,
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hat, ſo wuͤrde der Beſitz jener Hauptſtadt hoͤchſt wahr-
ſcheinlich den Frieden herbei gefuͤhrt haben, obgleich noch
ein ungeheurer Landſtrich zu erwerben blieb. Im Jahre
1805 entſchied die Schlacht von Auſterlitz; es war alſo
der Beſitz von Wien und zwei Dritteln der oͤſtreichiſchen
Staaten nicht hinreichend den Frieden zu gewinnen; von
der andern Seite aber war auch nach jener Schlacht die
Integritaͤt von ganz Ungarn nicht hinreichend ihn zu verhin-
dern. Die Niederlage des ruſſiſchen Heeres war der letzte
Stoß der erforderlich war; der Kaiſer Alexander hatte
kein anderes in der Naͤhe und ſo war der Friede eine
unzweifelhafte Folge des Sieges. Haͤtte ſich die ruſſiſche
Armee ſchon an der Donau bei den Öſtreichern befunden
und die Niederlage derſelben getheilt, ſo waͤre wahrſchein-
lich die Eroberung Wiens gar nicht erforderlich geweſen
und der Friede ſchon in Linz geſchloſſen.
In andern Faͤllen reicht die vollſtaͤndige Eroberung
des Staates nicht hin, wie im Jahr 1807 in Preußen,
wo der Stoß gegen die ruſſiſche Huͤlfsmacht in dem
zweifelhaften Siege von Eilau nicht entſchieden genug
geweſen war, und der unzweifelhafte Sieg bei Friedland
werden mußte was der Sieg bei Auſterlitz ein Jahr vorher
geweſen war.
Wir ſehen, auch hier laͤßt ſich der Erfolg nicht aus
allgemeinen Urſachen beſtimmen; die individuellen, die kein
Menſch uͤberſieht der nicht zur Stelle iſt, und viele mora-
liſche, die nie zur Sprache kommen, ſelbſt die kleinſten
Zuͤge und Zufaͤlle, die ſich in der Geſchichte nur als Anek-
doten zeigen, ſind oft entſcheidend. Was ſich die Theorie
hier ſagen kann iſt Folgendes: Es kommt darauf an die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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