kann, sondern nach den Geistes- und Gemüthseigenschaften der Fürsten, Staatsmänner, Feldherren bestimmt wird, sei es daß sie in einer Person vereinigt sind oder nicht.
Allgemein und einer abstrakten Behandlung fähiger wird der Gegenstand schon dann, wenn wir auf die allgemeinen Verhältnisse der Staaten sehen, die sie von ihrer Zeit und den Umständen erhalten haben. Wir müssen uns hier einen flüchtigen Blick auf die Geschichte erlauben.
Halbgebildete Tartaren, Republiken der alten Welt, Lehnsherren und Handelsstädte des Mittelalters, Könige des achtzehnten Jahrhunderts, endlich Fürsten und Völker des neunzehnten Jahrhunderts: alle führen den Krieg auf ihre Weise, führen ihn anders, mit andern Mitteln und nach einem andern Ziel.
Die Tartarenschwärme suchen neue Wohnsitze. Sie ziehen mit dem ganzen Volke aus, mit Weib und Kind, sie sind also zahlreich, wie verhältnißmäßig kein anderes Heer, und ihr Ziel ist Unterwerfung oder Vertreibung des Gegners. Sie würden mit diesen Mitteln bald Alles vor sich niederwerfen, ließe sich damit ein hoher Kulturzustand vereinigen.
Die alten Republiken, mit Ausnahme Roms, sind von geringem Umfange; noch geringer ist der Umfang ihres Heeres, denn sie schließen die große Masse, den Pö- bel, aus; sie sind zu zahlreich und zu nahe bei einander um nicht in dem natürlichen Gleichgewicht, in welches sich nach einem ganz allgemeinen Naturgesetz kleine abgesonderte Theile immer setzen, Hinderniß zu großen Unternehmungen zu finden; daher beschränken sich ihre Kriege auf Ver- heerungen des flachen Landes und Einnahme einzelner Städte, um in diesen sich für die Folge einen mäßigen Einfluß zu sichern.
kann, ſondern nach den Geiſtes- und Gemuͤthseigenſchaften der Fuͤrſten, Staatsmaͤnner, Feldherren beſtimmt wird, ſei es daß ſie in einer Perſon vereinigt ſind oder nicht.
Allgemein und einer abſtrakten Behandlung faͤhiger wird der Gegenſtand ſchon dann, wenn wir auf die allgemeinen Verhaͤltniſſe der Staaten ſehen, die ſie von ihrer Zeit und den Umſtaͤnden erhalten haben. Wir muͤſſen uns hier einen fluͤchtigen Blick auf die Geſchichte erlauben.
Halbgebildete Tartaren, Republiken der alten Welt, Lehnsherren und Handelsſtaͤdte des Mittelalters, Koͤnige des achtzehnten Jahrhunderts, endlich Fuͤrſten und Voͤlker des neunzehnten Jahrhunderts: alle fuͤhren den Krieg auf ihre Weiſe, fuͤhren ihn anders, mit andern Mitteln und nach einem andern Ziel.
Die Tartarenſchwaͤrme ſuchen neue Wohnſitze. Sie ziehen mit dem ganzen Volke aus, mit Weib und Kind, ſie ſind alſo zahlreich, wie verhaͤltnißmaͤßig kein anderes Heer, und ihr Ziel iſt Unterwerfung oder Vertreibung des Gegners. Sie wuͤrden mit dieſen Mitteln bald Alles vor ſich niederwerfen, ließe ſich damit ein hoher Kulturzuſtand vereinigen.
Die alten Republiken, mit Ausnahme Roms, ſind von geringem Umfange; noch geringer iſt der Umfang ihres Heeres, denn ſie ſchließen die große Maſſe, den Poͤ- bel, aus; ſie ſind zu zahlreich und zu nahe bei einander um nicht in dem natuͤrlichen Gleichgewicht, in welches ſich nach einem ganz allgemeinen Naturgeſetz kleine abgeſonderte Theile immer ſetzen, Hinderniß zu großen Unternehmungen zu finden; daher beſchraͤnken ſich ihre Kriege auf Ver- heerungen des flachen Landes und Einnahme einzelner Staͤdte, um in dieſen ſich fuͤr die Folge einen maͤßigen Einfluß zu ſichern.
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[105/0119]
kann, ſondern nach den Geiſtes- und Gemuͤthseigenſchaften
der Fuͤrſten, Staatsmaͤnner, Feldherren beſtimmt wird,
ſei es daß ſie in einer Perſon vereinigt ſind oder nicht.
Allgemein und einer abſtrakten Behandlung faͤhiger wird
der Gegenſtand ſchon dann, wenn wir auf die allgemeinen
Verhaͤltniſſe der Staaten ſehen, die ſie von ihrer Zeit und
den Umſtaͤnden erhalten haben. Wir muͤſſen uns hier
einen fluͤchtigen Blick auf die Geſchichte erlauben.
Halbgebildete Tartaren, Republiken der alten Welt,
Lehnsherren und Handelsſtaͤdte des Mittelalters, Koͤnige
des achtzehnten Jahrhunderts, endlich Fuͤrſten und Voͤlker
des neunzehnten Jahrhunderts: alle fuͤhren den Krieg auf
ihre Weiſe, fuͤhren ihn anders, mit andern Mitteln und
nach einem andern Ziel.
Die Tartarenſchwaͤrme ſuchen neue Wohnſitze. Sie
ziehen mit dem ganzen Volke aus, mit Weib und Kind,
ſie ſind alſo zahlreich, wie verhaͤltnißmaͤßig kein anderes
Heer, und ihr Ziel iſt Unterwerfung oder Vertreibung des
Gegners. Sie wuͤrden mit dieſen Mitteln bald Alles vor
ſich niederwerfen, ließe ſich damit ein hoher Kulturzuſtand
vereinigen.
Die alten Republiken, mit Ausnahme Roms, ſind
von geringem Umfange; noch geringer iſt der Umfang
ihres Heeres, denn ſie ſchließen die große Maſſe, den Poͤ-
bel, aus; ſie ſind zu zahlreich und zu nahe bei einander um
nicht in dem natuͤrlichen Gleichgewicht, in welches ſich
nach einem ganz allgemeinen Naturgeſetz kleine abgeſonderte
Theile immer ſetzen, Hinderniß zu großen Unternehmungen
zu finden; daher beſchraͤnken ſich ihre Kriege auf Ver-
heerungen des flachen Landes und Einnahme einzelner
Staͤdte, um in dieſen ſich fuͤr die Folge einen maͤßigen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/119>, abgerufen am 25.11.2024.
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