Nur Rom macht davon eine Ausnahme, doch erst in seinen späteren Zeiten. Lange kämpfte es mit kleinen Schaaren um Beute und um Bündniß mit seinen Nach- barn den gewöhnlichen Kampf. Es wird groß, mehr durch die Bündnisse die es schließt und in welchen sich die benachbarten Völker nach und nach mit ihm zu einem Ganzen verschmelzen, als durch wahre Unterwerfungen. Nur erst, nachdem es sich auf diese Weise in ganz Unter- italien ausgebreitet hat, fängt es an wirklich erobernd vor- zuschreiten. Carthago fällt, Spanien und Gallien werden erobert, Griechenland unterworfen, und in Asien und Ägypten seine Herrschaft ausgebreitet. In dieser Zeit sind seine Streitkräfte ungeheuer, ohne daß seine Anstrengungen es wären; sie werden mit seinen Reichthümern bestritten; es gleicht nicht mehr den alten Republiken und nicht mehr sich selbst. Es steht einzig da.
Eben so einzig in ihrer Art sind die Kriege Alexan- ders. Mit einem kleinen, aber durch seine innere Voll- kommenheit ausgezeichneten Heere wirft er die morschen Gebäude der asiatischen Staaten nieder. Ohne Rast und rücksichtslos durchzieht er das weite Asien und dringt bis Indien vor. Republiken konnten das nicht; das konnte so schnell nur ein König vollbringen, der gewissermaßen sein eigener Condottiero war.
Die großen und kleinen Monarchien des Mittelalters führten ihre Kriege mit Lehnsheeren. Da war Alles auf eine kurze Zeit beschränkt; was in der nicht ausgerichtet werden konnte, mußte als unausführbar angesehen werden. Das Lehnsheer selbst bestand aus einer Einschachtelung von Vasallenthum; das Band welches dasselbe zusammenhielt war halb gesetzliche Pflicht, halb freiwilliges Bündniß, das Ganze eine wahre Conföderation. Bewaffnung und
Nur Rom macht davon eine Ausnahme, doch erſt in ſeinen ſpaͤteren Zeiten. Lange kaͤmpfte es mit kleinen Schaaren um Beute und um Buͤndniß mit ſeinen Nach- barn den gewoͤhnlichen Kampf. Es wird groß, mehr durch die Buͤndniſſe die es ſchließt und in welchen ſich die benachbarten Voͤlker nach und nach mit ihm zu einem Ganzen verſchmelzen, als durch wahre Unterwerfungen. Nur erſt, nachdem es ſich auf dieſe Weiſe in ganz Unter- italien ausgebreitet hat, faͤngt es an wirklich erobernd vor- zuſchreiten. Carthago faͤllt, Spanien und Gallien werden erobert, Griechenland unterworfen, und in Aſien und Ägypten ſeine Herrſchaft ausgebreitet. In dieſer Zeit ſind ſeine Streitkraͤfte ungeheuer, ohne daß ſeine Anſtrengungen es waͤren; ſie werden mit ſeinen Reichthuͤmern beſtritten; es gleicht nicht mehr den alten Republiken und nicht mehr ſich ſelbſt. Es ſteht einzig da.
Eben ſo einzig in ihrer Art ſind die Kriege Alexan- ders. Mit einem kleinen, aber durch ſeine innere Voll- kommenheit ausgezeichneten Heere wirft er die morſchen Gebaͤude der aſiatiſchen Staaten nieder. Ohne Raſt und ruͤckſichtslos durchzieht er das weite Aſien und dringt bis Indien vor. Republiken konnten das nicht; das konnte ſo ſchnell nur ein Koͤnig vollbringen, der gewiſſermaßen ſein eigener Condottiero war.
Die großen und kleinen Monarchien des Mittelalters fuͤhrten ihre Kriege mit Lehnsheeren. Da war Alles auf eine kurze Zeit beſchraͤnkt; was in der nicht ausgerichtet werden konnte, mußte als unausfuͤhrbar angeſehen werden. Das Lehnsheer ſelbſt beſtand aus einer Einſchachtelung von Vaſallenthum; das Band welches daſſelbe zuſammenhielt war halb geſetzliche Pflicht, halb freiwilliges Buͤndniß, das Ganze eine wahre Confoͤderation. Bewaffnung und
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Nur Rom macht davon eine Ausnahme, doch erſt
in ſeinen ſpaͤteren Zeiten. Lange kaͤmpfte es mit kleinen
Schaaren um Beute und um Buͤndniß mit ſeinen Nach-
barn den gewoͤhnlichen Kampf. Es wird groß, mehr
durch die Buͤndniſſe die es ſchließt und in welchen ſich
die benachbarten Voͤlker nach und nach mit ihm zu einem
Ganzen verſchmelzen, als durch wahre Unterwerfungen.
Nur erſt, nachdem es ſich auf dieſe Weiſe in ganz Unter-
italien ausgebreitet hat, faͤngt es an wirklich erobernd vor-
zuſchreiten. Carthago faͤllt, Spanien und Gallien werden
erobert, Griechenland unterworfen, und in Aſien und
Ägypten ſeine Herrſchaft ausgebreitet. In dieſer Zeit ſind
ſeine Streitkraͤfte ungeheuer, ohne daß ſeine Anſtrengungen
es waͤren; ſie werden mit ſeinen Reichthuͤmern beſtritten;
es gleicht nicht mehr den alten Republiken und nicht mehr
ſich ſelbſt. Es ſteht einzig da.
Eben ſo einzig in ihrer Art ſind die Kriege Alexan-
ders. Mit einem kleinen, aber durch ſeine innere Voll-
kommenheit ausgezeichneten Heere wirft er die morſchen
Gebaͤude der aſiatiſchen Staaten nieder. Ohne Raſt und
ruͤckſichtslos durchzieht er das weite Aſien und dringt bis
Indien vor. Republiken konnten das nicht; das konnte
ſo ſchnell nur ein Koͤnig vollbringen, der gewiſſermaßen
ſein eigener Condottiero war.
Die großen und kleinen Monarchien des Mittelalters
fuͤhrten ihre Kriege mit Lehnsheeren. Da war Alles auf
eine kurze Zeit beſchraͤnkt; was in der nicht ausgerichtet
werden konnte, mußte als unausfuͤhrbar angeſehen werden.
Das Lehnsheer ſelbſt beſtand aus einer Einſchachtelung von
Vaſallenthum; das Band welches daſſelbe zuſammenhielt
war halb geſetzliche Pflicht, halb freiwilliges Buͤndniß,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/120>, abgerufen am 22.11.2024.
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