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Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

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zu reinigen und auch bei ihnen das eigentliche Ziel des
kriegerischen Aktes, die Vernichtung des Feindes, überall
gehörig als die Hauptsache herantreten zu lassen: kehren
wir nun zu dem Ganzen des Krieges zurück, indem wir
uns vornehmen von dem Kriegs- und Feldzugsplan zu
reden, und sind also genöthigt an die Vorstellungen un-
seres ersten Buches wieder anzuknüpfen.

In diesen Kapiteln, welche die Gesammtfrage abhan-
deln sollen, ist die eigentlichste Strategie, das Umfassendste
und Wichtigste derselben enthalten. Wir betreten dieses
Innerste ihres Gebietes, in welchem alle übrigen Fäden
zusammenlaufen, nicht ohne Scheu.

In der That ist diese Scheu nicht mehr als billig.

Wenn man auf der einen Seite sieht wie das kriege-
rische Handeln so höchst einfach erscheint, wenn man hört
und liest wie die größten Feldherrn gerade am einfachsten
und schlichtesten sich darüber ausdrücken, wie das Regieren
und Bewegen der aus hunderttausend Gliedern zusammen-
gesetzten schwerfälligen Maschine in ihrem Munde sich
nicht anders ausnimmt als ob von ihrem einzigen Indi-
viduo die Rede sei, so daß der ganze ungeheuere Akt des
Krieges zu einer Art Zweikampf individualisirt wird; wenn
man dabei die Motive ihres Handelns bald mit ein Paar
einfachen Vorstellungen, bald mit irgend einer Regung des
Gemüthes angegeben findet; wenn man diese leichte, sichere,
man möchte sagen leichtfertige Weise sieht, wie sie den
Gegenstand auffassen; und nun von der andern Seite die
Anzahl von Verhältnissen die für den untersuchenden Ver-
stand in Anregung kommen; die großen, oft unbestimmten
Entfernungen, in welchen die einzelnen Fäden auslaufen
und die Unzahl von Combinationen die vor uns liegen;
wenn man dabei an die Verpflichtung denkt welche die

zu reinigen und auch bei ihnen das eigentliche Ziel des
kriegeriſchen Aktes, die Vernichtung des Feindes, uͤberall
gehoͤrig als die Hauptſache herantreten zu laſſen: kehren
wir nun zu dem Ganzen des Krieges zuruͤck, indem wir
uns vornehmen von dem Kriegs- und Feldzugsplan zu
reden, und ſind alſo genoͤthigt an die Vorſtellungen un-
ſeres erſten Buches wieder anzuknuͤpfen.

In dieſen Kapiteln, welche die Geſammtfrage abhan-
deln ſollen, iſt die eigentlichſte Strategie, das Umfaſſendſte
und Wichtigſte derſelben enthalten. Wir betreten dieſes
Innerſte ihres Gebietes, in welchem alle uͤbrigen Faͤden
zuſammenlaufen, nicht ohne Scheu.

In der That iſt dieſe Scheu nicht mehr als billig.

Wenn man auf der einen Seite ſieht wie das kriege-
riſche Handeln ſo hoͤchſt einfach erſcheint, wenn man hoͤrt
und lieſt wie die groͤßten Feldherrn gerade am einfachſten
und ſchlichteſten ſich daruͤber ausdruͤcken, wie das Regieren
und Bewegen der aus hunderttauſend Gliedern zuſammen-
geſetzten ſchwerfaͤlligen Maſchine in ihrem Munde ſich
nicht anders ausnimmt als ob von ihrem einzigen Indi-
viduo die Rede ſei, ſo daß der ganze ungeheuere Akt des
Krieges zu einer Art Zweikampf individualiſirt wird; wenn
man dabei die Motive ihres Handelns bald mit ein Paar
einfachen Vorſtellungen, bald mit irgend einer Regung des
Gemuͤthes angegeben findet; wenn man dieſe leichte, ſichere,
man moͤchte ſagen leichtfertige Weiſe ſieht, wie ſie den
Gegenſtand auffaſſen; und nun von der andern Seite die
Anzahl von Verhaͤltniſſen die fuͤr den unterſuchenden Ver-
ſtand in Anregung kommen; die großen, oft unbeſtimmten
Entfernungen, in welchen die einzelnen Faͤden auslaufen
und die Unzahl von Combinationen die vor uns liegen;
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[90/0104] zu reinigen und auch bei ihnen das eigentliche Ziel des kriegeriſchen Aktes, die Vernichtung des Feindes, uͤberall gehoͤrig als die Hauptſache herantreten zu laſſen: kehren wir nun zu dem Ganzen des Krieges zuruͤck, indem wir uns vornehmen von dem Kriegs- und Feldzugsplan zu reden, und ſind alſo genoͤthigt an die Vorſtellungen un- ſeres erſten Buches wieder anzuknuͤpfen. In dieſen Kapiteln, welche die Geſammtfrage abhan- deln ſollen, iſt die eigentlichſte Strategie, das Umfaſſendſte und Wichtigſte derſelben enthalten. Wir betreten dieſes Innerſte ihres Gebietes, in welchem alle uͤbrigen Faͤden zuſammenlaufen, nicht ohne Scheu. In der That iſt dieſe Scheu nicht mehr als billig. Wenn man auf der einen Seite ſieht wie das kriege- riſche Handeln ſo hoͤchſt einfach erſcheint, wenn man hoͤrt und lieſt wie die groͤßten Feldherrn gerade am einfachſten und ſchlichteſten ſich daruͤber ausdruͤcken, wie das Regieren und Bewegen der aus hunderttauſend Gliedern zuſammen- geſetzten ſchwerfaͤlligen Maſchine in ihrem Munde ſich nicht anders ausnimmt als ob von ihrem einzigen Indi- viduo die Rede ſei, ſo daß der ganze ungeheuere Akt des Krieges zu einer Art Zweikampf individualiſirt wird; wenn man dabei die Motive ihres Handelns bald mit ein Paar einfachen Vorſtellungen, bald mit irgend einer Regung des Gemuͤthes angegeben findet; wenn man dieſe leichte, ſichere, man moͤchte ſagen leichtfertige Weiſe ſieht, wie ſie den Gegenſtand auffaſſen; und nun von der andern Seite die Anzahl von Verhaͤltniſſen die fuͤr den unterſuchenden Ver- ſtand in Anregung kommen; die großen, oft unbeſtimmten Entfernungen, in welchen die einzelnen Faͤden auslaufen und die Unzahl von Combinationen die vor uns liegen; wenn man dabei an die Verpflichtung denkt welche die

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Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/104>, abgerufen am 22.11.2024.